SZ + Update Zittau
Merken

Wieder Proteste von Montags-Demonstranten und AfD-Gegnern auf Zittauer Markt

Die üblichen Montags-Demonstranten sind auf dem Markt nicht mehr allein. Mitorganisator Professor Peter Dierich hält manche Vorwürfe und Vergleiche der Gegenseite für strafbar.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die beiden Demonstrationen am Montagabend auf dem Zittauer Markt.
Die beiden Demonstrationen am Montagabend auf dem Zittauer Markt. © Matthias Weber/photoweber.de

Seit den Enthüllungen des Recherche-Kollektivs "Correctiv" geht eine Welle von Demonstrationen gegen die Rechtspartei AfD durch Deutschland - auch in Zittau. "Correctiv" hatte über ein Treffen in Potsdam von Rechtsextremen, AfD-Politikern und auch solchen der "Werte-Union" innerhalb der CDU berichtet, bei dem es unter dem Begriff "Remigration" um die Deportation von Ausländern gegangen war. Seitdem stellt sich nun den üblichen Montags-Protestlern auf dem Zittauer Markt dort auch eine Anti-AfD-Demonstration entgegen.

Die Lager sind einander unversöhnlich. "Alerta! Alerta! Antifaschista!" skandierten die Teilnehmer der Anti-AfD-Demo zu Beginn gegen 18 Uhr. Ein Sprecher erinnerte daran, dass sich zwei Tage zuvor die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945 gejährt habe. "Auschwitz war nicht unser Verschulden. Aber es wäre unser Verschulden, wenn es noch mal passiert. Deshalb sind wir hier", sagte der Sprecher.

Die Demo-Deko: Regenbogen-Fahnen und solche der Antifa oder auch der Linke. Weitere Rufe im Chor: "Ganz Zittau hasst die AfD!" und "Nazis raus!" Dem üblichen Lied "Die Gedanken sind frei" der Montagsprotestler setzten sie den Punk-Klassiker "Fight for your right to party" entgegen.

Anders die Flaggenfarben auf der anderen Seite des Markts vor dem Rathaus. Dort beherrschten die im rechtsextremen Spektrum gebräuchlichen "Wirmer-Flaggen" das Bild und die der rechtsextremen "Freien Sachsen". Gezeigt wurde auch ein Transparent mit der Aufschrift "Grüne an die Ostfront". Zur Begrüßung ergriff Professor Peter Dierich - einst Gründungsrektor der Hochschule Zittau/Görlitz - das Wort.

"Ein Herzliches Willkommen den Freunden des Friedens, der Freiheit und der Selbstbestimmung", sagte er. Angesichts der Gegen-Demo gelte es nun, "erst recht zu zeigen, wer die Stimme des Volkes vertritt". Er reklamierte 635 Teilnehmer und sprach von seiner Versammlung als der "auf der Ostseite (des Markts), wo die Sonne aufgeht" und der der Gegenseite als einer "auf der Westseite, der Untergangsseite".

Professor Peter Dierich hält den Vergleich des geheimen Rechten-Treffens in Potsdam mit der Wannsee-Konferenz für strafbar.
Professor Peter Dierich hält den Vergleich des geheimen Rechten-Treffens in Potsdam mit der Wannsee-Konferenz für strafbar. © Matthias Weber/photoweber.de

Die "Correctiv"-Veröffentlichung betreffend sagte er: "Ein privates Treffen mit der Wannsee-Konferenz zu vergleichen, erfüllt einen Straftatbestand. Die Regierung und die Medien sind offensichtlich Straftäter." Es würden durch die Veröffentlichung "Angst und Lügen geschürt". Gegenüber SZ präzisierte er, dass in dem "Correctiv"-Bericht - und auch bei jenem Treffen - nie vom Begriff "Deportation" die Rede gewesen sei.

"Das hat erst der Spiegel daraus gemacht", sagte er - und sieht in dieser Interpretation sowie in einem Vergleich mit der Wannsee-Konferenz eine Verharmlosung der Nazi-Verbrechen. Der Begriff "Remigration" würde im Übrigen selbst sowohl von Innenministerin Nancy Faeser als auch Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) verwendet.

Einige der auf beiden Seiten verwendeten Flaggen sind klar dem rechts- oder links-extremen Spektrum zuzuordnen. Auf beiden Seiten nahmen aber auch viele Menschen aus der sogenannten "bürgerlichen Mitte" teil. Die Teilnehmerzahl gab die Polizei mit rund 500 auf der Seite der Montagsdemonstranten an, die der Gegenseite mit 370. (SZ)

Korrekturhinweis, 30. Januar, 13 Uhr: In einer ursprünglichen Version des Berichts hieß es, bei der Anti-AfD-Demo sei der britische Punk-Klassiker "Fight for your right to party" gespielt worden. Die Band "Beastie Boys" stammt aber aus New York / USA.