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Tschechen entdecken nach Märkten und Freibädern touristische Angebote für sich

Die Tschechen kommen nicht mehr nur wegen billiger Einkäufe oder zum Baden über die Grenze. Ein Anziehungsmagnet ist der Zittauer Tierpark - trotz des Liberecer Zoos.

Von Petra Laurin
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Die beiden Tschechinnen haben offensichtlich Spaß im Zittauer Tierpark.
Die beiden Tschechinnen haben offensichtlich Spaß im Zittauer Tierpark. © Petra Laurin

Der Zittauer Tierpark hat 2022 einen Nach-Wende-Rekord erlebt: 77.000 Menschen haben die Tiere in der Weinau besucht. Einen großen Anteil daran haben Tschechen. „Sie bilden heute fast ein Drittel unserer Gäste und die Zahlen steigen immer weiter", sagt Tierparkdirektor Andreas Stegemann. "Viele haben sogar eine Jahreskarte.“

Zwar gibt es in Zittau keine weißen Tiger, Löwen oder Elefanten. Dafür freuen sich die tschechischen Besucher eigenen Aussagen zufolge über den direkteren Kontakt zu den Tieren, die Sauberkeit des Tierparks und die Freundlichkeit der Mitarbeiter. Auch die fünf Spielplätze - jetzt im Sommer natürlich vor allem der neue Wasserspielplatz - ziehen sie an.

Auch die Kinder einer tschechischen Gruppe, die vergangene Woche in der Weinau zu Gast war, planschten im Wasser, während die Erwachsenen auf den neuen Sitzgelegenheiten ausruhten. „Ich habe meine Jahreskarte im Juni gekauft und seitdem waren wir mit den Kindern schon mindestens zehnmal hier“, sagt Alžběta, eine junge Mutter aus Liberec–Ruprechtice (Ruppersdorf), die es von ihrem Haus zum Liberecer (Reichenberger) Zoo nur 20 Minuten zu Fuß hat und trotzdem lieber nach Zittau fährt. Bei jeder Heimreise muss sie ihren Kindern einen neuen Besuch versprechen und stets bringt sie dann neue Gäste mit.

Der größte Anziehungspunkt für Kinder sind nach Ansicht des Tierparkdirektors die Pinguine. Das bestätigt eine Rumburkerin, die parallel zu den Liberecern den Tierpark mit ihren Enkeln besuchte: „Die Fütterung um 15.30 Uhr dürfen sie nicht verpassen." Über die Sprachbarriere brauchen sich die tschechischen Besucher keinen Kopf zu machen. Gleich an der Kasse stoßen sie auf die hilfsbereite Veronika Kumpfe, die Tschechisch spricht. Auch die Beschilderung ist mehrsprachig. Von Mai bis September gibt es jeden Mittwoch leckere regionale Spezialitäten in der “Kräuterküche”. Während der Sommerferien hat der Kiosk mit Oberlausitzer Eis und feinen hausgemachten Kleckskuchen geöffnet. „Sogar Hunde können an der Leine mitgeführt werden, das ist bei uns in Liberec nicht möglich“, freut sich eine tschechische Rentnerin.

Vor allem am Wochenende, in den Ferien oder an Feiertagen kommen viele Tschechen. „Die meisten Tschechen kommen samstags, wenn sie ihren Besuch im Tierpark mit einem Einkaufsbummel am Nachmittag verbinden können“, verrät Veronika Kumpfe. Häufig kommen Familien nicht nur aus Liberec und Jablonec (Gablonz), sondern bis aus Mladá Boleslav (Jung Bunzlau), Děčín (Tetschen) oder Prag. Immer öfter wandern auch ganze Schulklassen, Kinder- oder Seniorengruppen durch den Tierpark. Vor allem, wenn sie Deutsch lernen.

So gehört zum Beispiel die Sprachgrundschule an Husova Straße in Liberec zu den Dauergästen. Sie gibt sogar Stunden in der Weinau. Zuletzt kamen auch Kinder aus dem Haus der deutsch-tschechischen Verständigung in Jablonec in den Tierpark. Sie machten eine Wanderung mit Lamas und fütterten sie. "Eines der schönsten Erlebnisse hatten wir hier mit Kängurus", erzählt Květa Šelbická, Lehrerin, die viele Vorschulkindergruppe aus Jablonec nach Zittau begleitet. "Einmal sprang eins meiner Enkelin direkt über den Kopf."

Die tschechische Kindergruppe bei der Lama-Wanderung.
Die tschechische Kindergruppe bei der Lama-Wanderung. © Petra Laurin

Der Tierpark selbst pflegt Kontakte nach Tschechien, zum Beispiel zum Geopark in Ralsko oder zur Königsmühle im Erzgebirge. „Wir haben einen Flyer auch in tschechischer Sprache herausgegeben, der in den Infozentren in der Grenzregion verteilt wird“, sagt Direktor Stegemann zu seinen Bemühungen um weitere tschechische Gäste. Noch aber kommen die meisten Tschechen wegen der "Mundpropaganda".