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Wie ein Zittauer Verein den Ansturm auf seinen Reha-Sport bewältigt

550 Menschen betreut die Sportgemeinschaft Zittau-Süd in der Abteilung Gesundheits- und Rehasport. Nun stehen zwei weitere Trainer kurz vor dem Abschluss der Ausbildung.

Von Rolf Hill
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Ute Seibt und Dieter Scheunig (links) lassen sich im Zittauer Stadtbad zu Wassergymnastik-Trainern des Sportvereins Zittau-Süd ausbilden. Dessen Abteilung Reha-Sport hat Reinhard Thöns aufgebaut.
Ute Seibt und Dieter Scheunig (links) lassen sich im Zittauer Stadtbad zu Wassergymnastik-Trainern des Sportvereins Zittau-Süd ausbilden. Dessen Abteilung Reha-Sport hat Reinhard Thöns aufgebaut. © Matthias Weber/photoweber.de

Es muss nicht immer gleich der Arzt mit Medikamenten her, wenn es mal irgendwo zwickt und zwackt, auch nach älteren Verletzungen oder bei länger anhaltenden Beschwerden. Oft hilft da schon eine Verordnung über Reha-Sport. Das Problem ist nur: Wer nimmt mich an? Das gilt insbesondere für Wassergymnastik. Die Wartelisten sind lang. Reinhard Thöns von der Sportgemeinschaft Zittau-Süd weiß davon ein Lied zu singen. Immerhin hat der 74-Jährige 1996 hier die Abteilung Gesundheits- und Rehasport selbst ins Leben gerufen und ist dort auch noch heute als Hauptübungsleiter tätig. „Der Bedarf ist nach wie vor groß“, sagt er. „Gegenwärtig betreuen wir über 550 Mitglieder, von denen längst nicht mehr alle eine ärztliche Verordnung haben, sondern auf eigene Kosten weiter bei uns bleiben, weil sie merken, dass ihnen diese sportliche Betätigung guttut.“ Inzwischen sei seine Abteilung die größte im Verein, so Reinhard Thöns, aber man komme schon längst an die Grenzen. Gegenwärtig gibt es 39 Gruppen im Bereich Wassergymnastik und Funktionelles Training des Stütz- und Bewegungsapparats, die von 22 Übungsleitern betreut und trainiert werden. Alle von ihnen besitzen eine Lizenz für beide Bereiche. Kein Wunder also, dass man händeringend um Nachwuchs bemüht ist.

„Das müssen nicht immer nur junge Leute sein, die sich für dieses Ehrenamt interessieren“, betont Reinhard Thöns. Viel wichtiger sei dabei das Motiv, selbst fit zu bleiben und dabei außerdem noch anderen Menschen helfen zu können.

Das bestätigen seine beiden Schützlinge, die gegenwärtig mitten in der Ausbildung sind. Ute Seibt ist sogar schon 65 Jahre alt. Nun als Rentnerin habe sie erst richtig Zeit, sich einer solchen Sache zu widmen, sagt sie. Mit dem Wasser fühle sie sich seit ihrer Jugend verbunden. Damals war sie Rettungsschwimmerin. Im vergangenen Jahr ging sie mit ihrer Schwester zur Übungsstunde Wassergymnastik ins Westpark-Center und fand Gefallen an der Sache. Sie meldete sich für eine Ausbildung an und fand sich im September beim Grundkurs des Oberlausitzer Kreissportbunds in Görlitz wieder. Ihr Mann, früher leidenschaftlicher Fußballer, habe sie in ihrem Entschluss von Anfang an bestärkt.

Der Grundkurs war auch die erste Station für den 50 Jahre alten Dieter Scheunig. Er sei zwar in seiner beruflichen Tätigkeit als Leiter des Zittauer Eigenbetriebes Forstwirtschaft und Kommunale Dienste sowie des Bauhofs Hirschfelde eigentlich ausgelastet, aber diese neue Herausforderung gehe schon in Ordnung. Entscheidender Ausgangspunkt war für ihn eine überstandene eigene Erkrankung im orthopädischen Bereich. Damals nahm er auf ärztliche Verordnung an der Wassergymnastik teil und kam auf den Geschmack. „Es hat mir gut gefallen und meine Beschwerden gelindert“, sagt er. Deshalb habe er sich entschlossen, diese Erfahrungen auch anderen Betroffenen zu vermitteln. Auch er fand seitens der Familie volle Unterstützung.

Die Ausbildung der beiden verläuft nun zum größten Teil in Zittau, wo sie aktiv an den Übungsstunden teilnehmen und unter fachlicher Aufsicht auch schon einzelne Übungselemente selbst gestalten. Hinzu kommen mehrere Schulungen an Wochenenden in Leipzig. Dabei zahlt der Verein die anfallenden Gebühren und übernimmt auch die Fahrtkosten. Bei diesen Seminaren geht es sowohl um Theorie im Bereich Anatomie, Bewegungslehre, aber auch den Aufbau einer Unterrichtsstunde und vieles mehr - einschließlich praktischer Übungen. Zuletzt waren sie dort Ende Januar/Anfang Februar.

Beide sind mit großer Begeisterung dabei. Der Umfang selbst gestalteter Elemente wird immer größer. Nun freuen sie sich darauf, Stück für Stück ihre eigene Trainingsgruppe zu übernehmen. „Es macht Spaß, etwas Neues zu lernen und das anschließend an die anderen weiterzugeben“, sagt Dieter Scheunig. Und Ute Seibt ergänzt: „Man lernt neue Leute kennen, freut sich über die gelungenen Übungen sowie Lob und Anerkennung der Teilnehmer.“

Noch ist die Ausbildung nicht abgeschlossen. Mindestens einmal wartet noch ein Wochenende in Leipzig. Im September machen sie ihren Abschluss. Was die dann bevorstehenden Prüfungen zum Erwerb der Lizenz anbelangt, sind beide sehr optimistisch. „Aufgeben war nie eine Option“, betonen sie übereinstimmend. „Das ziehen wir durch.“