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Zittauer schnuppern Liberecer Rathausluft

Die beiden Partnerstädte tauschen Mitarbeiter für eine bestimmte Zeit aus. Damit verfolgen sie ein höheres Ziel.

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© Stanislava Mimrová

Von Petra Laurin

Zittau/Liberec.Oliver Eiselt ist der Allererste gewesen. Der Mitarbeiter des Zittauer Ordnungsamtes ist für einige Zeit im Liberecer Rathaus tätig gewesen. „In Liberec lerne ich verschiedene Fachbereiche und Arbeitsweisen kennen, teile meine dienstlichen Erfahrungen und unterstütze die Kollegen bei ihren täglichen Pflichten“, erklärt Eiselt, der neben der Berufsagenda noch einen intensiven Sprachunterricht besucht, um sich künftig mit seinen Fachkollegen aus Liberec austauschen zu können. Von Montag bis Freitag verbringt er drei Stunden täglich mit einem Muttersprachler. „Ich habe eine tschechische Betreuerin, die sich mit mir weitestgehend deutsch unterhält. Anders ist eine konstruktive Arbeit als Sprachanfänger nicht möglich“, verrät Oliver Eiselt.

Oliver Eiselt weiß, das Tschechien auch gutes Bier und gutes Essen bedeutet.
Oliver Eiselt weiß, das Tschechien auch gutes Bier und gutes Essen bedeutet. © Stanislava Mimrová

Sein Aufenthalt im Rathaus von Liberec ist Bestandteil eines Projektes, welches die Zusammenarbeit zwischen den Kreisen Görlitz und Liberec vertiefen soll. Jeweils fünf Angestellte aus jeder Stadt nehmen über einen Zeitraum von acht Wochen daran teil. „Drei Tschechen und zwei Deutsche haben seit August 2017 schon die Praktika in der Partnerstadt absolviert, um die fachlichen, sprachlichen und kulturellen Kompetenzen zu stärken“, sagt Stanislava Mimrová, die das Kooperationsprogramm im Liberecer Rathaus betreut.

Doch die Verwaltungsmitarbeiter beider Städte kommen sich nicht nur bei der gemeinsamen Arbeit näher. Gelegenheiten bieten sich ebenso beim Motorsport oder bei einem Gaststättenbesuch. Während seines Aufenthaltes hat Oliver Eiselt deshalb auch die Möglichkeit wahrgenommen, die Nachbarmetropole umfassend zu erkunden. „Die vielfältigen gastronomischen sowie kulturellen Einrichtungen, die reichhaltigen Angebote an sportlichen Freizeitaktivitäten und das Potenzial dieser Stadt haben mich so sehr beeindruckt, dass ich Liberec auch nach Beendigung meines Austausches weiterhin regelmäßig besuchen werde“, bestätigt Eiselt.

Begeistert war er von mehreren Sachen – so zum Beispiel vom reichen Mittagsangebot der Liberecer Restaurants. Aufgefallen ist ihm auch, dass sehr viele Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. „Busse sowie Straßenbahnen sind hier ständig ausgelastet“, beschreibt er die erlebte Situation. Als Vorteil empfindet er, dass viele Arbeitsplätze mit einem Laptop ausgestattet sind.

Für seinen Zittauer Kollegen Matthias Matthey, der ebenfalls in Liberec ein Praktikum absolviert, war die Teilnahme an der Sitzung der Liberecer Stadtverwaltung ein besonderes Erlebnis. Eine persönliche Überraschung war dabei ein Stadtbild. „Ein schöner See nur Hundert Meter von dem Verkehrsknoten an der Fügnerova Straße“, sagt er.

Matthey hat inzwischen die Hälfte seines Praktikums hinter sich gebracht. Er arbeitete zuerst in der Abteilung des Hauptarchitekten. Hier versuchte er, die Differenzen in der Raumplanung zu begreifen. In der zweiten Hälfte seines Praktikums macht er sich mit der strategischen Entfaltung und Förderung noch bekannt. Matthias Matthey braucht keinen Sprachkurs. Er spricht Tschechisch, weil er schon früher einen ganzjährigen Studienaufenthalt in Prag absolvierte. Auf Tschechisch konnte er mit seinen neuen Kollegen über die Entwicklung der gemeinsamen Region Liberec-Zittau intensiv diskutieren. „Sie haben mich sehr herzlich aufgenommen“, bestätigt er.

Aber nicht nur die Zittauer Rathausmitarbeiter haben in der Verwaltung der Partnerstadt hineingeschnuppert. Auch Liberecer sind bereits in Zittau gewesen. Lukáš Jirotka arbeitet „zu Hause“ als Projektmanager im Bereich Schule und Soziales und kümmert sich dort unter anderem um die Inklusion an den Schulen, Jaroslav Nýdrle ist seinerseits ein Spezialist im Bereich Gebietsplanung und Datenverarbeitung und in Zittau sammelte er Erfahrungen über das Wohnen.

Zwischen den Nachbarstädten Liberec und Zittau bestehen seit 1973 intensive Beziehungen. Im Jahre 2004 wurden sie vertraglich zu den Themen Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Forschung und verkehrliche Infrastruktur untermauert. Nun soll eine gemeinsame Entwicklungsstrategie innerhalb des Kooperationsraums Liberec-Zittau erarbeitet werden. „Damit hat die Zusammenarbeit einen ganz anderen Maßstab bekommen. Das finde ich als eine Schlüsselsache“, betont der Liberecer Vizebürgermeister Jan Korytár.

Der Austausch von Mitarbeitern, sowie fünf Workshops zum Thema Wohnen, Umwelt, Tourismus, Mobilität und Bildung, sind Bausteine des Projektes zwischen Sachsen und der Tschechischen Republik. Das Projekt läuft noch bis zum Jahresende.