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Zittaus ausgezeichnete Kolumbianerin

Ana Maria Saldaña Peña studiert seit sechs Jahren an der Hochschule. Weil sie sich auch für andere engagiert, bekommt sie besondere Unterstützung.

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© Matthias Weber

Von Elke Schmidt

Ana Maria Saldaña Peña ist sehr froh, dass es sie ausgerechnet nach Zittau verschlagen hat. An der hiesigen Hochschule ist das Studium sehr angenehm, sagt die gebürtige Kolumbianerin. Sie kann das einschätzen, denn in ihrer Heimatstadt Bogotá hatte sie schon vier Semester studiert, bevor sie nach Deutschland kam. Ihr Studium dort sei vergleichbar mit einem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit verstärktem Fokus auf die Umwelttechnik, erläutert sie. Das war fast wie in Deutschland. Anders sei hier nur der verstärkte Fokus auf den Maschinenbau. Aber gerade dieses zusätzliche Wissensgebiet findet sie sehr interessant und ist deshalb zufrieden mit ihrer Wahl.

Was sich anhört wie ein wohlüberlegter Plan, ist aber einer Reihe von Zufällen zu verdanken. Dass sie überhaupt nach Deutschland kam, lag an einer befreundeten Familie. Die lud sie ein, für eine Weile als Au Pair zu ihnen zu kommen. Das tat sie gern und stellte schnell fest, dass ihr das Land, seine Sprache und Kultur gefällt. Zunächst hatte sie gar nicht vor, hier zu studieren. Doch ihre Freunde machten ihr Mut und so bewarb sie sich trotz heftiger Zweifel an mehreren Hochschulen. „Dabei hatte ich ziemliches Glück und wurde angenommen“, sagt sie. Weil die schnellste Zusage aus Zittau kam, entschied sie sich für die Oberlausitz. Bereut hat sie das nicht und nun studiert sie schon sechs Jahre im Studiengang Energietechnik an der Fakultät Maschinenwesen.

Eingewöhnungsschwierigkeiten hatte Ana Maria Saldaña Peña nicht: „Von Anfang an habe ich mich hier willkommen gefühlt“, sagt sie. Ihre Kommilitonen seien von Anfang an sehr offen und interessiert gewesen. Als sie hier ankam, war sie die einzige ausländische Studentin in der Energietechnik. Die anderen seien sofort auf sie zugekommen, hätten sie nach ihrer Heimat gefragt, wie sie hierher gekommen sei und schon bald waren sie Freundinnen.

Der Start in unserer Stadt war für sie trotzdem nicht ganz so einfach, sagt Frau Peña. Und betont sofort: „Das lag aber nicht an der Hochschule.“ Von deren Seite habe sie sehr viel Hilfe bekommen. Besonders ihre Betreuerin beim Studienkolleg Frau Schubert habe sich sehr intensiv um sie gekümmert. Überraschend war für sie, dass sich sogar die Professoren für die Studierenden einsetzen und ihnen bei Lernproblemen helfen. Das kannte sie aus ihrer Heimat Kolumbien gar nicht. Auch sei die Hochschule Zittau/Görlitz sehr viel familiärer als ihre vorherige in Bogotá. Hier sitzen bei der Physikvorlesung eben nicht 200 oder 300 Studenten im Hörsaal, sondern nur etwa ein Zehntel. Das sei wesentlich angenehmer und auch effizienter. Dort lief es also von Anfang sehr gut.

Wenn da nur nicht der deutsche Behördendschungel gewesen wäre. Der war anfangs sehr verwirrend für die junge Frau. Sie sei froh gewesen, schon eine Zeit lang in Deutschland gelebt zu haben, sagt sie. Sonst hätte sie sich möglicherweise darin verlaufen. Vor allem, weil sie anfangs noch nicht so gut Deutsch konnte, waren scheinbar einfache Themen wie das Abschließen einer Krankenversicherung, die Eröffnung eines Kontos oder das Anmelden bei der Stadt Zittau fast unüberwindbare Hürden für sie. Doch sie ließ sich nicht entmutigen, blieb dran und schaffte es schließlich.

Ihr Studium beeinträchtigte das nicht. Sie erzielte dabei durchweg gute bis sehr gute Ergebnisse und überzeugte die Prüfer bereits mit ihrer Diplomarbeit. Das reichte ihr aber noch nicht und sie hängte noch ein Masterstudium dran. Schließlich seien das nur sechs Fächer mehr und damit durchaus zu schaffen, sagt sie. Momentan bereitet sie sich auf den Abschluss vor. Sozusagen nebenbei arbeitete sie während der gesamten Zeit an der Hochschule und im Studentenwerk und verdiente so ihr Geld komplett selber. Weil sie selbst erlebt hat, wie schwierig es Neulinge hier haben können, hilft sie als Wohnheimtutor außerdem anderen ausländischen Studierenden bei allen auftauchenden Fragen. Mit diesem überdurchschnittlichen Engagement und ihren Studienleistungen überzeugte Ana Maria Saldaña Peña den Deutschen Akademischen Austauschdienst. In diesem Jahr ist sie die Stipendiatin der weltweit größten Förderorganisation für den internationalen Studentenaustausch an der Hochschule Zittau/Görlitz.