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Zu wenig Arbeit für sächsische Gefangene

In sächsischen Gefängnissen gibt es nicht genug Arbeit für die Häftlinge.

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Christiane Raatz

Dresden - Die Privatwirtschaft verteilt immer weniger Aufträge an die Werkstätten oder Wäschereien in den Anstalten. „Es müssen immer größere Anstrengungen unternommen werden, um Aufträge zu erhalten oder neue zu gewinnen“, sagte der Sprecher des sächsischen Justizministeriums, Till Pietzcker. In den Justizvollzugsanstalten (JVA) hat etwas mehr als die Hälfte der Insassen eine Beschäftigung. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Landesweit liegt die Beschäftigungsquote bei rund 57 Prozent. Mehr als 2000 Gefangene sind in Eigen- oder Unternehmerbetrieben tätig, leisten gemeinnützige Arbeit oder absolvieren eine Ausbildung.

Von den 432 Gefangenen in der JVA Leipzig haben 260 eine Arbeit, zum Beispiel in der JVA-eigenen Küche, in der Wäscherei oder im Reinigungsdienst. „Die Nachfrage ist groß, leider können wir aber nicht allen Häftlingen eine Arbeit anbieten“, sagte Sprecherin Susann Mielke. Immer weniger Unternehmen würden Aufträge hinter Gitter vergeben, gerade sei der Auftrag eines Spielzeugherstellers weggebrochen. „Wir sind eben ein Spiegelbild des regionalen Arbeitsmarktes“, sagte Mielke.Etwa 54 Prozent aller Gefangenen der JVA Dresden gehen einer regelmäßigen Arbeit nach. In der eigenen Bäckerei werden Brot und Brötchen für die Einrichtung gebacken. Zudem bietet die JVA zahlreiche Leistungen wie Polsterei, Kfz-Reparatur, Autowäsche, Gärtnerei oder Tischlerei an - vorwiegend für die eigene JVA, aber auch für die Behörden des Freistaates und externe Unternehmen. Leider könnten aufgrund der Arbeitsmarktsituation aber nicht alle arbeitswilligen Gefangenen einem Job nachgehen, sagte ein Sprecher.

In der JVA Chemnitz übernehmen 95 Männer und 116 Frauen regelmäßig Gärtner- und Handwerksarbeiten, fertigen Möbel oder bringen den Garten in Ordnung. Zudem reinigen die Häftlinge Busse und Straßenbahnen der örtlichen Verkehrsgesellschaft. „Wir können uns nicht beschweren“, sagte Anstaltsleiter Jörn Goeckenjan angesichts der Auftragslage. Auch Privatleute gehören zu den Auftraggebern. Nachgefragt sei vor allem das Besticken von Handtüchern und Bettwäsche. „Viele Häftlinge freuen sich über die Möglichkeit, sich hier auch weiterentwickeln zu können“, berichtete Goeckenjan.

Der Justizvollzug soll keine Konkurrenz zur regionalen Wirtschaft darstellen. „Die Unternehmen gewinnen einen leistungsstarken Partner, die Gefangenen werden resozialisiert und die Haftkosten gesenkt“, sagte Ministeriumssprecher Pietzcker. Im vergangenen Jahr wurden rund 6,5 Millionen Euro durch die Arbeit von Häftlingen eingenommen, die in den Justizhaushalt zurückfließen.

Als zusätzliche Einnahmequelle dient den sächsischen Haftanstalten auch die Internetplattform „Gitterladen“. Vom Basecap über einen Holzkohlegrill bis hin zur Sonderanfertigung von Räuchermännern im schwarz-weiß gestreiften Gefangenen-Look gibt es nahezu alles zu erwerben. Etwa 16000 Besucher klicken jährlich auf die Seite. Im vergangen Jahr wurden 737 Produkte über den „Gitterladen“ verkauft.

Rund 760 Häftlinge in Sachsen nutzen auch die Möglichkeit zur Weiterbildung: In diesem Jahr stehen den Gefangenen mit 742 Ausbildungsplätzen 34 mehr als im Vorjahr zur Verfügung. Derzeit sitzen 3600 Gefangene in den sächsischen Justizvollzugsanstalten. (dpa)