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Zukunft des Görlitzer Bombardier-Standortes weiter offen

Am 29. Juni will der kanadische Konzern Eckpunkte für den Umbau in Deutschland vorlegen.

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© nikolaischmidt.de

Bautzen/Görlitz. Die Zukunft des Görlitzer Bombardier-Standortes ist weiter offen. Auch in Brandenburg bangen die Belegschaften weiter um ihre Jobs. Der Bombardier-Aufsichtsrat will am 29. Juni Eckpunkte für den Umbau in Deutschland vorlegen. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) mahnte am Donnerstag in Bautzen die Konzernleitung: „Wir werden weiter über die Neuaufstellung des Unternehmens reden müssen. Dafür sind wir bereit. Wir hoffen, dass wir Lösungen auch für Standorte wie Görlitz und Hennigsdorf finden. Die machen uns Sorgen.“

Zypries kündigte an, dass die Unternehmensleitung in Kürze über ein neues Sanierungskonzept für die Bombardier-Standorte in Deutschland mit dem Bundeswirtschaftsministerium sprechen wolle. Sie könne die Sorge der Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze nachvollziehen. Ihr liege aber noch kein Konzept des Unternehmens vor. Der Konzern sei jetzt in der Pflicht. Unter Umständen könne sie sich vorstellen, Bombardier mit Bundesbürgschaften unter die Arme zu greifen, sagte Zypries gegenüber der SZ.

Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) mahnte bei dem Konzern Verantwortung an. „Es geht hier mehr als um eine Fertigungshalle. Wir legen hier den Grundstein für die Zukunft“, sagte er. Er wiederholte seine Forderung, dass Bombardier zu beiden Standorten in Sachsen stehen müsse.

„Die Werke müssen an die Digitalisierung ohne mit Personal-Kahlschlag angepasst werden. Wenn es aber hart kommt, wird es ein heißer Herbst“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. Der Betriebsratsvorsitzende René Straube aus Görlitz nannte das Ursprungskonzept für seinen Standort „als Tod auf Raten“.

Dieses Strategiepapier sah für Görlitz künftig nur noch die Fertigung von Alurohbauten und für Bautzen den Ausbau zum Kompetenzzentrum für die Serienfertigung der Vollbahnen vor. Durch die Modernisierung des kanadischen Fahrzeugherstellers droht derzeit weltweit der Verlust von 5000 Arbeitsplätzen in der Zugsparte. Im Bautzener Werk sind derzeit gut 1000 Mitarbeiter beschäftigt, in Görlitz 1900.

Der kanadische Schienenfahrzeughersteller Bombardier Transportation investiert in den nächsten zwei Jahren etwa 20 Millionen Euro in sein Werk in Bautzen. Rund acht Millionen davon fließen in eine neue Produktionshalle, für die am Donnerstagabend in Anwesenheit von Bundeswirtschaftsministerin Zypries der Grundstein gelegt worden war. In Bautzen soll vor allem der Innen- und Endausbau von in Görlitz rohgefertigten Reisezug- und Stadtbahn-Wagen erfolgen. Dafür muss Bautzen weitgehend die Kompetenz für den Bau von Straßenbahnen an das Bombardier-Werk in Wien abgeben, nachdem erst vor wenigen Jahren in der Spreestadt eine neue Teststrecke für Trams gebaut worden war. (sz/tb, szo/pc mit dpa)