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Zukunft Windenergie

Die Firma VSB hat bereits mehr als 440 Windkraft- und zwölf Photovoltaik-Anlagen gebaut. Aber kaum in der Heimat.

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© Brühl

Von Bettina Klemm

Als begeisterter Wind-Surfer liebt Andreas Dorner die frische Brise, treibt diese doch sein Segel ordentlich an. Doch Wind und Sonne mag er auch dienstlich, denn dort sichern sie ihm ein gutes Geschäft. Vor 20 Jahren hat der Geschäftsführer der VSB Holding GmbH den ersten Windpark projektiert und in Betrieb genommen. Umgerechnet etwa zwei Millionen Euro kostete die Anlage bei Nossen damals. Sie bewähre sich heute noch, erklärt Dorner.

Der 46-Jährige hatte damals mit seinem Vater ein Ingenieurbüro gegründet. Inzwischen beschäftigt die VSB über 200 Mitarbeiter an 13 Standorten in Deutschland, Polen, Tschechien, Frankreich, Finnland, Italien, Rumänien und sogar in Nordafrika. Der Stammsitz befindet sich in der Schweizer Straße in Dresden. „Wir sind lokal verankert und international aufgestellt“, umschreibt Dorner das Prinzip. Seine Mitarbeiter kennen sich in Fragen des jeweiligen Rechts, der Finanzierung und der Projektentwicklung gut aus, dies wiederum sei bei den anspruchsvollen Genehmigungsprozessen Voraussetzung. Bisher haben die Spezialisten für regenerative Energien über 440 Windkraft- und zwölf Photovoltaikanlagen errichtet. Jüngstes Standbein ist die Wasserkraft. Ein erstes Werk in Frankreich werde in diesem Jahr fertig. Zudem ist die VSB ein Dienstleister, der auf Wunsch neben Planung und Bau den Betrieb der Anlagen übernimmt. Investoren sind unter anderem Energieversorger.

Bis zum neuen Firmenauftritt seit dem Herbst vergangenen Jahres hieß die Firma WSB, das stand für die Abkürzung von Wind, Sonne und Bioenergie. Um stärker der Internationalisierung Rechnung zu tragen, stehen nun die lateinischen Begriffe Ventus, Sol, Energia Biologica Pate. So wurde aus WSB nun VSB.

Umweltthemen haben den Firmengründer schon von Kindesbeinen an interessiert. Beim Skifahren mit den Eltern in den 1980er-Jahren im Erzgebirge seien ihm das Sterben der Wälder und die leicht gelbe Schicht auf dem Schnee aufgefallen, all das habe so gespenstisch gewirkt. In den 1990er-Jahren machte er dann beim Wassersport Bekanntschaft mit einer Windkraftanlage auf der Ostseeinsel Fehmarn. Damals studierte er an der TU Dresden Elektrotechnik. Nach Gesprächen mit den Landwirten war sein Interesse für die Energieerzeugung mithilfe von Wind und Sonne geweckt worden. Während des Studiums half er seinem Vater beim Aufbau von Fotovoltaik-Anlagen auf mehreren sächsischen Einfamilienhäusern. Der Ingenieur wagte dann nach dem Abschluss den Weg in die Selbstständigkeit und das sehr erfolgreich: Seit Firmengründung 1996 hat das Unternehmen rund 1,3 Milliarden Euro in erneuerbare Energie-Projekte investiert. Über eine Million Menschen können mit dem grünen Strom aus den Anlagen der VSB versorgt werden.

Andreas Dorner hat keinen Zweifel, dass regenerativen Energien die Zukunft gehört. „Wir sind mittendrin in der Energiewende. Überall in der Welt wird in die Erneuerbaren investiert, denn nur so können wir den Kohlendioxid-Ausstoß reduzieren. Auch die Preise werden weiter sinken. Sonne und Wind sind kostenlos“, sagt er. Zu den aktuellen Bauprojekten der VSB in Deutschland gehören Windparks in Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Und in der heimischen Umgebung? 2015 hat die VSB in Lommatzsch einen Windpark mit zehn jeweils hundert Meter hohen Anlagen eingeweiht. Für Dorner ist das ein „Leuchtturmprojekt“ für die Region, das zeige, wie eine Kommune aktiv die Energiewende gestaltet. Aber der Windpark ist eine Ausnahme. Bei der Windenergie ist Sachsen bundesweites Schlusslicht, bedauert er. „Da hat die Politik Nachholbedarf.“ In anderen Bundesländern würden die Türen für regenerative Energien geöffnet, doch Sachsen setze weiterhin auf die Kohleförderung, eine Form der Energieerzeugung, die längst nicht mehr zeitgemäß sei. Dorner, der sich international für die Nutzung erneuerbarer Energien engagiert, fordert, das Thema europaweit zu betrachten. Derzeit gebe es EU-weit 280 Kohlekraftwerke. 190 davon seien älter als 30 Jahre. „Das bedeutet, sie müssen in den nächsten zehn Jahren abgebaut oder umgerüstet werden. Das sind enorme Kosten, die kein Investor übernimmt.“ Wind und Sonne schließen diese Lücke. Klimafreundlich und ressourcenschonend, sagt Dorner.