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Zum Schlafen an die Maschine

2.222 Patienten wurden im Schlaflabor der Helios Klinik schon gegen Atemaussetzer behandelt. Die können gefährlich sein.

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Von Maria Lotze

Wenn ihr Mann am Frühstückstisch Erika Helm etwas erzählen wollte, konnte die Leisnigerin ihm oft nicht zuhören. Die Augen waren zu schwer, sie schlief einfach ein. Mithilfe eines Gerätes stellte der Arzt von Erika Helm schließlich fest, dass die 71-Jährige in der Nacht Atemaussetzer hatte, die zu der Tagesmüdigkeit geführt haben. Im Schlaflabor des Helios Krankenhauses in Leisnig wurde sie jetzt therapiert, als 2222. Patientin der Abteilung. Am Sonntag ist sie in die Klinik gekommen, gestern wurde sie entlassen.

Seit Januar 2002 gibt es die Abteilung in der Leisniger Klinik, in der die Körperfunktionen des Patienten während des Schlafes untersucht werden, die Bewegungen, die Atmung, der Herzrhythmus. „Die meisten Patienten, die wir haben, haben eine Schlafapnoe“, sagt Wolfgang Krahwinkel, der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Krankenhaus. Zu häufig kommt es dabei während des Schlafes zu Atemaussetzern, auch für längere Zeit. Oftmals kommen die Patienten bereits mit einer Diagnose in das Labor. Die Aufgabe von Krahwinkel und seinem Team ist dann, die Patienten an die Therapiegeräte her-anzuführen. Um demnächst die Nächte ohne Atemaussetzer verbringen zu können, bekommt Erika Helm ein Beatmungsgerät sowie eine Maske mit nach Hause. Das Gerät erzeugt einen Druck, sodass die Atemwege freibleiben und sich nicht mehr verengen. „Die meisten Patienten merken nach zwei Tagen schon eine deutliche Besserung“, so Krahwinkel. Die Tagesmüdigkeit, die durch die Atemaussetzer im Schlaf entsteht, verschwindet. „Die Kosten für das Gerät und die Maske übernimmt die Krankenkasse“, betont Ines Kläffling, Marketingbeauftragte der Klinik.

Für den Weg ins Labor ist mehr als eine Überweisung vom Hausarzt notwendig. Zunächst wird der Patient zu einem Pulmologen, einem Facharzt für Lungenkrankheiten, geschickt sowie zu einem Hals-Nasen-Ohrenarzt, der die Nasenatmung untersucht, so Ines Kläffling. Zudem muss der Brustkorb geröntgt werden. „Mit all diesen Befunden ist eine Aufnahme im Schlaflabor möglich“, so Ines Kläffling. Zurzeit sind dort alle fünf Betten belegt, die Wartezeit liegt bei rund sechs Wochen, so Krahwinkel. Nach der Aufnahmen nehmen Mitarbeiter den Patienten Blut ab, zeichnen mit einem Elektrokardiogramm (EKG) die Tätigkeit des Herzmuskels auf und führen Reaktionstests durch. Danach probieren die Patienten eine Nasen- oder Mund-Nasen-Maske und werden in die Handhabung der Überwachungsgeräte eingewiesen.

In der Nacht wird es schließlich ernst. Auf einem der Betten legen sich die Patienten zur Ruhe. Neun Elektroden haben sie am Kopf, jeweils zwei an den Schienbeinen, einen Brust- und Bauchgurt. Dazu kommt ein Mikrofon am Kehlkopf, Elektroden für das EKG und ein Sauerstoffsensor am Finger, klärt Ines Kläffling auf. Ob man damit noch richtig schlafen kann? „Das ist bei allen Patienten verschieden und empfindet auch jeder anderes“, so die Marketingmitarbeiterin. „Die erste Nacht war nicht besonders schön. Man muss sich erst daran gewöhnen“, sagt Erika Helm. Ein Nachtteam verkabelt den Patienten, stellt die Geräte ein und überwacht den Schlaf. Morgens werten die Schwestern die Daten aus und betreuten die Patienten. Rund um die Uhr wird im Schlaflabor gearbeitet.

Immer häufiger kommen Menschen mit nächtlichen Atemstörungen ins Schlaflabor. Im ersten Jahr wurden 192 Patienten in Leisnig behandelt, im vergangenen Jahren waren es schon 435. Etwa drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist von dem Schlafapnoe-Syndrom betroffen. „Das typische Klientel ist männlich und zwischen 40 und 60 Jahren alt“, so Krahwinkel.