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Zwei Gründe, um ein Meister zu werden

Ulrike Caspary aus Dresden und André Marx aus Bautzen fühlten sich mit 50 nicht zu alt, noch mal eine Karriere zu wagen.

Von Michael Rothe
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© Fotos: R. Michael, U. Soeder

Tischlerin mit massivem Auftritt

Ulrike Caspary (51) ist Tischlerin und hat vier Kinder. Warum sie den Meisterlehrgang wagte, schildert sie so: "Ich habe schon in meiner fränkischen Heimat gern handwerklich gearbeitet und ein Faible für Holz. Deshalb habe ich mich nach dem Abi für eine Tischlerlehre entschieden. Nun lebe ich seit 25 Jahren in Sachsen und habe für meine Familie in Dresden ein Fachwerkhaus ausgebaut. Kein schlechtes Aushängeschild, denn es kamen immer mehr Aufträge rein. Vorzugsweise baue ich Möbel aus Massivholz, wie mein Meisterstück, ein Küchenbüfett. Jetzt versuche ich mich an der ersten Treppe. Das ist eine besondere Herausforderung, für die ich im Meisterlehrgang das Rüstzeug erhielt. Die 1,5 Jahre waren spannend – aber auch anstrengend, zumal ich noch Stadträtin für Bündnis 90/Die Grünen bin. Doch ich brauchte eine Fortbildung, denn für Tischler gilt die Meisterpflicht. Ich liebe solche Herausforderungen, und mit 50 ist man dafür nicht zu alt. Ich habe noch viele Jahre eine unternehmerische Perspektive und bin deutschlandweit mit anderen Tischlerinnen in Kontakt. In Dresden bauen wir als „Artesanas“ gerade ein berufsübergreifendes Frauennetzwerk auf. Gut möglich, dass die Werkstatt im Wohnhaus bald zu klein ist.

Klempner mit langer Leitung

Der 50-jährige André Marx (50) lebt in Bautzen, hat zwei Kinder und schon einen langen Berufsweg hinter sich. Von Ruhezeit wollte er aber nichts wissen: "Als Angestellter bei der Firma Bahne betreue ich Bautzens Fernwärmenetz und sorge in Wohnungen, Kitas und Schulen für Wärme und Warmwasser. Ich bin kein Streber. Aber nach Abi, Armeezeit, abgebrochenem Studium und 25 Jahren beim selben Unternehmen sagte ich mir: „Da muss noch was kommen!“ So habe ich mich vor zweieinhalb Jahren entschlossen, den Meister zu machen. Ein Ansporn: Der Chef unseres Zwölf-Mann-Betriebs geht bald in den Ruhestand. Er will mir die Geschäfte übertragen – und ich sein Vertrauen rechtfertigen. Bahne bildet seit Langem wieder einen Lehrling aus. Das ist auch mein Ziel, wenn es so weit ist. Das Unternehmen hat meine Ausbildung finanziell und mit Freistellungen gefördert. So konnte ich den Lehrgang kombiniert in Teil- und Vollzeit absolvieren. Natürlich gingen auch viele Wochenenden drauf, mussten wir Abstriche beim Familienleben machen. Aber wir haben es geschafft. Schade nur, dass ich kein vorzeigbares Meisterstück habe, denn die Installationen aus Stahl- und Kupferrohr mit Anschlüssen für Waschtisch, Heizkörper und Gasgerät werden immer gleich wieder zerlegt.