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Zweites Löbauer Asylheim vor dem Start

Die Flüchtlingszahlen sind nicht mehr so hoch wie im Winter. Platz wird trotzdem gebraucht.

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© Rafael Sampedro

Von Gabriel Wandt

Löbau. In Löbau wird jetzt ein zweites Gebäude für das Unterbringen von Asylbewerbern hergerichtet. Dazu sind Arbeiter an der Bonhoeffer-Straße zugange. Dort hatte der Landkreis bereits vor rund einem dreiviertel Jahr ein früheres Wohnheim-Gebäude gekauft, um es, wenn nötig, für Flüchtlinge zu nutzen. Nun sollen dort ab Ende Juli die ersten Personen einziehen. Das bestätigt der zuständige Kreisdezernent Werner Genau jetzt auf Anfrage.

Diese Arbeiten reihen sich ein in deutliche Veränderungen, die in diesen Wochen im Landkreis geschehen. In Kollm sind die über den Winter untergebrachten Flüchtlinge längst wieder ausgezogen. Auch eine Unterkunft in Boxberg wird bald geschlossen. Sie war stets nur als Übergangslösung eingerichtet worden, erklärt Kreissprecherin Marina Michel. Löbau spielte in den Planungen zur jüngsten Flüchtlingswelle von Anfang an eine Rolle als dauerhafter Standort für ein Asylbewerberheim. Dementsprechend sind die aktuellen Arbeiten im zweiten Löbauer Gebäude nun einzuordnen. Dass der Kreis die Flüchtlinge künftig verstärkt in den größeren Gemeinschaftsunterkünften wie Löbau und Zittau und damit eher im südlichen Teil des Landkreises unterbringen will, trifft nach Aussage von Dezernent Genau aber nicht zu. In Niesky, Weißkeißel, Markersdorf sowie im Übergangsheim Ludwigsdorf gebe es insgesamt über 400 Plätze, dazu kommen diverse Wohnungen in Görlitz und mehreren Orten nördlich von Löbau für mehr als 1000 Personen. Insgesamt leben derzeit rund 2000 Flüchtlinge im Landkreis. Wenn die Boxberger Unterkunft Ende Juli geschlossen wird, sollen die dort lebenden Menschen auf andere Standorte oder Wohnungen verteilt werden. Wohin genau, stehe noch nicht fest, erklärte Dezernent Genau Anfang der Woche in Boxberg im Gemeinderat. Das neue Gebäude in Löbau passt aber in diesen Zeitplan.

Die Stadt wird auch weiterhin wichtig sein, das bestätigt Genau durchaus. Wie die einzelnen Häuser allerdings belegt werden, hängt vom jeweiligen Bedarf ab. Und der ist auch übers Frühjahr als entspannt zu bewerten. Ende März lebten im Löbauer Heim 185 Menschen, am 10. Juni waren es 163. In Löbauer Wohnungen untergebracht waren Ende März 127 Personen, am 10. Juni waren es 131. Zum Vergleich: Im Januar 2016 lebten 467 Flüchtlinge in der Stadt, die Kapazität des Heims an der Georgewitzer Straße war auf 400 aufgestockt worden. Als ein inoffizielles Limit für die Stadt hatte der Kreis eine Zahl von 800 Personen genannt. Davon ist die Lage derzeit weit entfernt, und in letzter Zeit sind auch die negativen Nachrichten, die vom Heim ausgehen, zurückgegangen. Zwei der jungen Männer, die im Februar einen Brandanschlag auf das gut besetzte Heim versucht hatten, sind bereits im Mai zu Haftstrafen verurteilt worden, gegen einen Jugendlichen war das Verfahren verschoben worden. Zwischenfälle, an denen Löbauer Asylbewerber beteiligt waren, sind ebenfalls weniger geworden. Im Dezember 2015 beispielsweise hatte es im Heim eine Festnahme nach einem Messerangriff gegeben. Gleichwohl hatte die Polizei erklärt, dass lediglich ein bis zwei Prozent der Flüchtlinge straffällig würden.

Löbau bleibt für den Landkreis auch für die Integration der Neuankömmlinge wichtig. Das betont Dezernent Genau ebenfalls. Daher ist es kein Zufall, dass hier zwei Jobprojekte laufen sollen, von denen beide aber noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen haben. In Löbau-Nord haben Flüchtlinge im Frühling begonnen, die Grünanlagen in Ordnung zu halten. Für das Projekt genügend Teilnehmer zu finden, gestaltete sich allerdings schwierig. Beim zweiten Projekt hängt es am Geld: Stadt und Landkreis wollen in Löbau 40 Einheimische und 40 Asylbewerber gemeinnützig arbeiten lassen. Dieses Vorhaben ist bereits im Winter angeschoben worden. Löbaus OB Dietmar Buchholz (parteilos) hatte jedoch kürzlich informiert, dass dafür nötige Fördermittel nicht zur Verfügung stünden. Dies bestätigte jetzt der Kreis. Damit ist unklar, ob und wann diese Idee umgesetzt werden kann. „Trotz aller Bemühungen durch die Landkreisverwaltung kann noch kein verbindlicher Termin benannt werden“, teilt Dezernent Genau mit. Mehrere Sprachkurse laufen aber weiterhin, und auch das Willkommensbündnis ist weiter aktiv. (mit SZ/ks)