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600 Schüler erkunden den Berufsdschungel

66 Firmen haben sich in der Hartharena präsentiert, um Azubis zu finden. Für die Schüler mehr als eine Pflicht.

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Azubi Ruslan Demke ist im 3. Lehrjahr und stellt Besucherin Leni den Beruf des Kfz-Mechatronikers vor.
Azubi Ruslan Demke ist im 3. Lehrjahr und stellt Besucherin Leni den Beruf des Kfz-Mechatronikers vor. © Foto: André Braun

Hartha. Statt jeweils eine eigene Veranstaltung zu organisieren, haben sich die drei Städte Hartha, Leisnig und Waldheim zusammengetan und wieder eine gemeinsame Ausbildungsmesse in der Hartharena organisiert. Im Ballettraum werden die Schüler von ihren Lehrern erwartet. Da es eine Pflichtveranstaltung ist, trägt sich jeder mit Ankunftszeit in die Liste ein. Erst nach wenigstens zwei Stunden gilt die Teilnahme, solange sollen sich die Schüler mindestens umsehen.

Es gibt einen Feedbackbogen und einen, auf dem die Jugendlichen ihre Gespräche dokumentieren. Diese landen nicht einfach in einer Akte: „Das Feedback hilft uns, rauszufinden, was wir an der Veranstaltung noch besser machen können und den anderen Bogen werten wir mehrfach aus“, erklärt Marlen Junghanns, die Praxisberaterin der Pestalozzi-Oberschule Hartha. „Zum einen wollen wir wissen, welche Firmen und Berufe besonders gut ankommen, aber es gibt auch eine persönliche Auswertung: Jeder Bogen kommt in den Berufswahlpass und wir besprechen mit jedem Schüler, warum er sich genau diese Firmen ausgesucht hat und in welche Richtung es gehen soll.“

Christa Müller ist nicht nur die Prokuristin der Pietsch Haustechnik GmbH, sondern auch Vorsitzende des Arbeitskreises Schule und Wirtschaft. Sie erklärt, warum solche Veranstaltungen so wichtig sind: „Wenn es um eine Lehre geht, wählen sehr viele der jungen Leute Einzelhandelskaufmann, das kennen sie, da sitzen sie am Ende im Supermarkt. Aber genau hier gibt es die meisten Abbrüche. Und warum? Weil sie vorher nicht informiert waren. Es gibt inzwischen mehr als 400 verschiedene Ausbildungsberufe, das ist für Schüler und Eltern ein regelrechter Dschungel.“ Bei Pietsch gibt es für jeden Abschluss eine passende Ausbildung: Lager- und Verwaltungslehren, aber auch zwei Diplom- und BA-Studiengänge, bei denen die Firma als Praxispartner fungiert.

Die Firma Ferro aus Colditz hat es schwer, Azubis zu finden. Sie stellt Farbpigmente her, mit denen von der Brotdose bis zur Wodkaflasche alles eingefärbt werden kann. Personalchefin Dana Marienberg stellt die beiden Berufe mit der aktuell letzten Auszubildenden und zwei weiteren Mitarbeitern vor: „Für die zweijährige Ausbildung zur Produktionsfachkraft finden wir recht schwer Interessenten und wenn die Schüler hören, dass sie bei uns Chemielaborant werden können, drehen die meisten um – und das trotz der guten Bezahlung nach Chemietarif.“ Die Ausbildung wird inzwischen immer öfter von Abiturienten gemacht, was das Niveau in den Berufsschulen verändert habe, erklärt sie. Aber ihre Azubis hätten die Prüfungen immer bestanden, da der Betrieb bei Bedarf auch Nachhilfe organisiert.

Das bietet auch Kerateam als eines der modernsten Fliesenwerke Europas. Die Mitarbeiter verteilen kleine Handyputzpads unter denen sich ein QR-Code befindet, mit dem man zu allen Informationen über die vier möglichen Berufe kommt.

Unter den 66 Betrieben in der Arena ist das Baugewerbe genauso vertreten wie Krankenkassen und -häuser, Konstruktions- und Steuerungstechnikfirmen, Optiker, Produktionsbetriebe, Justiz, Polizei und Bundeswehr. Dass die Jugendlichen den Tag sehr unterschiedlich nutzten, stellt Fotograf Steffen Gutschow fest, der auf der Bühne Bewerbungsfotos macht – einige kommen vorbereitet im Hemd, andere im Kapuzenpullover. Training für den ersten Eindruck und damit privat und beruflich mehr Erfolg, vor allem beim Bewerben, bietet Viola Neumann an. Die Imageberaterin coacht bei Bedarf einzeln, Schulklassen oder sonstige interessierte Gruppen.

Am Ende ziehen fast alle Firmen, Lehrer, Eltern und Schüler eine positive Bilanz. Vor allem für die, bei denen es schon dieses oder nächstes Jahr ernst wird, hat die Berufsinformationsmesse wieder viele Anstöße gegeben und nützliche Kontakte hergestellt. (ce)

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