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Abiturvorbereitungen im Homeoffice

Gymnasiastin Bianca Besser arbeitet in Groß Särchen methodisch auf die Prüfungen zur Hochschulreife hin.

Von Juliane Mietzsch
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Bianca Besser in ihrem Groß Särchener Studierstübchen.
Bianca Besser in ihrem Groß Särchener Studierstübchen. © Foto: privat

Hoyerswerda. Wie ist es, sich zwischen Schulschließung und Selbststudium auf das Abitur vorzubereiten? – „Ich sehe einfach die Vorteile im Alltag“, beschreibt Bianca Besser ihren Umgang mit der derzeitigen Situation. Die 18-Jährige besucht die 12. Klasse des Hoyerswerdaer Léon-Foucault-Gymnasiums. Als Bianca Besser von den (damals noch) bevorstehenden Schulschließungen erfahren hat, lag eine intensive Schulwoche hinter ihr. „Ich war zunächst geschockt, als ich davon erfahren habe.“ Knappe vier Wochen Unterricht gehen bis Ostern verloren. Nach den Ferien waren lediglich zwei Konsultationstage angesetzt, die jetzt mit zusätzlichen Unterrichtsstunden ergänzt wurden. So räumt die Schulleitung den 75 Abiturienten (in spe) des Jahrgangs noch weitere Vorbereitungszeit ein.

Bereits am 3. April, also heute, findet in Sachsen die Bekanntgabe der Zulassung zum Abitur statt. Allerdings in diesem Jahr über vielfältige Kommunikationswege. Die schriftlichen Prüfungen beginnen am 22. April mit den Fächern Evangelische Religion und Katholische Religion.

Für alle Abiturienten in Sachsen finden am 30. April die Prüfungen in Deutsch (beziehungsweise Sorbisch) statt. Nach den Beschlüssen, die die Kultusministerkonferenz (KMK) am Mittwoch, dem 25. März, gefasst hat, sollen „ ... die Prüfungen zum geplanten beziehungsweise zu einem Nachholtermin bis Ende des Jahres stattfinden.“ Mit Blick auf die aktuellen Allgemeinverfügungen steht der Einhaltung der Termine in Sachsen bisher nichts im Weg.

Selbstdisziplin steht hoch im Kurs

Auch für Bianca Besser ist diese Zeit in vielerlei Hinsicht eine ganz besondere. Einerseits ist es nicht einfach, mit dieser Ausnahmesituation klar zukommen, andererseits steht sie nach langer Vorbereitung kurz vor ihrem Schulabschluss. „Zuerst wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte, doch jetzt habe ich mich gut damit arrangiert“, ist ihr Resümee der letzten Tage. Die weiteren Vorbereitungen auf die Abiturprüfungen laufen unterschiedlich. In ihrem Grundkursfach Deutsch bearbeitet Bianca Besser zur Wiederholung und Festigung bereitgestellte Abituraufgaben. Der Stoff wurde geschafft. In anderen Fächern ist hingegen noch Selbststudium nötig. Doch sowohl auf die Unterstützung durch die Lehrer als auch durch die Mitschüler kann sie, wie alle anderen, setzen.

Die entsprechenden Aufgaben werden per Mail oder über eine Plattform zur Verfügung gestellt. Die verschiedenen Online-Angebote waren zuletzt etwas überlastet, aber auch das hat sich laut Bianca Besser eingependelt. Zudem stehen aktuell verschiedene Lern-Apps kostenlos zur Verfügung. Die Möglichkeiten sind also mehr als vielfältig. Die Kommunikationswege zwischen den Mitschülern und Freunden sind bekanntlich kurz. „Wir versuchen, uns gegenseitig zu helfen.“

Und auch die Lehrkräfte lassen sich vieles einfallen, denn es kam auch schon vor, dass die Schüler verschiedene Aufgaben erhalten haben. Aber Bianca Besser gibt auch zu bedenken, dass „der Umfang eines Schultages sich nicht zu Hause nachvollziehen lässt“. Ihr Tag kann also etwas später beginnen als sonst, denn normalerweise wäre da noch der Weg vom Zuhause in Groß Särchen bis zur Schule in Hoyerswerda. Also arbeitet sie am Vormittag intensiv an einem Thema und nach einer Mittagspause folgt am Nachmittag ein weiterer Block. Zwischen Lernen und Aufgaben sucht sie Abwechslung im Garten oder im Haus, was sie als großen Vorteil in diesen Tagen sieht. Auch Kater Mauz kommt öfter vorbei und sorgt für eine kleine Ablenkung. Lagerkoller kommt noch nicht auf. Schwester Clara, die die neunte Klasse besucht, ist derzeit ebenfalls zu Hause. Sie steht ihr als Unterstützung zur Seite, aber die Schwestern arbeiten bevorzugt für sich an den Lerninhalten.

Musik ruht, Literatur bleibt

Die musikalischen Hobbys dagegen ruhen zurzeit. Sonst singt Bianca Besser im Chor und spielt Geige. Aber diese Leidenschaft kann sie auch im Abitur einbringen. Denn eine der beiden mündlichen Abiturprüfungen legt sie im Fach Musik ab. Der praktische Teil (Gesang) wird mit einem Theorieteil ergänzt. Dabei geht es um Epochen, ihre Merkmale und weitere Begriffe der Musiktheorie. Und neben all den Vorbereitungen bleibt ihre Lieblingsbeschäftigung, das Lesen, nicht auf der Strecke.

In einem Brief vom 27. März, der sich an alle Abiturientinnen richtet, verspricht Sachsens Kultusminister Christian Piwarz: „Ich möchte, dass Sie wissen: Wir setzen alles daran und werden Sie nach Kräften unterstützen, dass Sie ein qualitativ hochwertiges und vollumfänglich anerkanntes Abitur ablegen können.“ Eine Absage der Abiturprüfungen würde Bianca Besser verstehen und akzeptieren, wenn es vorsorglich notwendig wäre. Gesundheit geht vor. Aber eine solche Notlösung würde sie sehr schade finden, denn die Vorbereitung war lang und „am Ende ist man einfach stolz auf sich“. Bisher bedauert sie vor allem, dass es nicht möglich war, sich richtig von den Lehrern und Mitschülern zu verabschieden. Und auch die Aussichten, was nach dem Abitur kommt, sind unsicher. Urlaubspläne liegen zum Teil auf Eis, die Bewerbungsmodalitäten an den Universitäten können sich noch ändern und viele weitere Dinge, die in der nahen Zukunft liegen, gleichfalls. Bianca Besser möchte am liebsten ein Freiwilliges Jahr in Frankreich absolvieren. Neben Mathematik ist Französisch ihr zweiter Leistungskurs. Doch auch das steht noch in den Sternen, denn: Können Fristen eingehalten werden? Finden grenzübergreifende Programme statt? Perspektivisch möchte sie danach studieren. Festlegen kann sich Bianca Besser noch nicht. Internationale Beziehungen und Politikwissenschaften schweben ihr vor; auch ein Duales Studium ist denkbar. Ihr Ziel ist es, das Abitur mit Note 1,0 abzuschließen. Damit stünden ihr viele Türen offen.