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Acht Tote bei Großfeuer in Tschechien

In einem Behindertenheim nahe der Erzgebirgsgrenze zu Sachsen hat sich am Sonntag eine Tragödie ereignet. Deutsche Ärzte helfen über die Grenze hinweg.

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Die Feuerwehr im tschechischen Vejprty ist mit einem Großaufgebot im Einsatz.
Die Feuerwehr im tschechischen Vejprty ist mit einem Großaufgebot im Einsatz. © CTK/dpa/Slavomir Kubes

Von Hans-Jörg Schmidt, SZ-Korrespondent in Prag

Vejprty.  Eine Brand-Tragödie in einem Behindertenheim im tschechischen Grenzort Vejprty (Weipert) im Erzgebirge hat am Sonntag acht Menschen das Leben gekostet. Etwa 30 Menschen wurden verletzt, einige davon schwer. Die meisten von ihnen erlitten Rauchvergiftungen.

In dem Pflegeheim, in dem eigentlich besondere Vorkehrungen gerade für einen Brandfall gelten, waren ausschließlich Männer untergebracht, die sowohl mental als auch körperlich behindert sind. Diese Tatsache und der Zeitpunkt des Brandes am Ende der Nacht führten vermutlich zur hohen Zahl der Opfer. Die behinderten Menschen, von denen viele seit Jahren in der Einrichtung lebten, hatten kaum eine Chance, bei der starken Rauchentwicklung selbst dem Inferno zu entkommen. 

Erst die Mitglieder mehrerer anrückender Freiwilliger Feuerwehren aus umliegenden Orten holten unter hohem persönlichen Einsatz mehrere Hilflose aus dem völlig verqualmten Heim. „Ansonsten hätte die Zahl der Todesopfer deutlich höher liegen können“, sagte die Bürgermeisterin von Vejprty, Jitka Gavdunová, dankbar vor der Presse.

Die Feuerwehren waren gegen 5 Uhr, etwa zehn Minuten nach der Meldung des Brandes am Unglücksort eingetroffen, auf engen Zufahrtsstraßen in bergigem Gelände. In dem Heim befanden sich zu diesem Zeitpunkt 35 Patienten und drei Betreuer.

Die Feuerwehr aus dem nur fünf Minuten entfernten Deutschland durfte nicht helfen, weil eine solche Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbarländern "bislang an bürokratischen Hindernissen scheitert“, wie die Bürgermeisterin in Anwesenheit des tschechischen Regierungschefs Andrej Babiš vor der Presse ausdrücklich kritisierte.

Dagegen leisteten auch zwei Notarztwagen aus Annaberg-Buchholz über die Ländergrenze hinweg schnelle Hilfe. Die war auch erforderlich: Die örtlichen Behörden hatten den Notfall ausgerufen und sogar in der Hauptstadt Prag um dringende Unterstützung nachgesucht. Wegen schlechter Wetterbedingungen konnten aber keine Rettungshubschrauber starten.

Das Feuer brach offenbar in einem Gemeinschaftsraum aus und griff auf zwei andere Räumlichkeiten über. Es konnte am Vormittag lokalisiert und letztlich gelöscht werden.

Premier Babiš zeigte sich von der Tragödie erschüttert: „Es muss in Zusammenarbeit zwischen staatlichen und regionalen Behörden alles getan werden, damit sich so etwas nicht wiederholt“, sagte der Regierungschef. Man müsse auch über eine engere Zusammenarbeit mit dem benachbarten Deutschland nachdenken, fügte Babiš hinzu, ohne das näher auszuführen.

In einer Sitzung des regionalen Sicherheitsrates, an der der Ministerpräsident teilnahm, wurden namentlich von Bürgermeisterin Gavdunová Veränderungen angemahnt. Sie kritisierte unter anderem den Mangel an tschechischen Pflegekräften, den man selbst durch umgeschulte Helfer aus der Ukraine auszugleichen versuche, was aber auf staatliche Hindernisse stoße. „Wir leben hier an der Grenze zu Deutschland, viele unserer Bürger arbeiten bei den Nachbarn. Es fehlt somit gravierend an Arbeitskräften, gerade im Pflegebereich.“

Die bei der Sitzung anwesenden Regierungsvertreter versprachen schnelle Hilfe für die Hinterbliebenen der Tragödie und Gelder für die Beseitigung der Brandschäden. Die Patienten, die nur leicht verletzt wurden, sollen in das Heim zurückkehren oder - wenn das nicht geht - zunächst einmal auf ähnliche Einrichtungen verteilt werden.