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Die Fürstenauer Madonna ist zurück

Von der Mariendarstellung gibt es jetzt eine Kopie, die dauerhaft in der kleinen Dorfkirche zu sehen ist.

Von Maik Brückner
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In Fürstenau ist eine Kopie der Fürstenauer Madonna zu sehen: Darüber freuen sich Gerd Kadner und Karl-Heinz Böhm vom Kirchenvorstand, Glaskünstlerin Ilona Dragojeva, Fotograf Pavel Matousek und  Historiker Jan Kvapil (v.r.).
In Fürstenau ist eine Kopie der Fürstenauer Madonna zu sehen: Darüber freuen sich Gerd Kadner und Karl-Heinz Böhm vom Kirchenvorstand, Glaskünstlerin Ilona Dragojeva, Fotograf Pavel Matousek und Historiker Jan Kvapil (v.r.). © Egbert Kamprath

Diesen Moment wollten sich viele nicht entgehen lassen. Gut 50 Fürstenauer waren am Sonntag in die ihre Kirche gekommen, um bei der Einweihung der Fürstenauer Madonna dabei zu sein. Diese steht nun als Kopie in der Kirche. Auch für den Kirchenvorsteher Karl-Heinz Böhme war das ein bewegender Moment.

Denn obwohl die Fürstenauer Madonna Fürstenau bereits 1887 in Richtung Böhmen verlassen hat, hatte man das Kunstwerk nicht vergessen. Schließlich ist mit ihr eine ungewöhnliche Geschichte verbunden, die bis heute nicht ganz aufgeklärt ist. Fakt ist: Die Madonna kam vor einigen Jahrhunderten von einem bisher nicht bekannten Ort ins Dorf. Hier etablierte sich eine Wallfahrt, zu der Katholiken aus Böhmen einmal im Jahr - zum Tag Mariä Heimsuchung Anfang Juli - über die Grenze nach Fürstenau kamen.

"Das war ungewöhnlich", sagt Böhm. Denn die Fürstenauer waren nach der Reformation, die hier 1539 stattfand, evangelisch-lutherisch geworden. Und ihre Kirche auch. Bis heute fühlt sich der Großteil der einheimischen Einwohnerschaft der Kirche verbunden, sagt der Kirchenvorstand. Die Wallfahrten endeten mit dem Umzug der Madonna 1887.

So sieht die Fürstenauer Kirche von außen aus.
So sieht die Fürstenauer Kirche von außen aus. © Egbert Kamprath
Das ist der Altarraum der Kirche.
Das ist der Altarraum der Kirche. © Egbert Kamprath
So sieht die abgescannte Marienfigur aus Glas aus.
So sieht die abgescannte Marienfigur aus Glas aus. © Egbert Kamprath

Karl-Heinz Böhm kann sich noch gut an den Tag erinnern, als er die Madonna zum ersten Mal sah. Das war in den 1980-Jahren bei einem Besuch in Cínovec/Böhmisch-Zinnwald, wo der Altar mit der Madonna nach dem Abriss der extra für ihn errichteten Kapelle und der Vertreibung der Deutschen aus dem Grenzgebiet hingekommen war.

"Es war einer der wenigen Tage, an denen die Kirche geöffnet war", erinnert sich der Fürstenauer. Er ging rein, sah sie und war begeistert. Damals hätte er es nicht für möglich gehalten, dass diese Figur noch mal nach Fürstenau zurückkehren wird. Das ist nun geschehen. Denn seit Sonntag steht eine Glas-Kopie der Madonna im Eingangsbereich der Kirche. Gefeiert hat das Pfarrer Markus Schuffenhauer im Rahmen des Kirchweihgottesdienstes, an den sich ein kleiner Empfang anschloss.

"Zu verdanken haben wir die Madonna unseren tschechischen Freunden", sagt Böhm. Denn es war der Verdienst der Glaskünstlerin Ilona Dragojeva, des Fotografen Pavel Matousek und vor allem des Historikers und Germanisten Dr. Jan Kvapil, dass die Madonna nach Fürstenau zurückkehren konnte. Finanziert wurde die Nachbildung von der Euroregion Elbe-Labe. Obwohl auch der Altar nachgebildet wurde, bleiben die anderen Flächen vorerst frei. Eventuell werden auch diese später ergänzt, so Böhm. Geplant ist das aber derzeit nicht.

Wer das Original der Madonna sehen möchte, muss nach Teplice/Teplitz ins dortige Regionalmuseum fahren. Dort steht der fachgerechte, restaurierte Altar mit der Madonna und anderen Heiligendarstellungen.

Wer sich die Madonna-Kopie in Fürstenau anschauen möchte, könne das gern tun, lädt der Kirchenvorsteher ein. Die Kirche ist zwar normalerweise geschlossen. Doch wer die im Aushang notierte Telefonnummer wählt, darf damit rechnen, dass ein Kirchenmitglied in fünf bis zehn Minuten vor Ort ist und die Kirche öffnet.