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Die Kunst des Schneemachens

Um Wintersportlern beste Bedingungen zu bieten, wird am Skihang in Altenberg technisch nachgeholfen. Dahinter stecken Wissenschaft - und Können.

Von Anja Ehrhartsmann
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Manuel Püschel am Skihang in Altenberg.
Manuel Püschel am Skihang in Altenberg. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Die Sonne ist längst untergegangen an diesem Mittwochabend. Das Thermometer zeigt Minus vier Grad. Am Skihang in Altenberg ist kurz vor Liftschluss noch überraschend viel Betrieb. Im Flutlicht kommen Skifahrer und Snowboarder den Hang hinuntergesaust. Sie kosten jede Minute aus, bis pünktlich um 20 Uhr Schluss ist. Jetzt, wenn sich der Hang leert, beginnt für Betriebsleiter Manuel Püschel die eigentliche Arbeit.

Am Tellerlift liegt aktuell noch zu wenig Schnee. Das soll sich bis zum Wochenende ändern. Denn dann rechnet Manuel Püschel wieder mit vielen Besuchern am Skihang. Damit sich die Leute besser verteilen, soll bis dahin auch die Abfahrt am Tellerlift gut dastehen. Eine Schneelanze hat der Betriebsleiter schon in Stellung gebracht. Nun geht es darum, diese richtig einzustellen. Über einen Hebel kann er regulieren, wie viel Wasser versprüht wird. "Wenn es kalt ist, dann nehmen wir viel Wasser, wenn es warm ist, weniger." Denn bei Minus 13 Grad ist die Luft leistungsfähiger als bei Minus drei Grad, erklärt Manuel Püschel. Der Druckluftkompressor surrt los, bald fallen die ersten feinen Eiskügelchen zu Boden. "Der Schnee ist jetzt noch nass, der muss erst ordentlich durchfrieren", sagt der 34-Jährige, tritt zum Beweis fest auf die weiße Unterlage und hinterlässt einen feuchten Schuhabdruck.

Beim Schneemachen muss Manuel Püschel viele Parameter berücksichtigen. "Es ist schon eine kleine Wissenschaft." Entscheidend sind Temperatur des Wassers, Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit. "Umso trockener die Luft ist, umso besser." Um Schnee herzustellen, verwendet der Betriebsleiter ein Grad warmes Wasser, das in der Luft gefriert und zu Boden fällt. Der Wasserdampf zieht weg. "Wir machen es wie Frau Holle auch", sagt Manuel Püschel mit einem Augenzwinkern und lacht.

Zwischen Papp- und Pulverschnee

Das Wasser für die Beschneiungsanlage kommt über eine Leitung vom Galgenteich im Betriebsgebäude am Skihang an. Dort wird es vorgefiltert, dann runtergekühlt. Über eine Pumpe wird es schließlich zu Hydranten am Hang gebracht, wo Schneekanonen und Lanzen angeschlossen werden können. Um technisch Schnee herzustellen, wie es korrekterweise heißt, braucht es außerdem Druckluft. Auch dafür gibt es Anschlüsse am Hang, ebenso für Starkstrom, mit dem Schneekanonen und manche Lanzen laufen.

Bevor er Schnee herstellen kann, muss Manuel Püschel die Wasserleitung aufdrehen.
Bevor er Schnee herstellen kann, muss Manuel Püschel die Wasserleitung aufdrehen. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür
Mit Spaß bei der Arbeit: Im Pistenbully zieht der 34-Jährige seine Runden über den Skihang.
Mit Spaß bei der Arbeit: Im Pistenbully zieht der 34-Jährige seine Runden über den Skihang. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür
Am Tellerlift fehlt noch Schnee. Eine Lanze sorgt für Nachschub.
Am Tellerlift fehlt noch Schnee. Eine Lanze sorgt für Nachschub. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür
Wie ein kalter Fön: Die Schneekanone, hier am Geisinger Skihang, schleudert den Schnee in die Ferne und ist dadurch sehr effektiv.
Wie ein kalter Fön: Die Schneekanone, hier am Geisinger Skihang, schleudert den Schnee in die Ferne und ist dadurch sehr effektiv. © Karl-Ludwig Oberthür

"Die Schneekanone ist am effektivsten, so macht man die Masse", sagt Manuel Püschel. Auf diese Weise Schnee herzustellen, ist gleichzeitig aber auch am teuersten. "Wenn die Schneekanone eine Stunde läuft, kostet das sieben Euro. Eine Schneelanze liegt im Vergleich bei drei Euro", rechnet Manuel Püschel vor. Dafür bringt die Schneekanone wiederum den Vorteil, dass sie vollautomatisch läuft, Druckluft und Wasser je nach Witterung selbst reguliert. "Wir geben im Vorfeld einfach die gewünschte Schneequalität ein." Gewählt werden können sieben Stufen - zwischen Papp- und Pulverschnee.

Erwartet werden perfekt präparierte Pisten

Nicht jede Nacht muss Manuel Püschel Lanzen und Kanonen anwerfen. Wenn die Bedingungen stimmen und die Pisten ordentlich präpariert sind, hält sich der Kunstschnee gut. "Naturschnee ist in der Struktur viel feiner. Die technisch hergestellten Eiskügelchen lassen sich besser verdichten und halten auch mal Wärme aus - nur reinregnen darf es nicht." Tunlichst zu vermeiden versucht Manuel Püschel indes, tagsüber zu beschneien, doch nicht immer lässt sich das auch so umsetzen. Gerade unten am Hang müssen die Besucher manches Mal in Kauf nehmen, dass sie berieselt werden. "Hier brauchen wir den meisten Schnee. Denn hier ist es am breitesten und die Sonneneinstrahlung ist am größten."

Damit Wintersportler jeden Tag möglichst perfekte Bedingungen vorfinden, gehört es nach Liftschluss mit zu den Hauptaufgaben, die Pisten wieder entsprechend in Schuss zu bringen. Seit dieser Saison erledigt das ein Dreizehntonner mit ordentlich PS, breitem Schild und eingebauter Fräse. Damit glättet Manuel Püschel die Oberfläche und bringt den Schnee wieder dorthin, wo er hin soll. "Die Skifahrer schieben den Schnee nach links und rechts weg, da die Meisten in der Mitte fahren. Ich schiebe ihn wieder zurück."

Der Skihang als riesengroße Spielwiese

Manuel Püschel hat mit 15 Jahren als Saisonkraft am Skilift in Geising angefangen und ist seit 20 Jahren dabei, seit 2017 als Betriebsleiter. "Es macht einfach nur Spaß. Wie andere Männer in ihren Hobbyraum gehen, gehe ich zur Arbeit", sagt er - und wenn man ihn so hinter dem Steuer des Pistenbullys sieht, glaubt man das auch nur zu gerne.

Um keine unnötigen Wege zu machen, fährt er den Hang in Runden ab. Mit einem Joystick manövriert er das Schneeschild über die Oberfläche. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, um nicht zu viel Schnee abzutragen, wie Manuel Püschel erklärt. Bis zu zwei Stunden dauert es, bis er alles abgefahren hat.

Danach hat auch er Feierabend - bis am nächsten Morgen um 9 Uhr die Lifte öffnen und am Skihang in Altenberg ein neuer Tag beginnt.

Der Lift in Geising ist dieses Wochenende von Freitag bis Sonntag, 10 bis 16 Uhr, geöffnet. Am Hang in Altenberg ist Wintersport noch täglich möglich. Am Freitag ist von 10 bis 22 Uhr Betrieb, Samstag 9 bis 22 Uhr, Sonntag 9 bis 18 Uhr.