Als Winzling geboren: Kängurus und Koalas starten auf besondere Weise ins Leben

Zwar hüpft das jüngste der Roten Riesenkängurus erst seit kurzem über die Anlage des Zoo Dresden, doch ein Neugeborenes ist es schon lange nicht mehr. Auf die Welt kam es vor rund einem Dreivierteljahr als drei Zentimeter langer, noch ziemlich unfertiger Winzling – blind, ohne Fell, mit unterentwickelten Beinen. „Nur die Arme und der Geruchssinn funktionierten schon gut“, sagt Revierleiterin Josefine Bruse. Beides sei überlebenswichtig für den Känguru-Nachwuchs, der nach nur einem Monat im Mutterleib selbstständig vom Geburtskanal in den Beutel klettern muss. „Dabei folgt er einer Speichelspur, die die Mutter legt, um ihm den kürzesten Weg zu weisen.“ Im Beutel „dockt“ das Jungtier sofort an einer der vier wurmartigen Zitzen an und wird dort für die nächsten Monate mit Milch versorgt.
„Wie bei allen Säugetieren ändert sich deren Zusammensetzung mit den Bedürfnissen des Kleinen“, so Josefine Bruse. „Das Besondere bei Kängurus ist jedoch, dass zwei Zitzen zur gleichen Zeit unterschiedliche Milch produzieren können.“ Denn oft säugen die Mütter parallel ein Jungtier, das den Beutel noch nicht verlässt und ein älteres, das seinen Kopf nur noch zum Trinken hineinsteckt. „Zusätzlich kann sich schon wieder ein Keimling in der Gebärmutter befinden.“

Derzeit sind zwei Känguru-Junge auf
der erst im vergangenen Jahr eröffneten
Anlage zu sehen: Das „Nesthäkchen“ wurde wahrscheinlich im vergangenen September, das nur wenig ältere andere Jungtier im August geboren. Beide kamen kurz darauf unbemerkt in den Beuteln ihrer
Mütter Ronja und Agnes aus dem Opel-Zoo
Kronberg im Taunus nach Dresden, wurden also noch in der alten Heimat gezeugt.
Bald kann der Zoo Dresden aber auch auf gänzlich eigenen Känguru-Nachwuchs hoffen: Am vergangenen Mittwoch traf ein 2022 geborener Bock aus dem Zoo Olomouc ein. Nach einer Eingewöhnungszeit im Stall wird er mit den drei jungen Weibchen Ronja, Agnes und Liddy auf der neuen Anlage leben.
Auch die Koalas erwarten Nachwuchs
Lange ersehnt, kündigt sich bei der zweiten Beuteltierart im Zoo Dresden nun ebenfalls Nachwuchs an: Koala-Weibchen Eerin hat im März ein bohnengroßes Jungtier geboren. Der Tag seiner Zeugung ist – anders als bei den beiden Kängurus – genau bekannt. „Am 15. Februar haben wir Eerin und das Männchen Mullaya zusammengelassen“, berichtet Tierpfleger Olaf Lohnitz. „Und rund einen Monat darauf zeigten sich erste Veränderungen in Eerins Verhalten.“ Das sonst so kontaktfreudige Weibchen, das sich gern auf den Arm nehmen ließ, sei „schlagartig ruhiger und reservierter“ geworden und habe Lohnitz nur noch ungern an seinen Bauch herangelassen. Dank des guten Verhältnisses konnte der Tierpfleger dann aber doch einen Blick in den Beutel werfen und die Vermutung bestätigen.
Wie ein Känguru-Neugeborenes muss
auch ein winziger Koala selbstständig in
den Beutel krabbeln, um dann einige Monate lang an einer Zitze heranzuwachsen.
Erst nach knapp einem halben Jahr schaut
das Jungtier erstmals heraus, noch etwas
später macht es erste „Ausflüge“. „Bis dahin kann noch viel passieren“, so Lohnitz.
„Aber wir freuen uns natürlich und hoffen,
dass sich das Jungtier gut entwickelt.“ Ein
Indiz dafür gibt es zumindest schon: Bei
gleichem Futter hat Eerin bereits mehr als
300 Gramm zugenommen.
Kängurus und Koalas sind zwar die bekanntesten, bei weitem aber nicht die einzigen Beuteltiere: Vor allem in Australien und im südlichen Amerika gibt es insgesamt rund 320 Arten dieser speziellen Säuger, darunter zum Beispiel Wombats, Opossums, Tasmanischer Teufel und Quokka.
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