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Das Thema Gründen ist präsenter

Seit 1999 unterstützt „dresden|exists“ als Start-up-Service Gründungswillige aus der Wissenschaft. Ein Interview mit dem Leiter Dr. Frank Pankotsch.

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Herr Pankotsch, Sie leiten seit über zehn Jahren die Geschicke von „dresden|exists“. Gab es in dieser Zeit eine Idee, die Sie fast selbst zum Gründer gemacht hätte?

Ich durfte viele gute Geschäftsideen kennenlernen. Es gab drei, vier technische Ideen, die ich absolut spannend fand. Da hätte ich mir vorstellen können, als Gründer einzusteigen. Aber manchmal ist es nicht die Idee, manchmal sind es die Menschen, die überzeugen. Da gab es Teams, bei denen ich aus diesem Grund mitgemacht hätte.

Sind die Gründerinnen und Gründer von heute noch mit denen von vor zehn Jahren zu vergleichen?

Da hat sich etwas verändert. Wir merken, dass das Thema Gründen präsenter ist in den Köpfen der Studierenden und der wissenschaftlich Tätigen. Das ist ein Ansporn für uns, dort anzusetzen und zu zeigen, dass die Option durchaus ihren Reiz hat. Ein weiterer Trend: Viele wollen heute gründen, um selbst etwas zu bewegen, um Lösungen für die Gesellschaft zu finden.

Wer kommt denn mit einer Gründungsidee zu Ihnen?

Die gute Hälfte sind Wissenschaftler oder Studierende, die Ideen aus ihrer Forschungstätigkeit oder den Abschlussarbeiten in einem eigenen Unternehmen umsetzen wollen. Die andere Hälfte sind Leute, die durch persönliche Erfahrungen auf eine Geschäftsidee kommen.

Wie gut sind die schon aufs Gründen vorbereitet, wenn sie das erste Mal zu einer Beratung kommen?

Da gibt es eine große Bandbreite. Es gibt Teams, die haben schon einen Geschäftsplan. Die wissen, wie es laufen soll und möchten die nächsten Schritte besprechen. Andere kommen mit einer ersten groben Idee und wollen wissen, was man daraus machen kann. Das ist natürlich ein längerer Weg, den wir gern begleiten.

Gibt es auch Geschäftsideen, bei denen Sie von Anfang an abwinken mussten?

Im Verbund von „dresden|exists“, zu dem insgesamt acht Dresdner Hochschulen und Forschungseinrichtungen gehören, sehen wir pro Jahr gut 100 Gründungsideen. Rund die Hälfte kommt aus der TUD. Nur selten müssen wir im Erstgespräch bremsen, weil es zum Beispiel ähnliches schon gibt. Aber das ist dann eher ein Ansporn. Kann aus der Idee etwas anderes werden oder lässt sich ein neuer Ansatz finden? Wichtig ist immer, dass die Idee zu den Leuten passt, die sie umsetzen wollen.

Wie unterstützt „dresden|exists“ Gründungswillige?

Wir helfen, aus der Idee eintragfähiges Geschäftsmodell zu machen. Danach unterstützen wir, um Mitstreiter zu finden und ein Team für die Gründung aufzubauen. Wir beraten zur Startfinanzierung und vermitteln über unser Netzwerk Kontakte zu Unternehmen und Partnern, die den Start-ups Feedback geben.

Lange wurde kritisiert, dass sächsische Start-ups in Metropolen wie Berlin oder Hamburg abwandern, weil hier keine idealen Bedingungen für Gründer herrschen. Hat sich das verändert?

Das vermeintliche Abwandern war schon immer ein Mythos. Die deutliche Mehrheit der Gründungen blieb und bleibt in der Region. Was die Bedingungen angeht, da haben wir große Fortschritte gemacht. Anfangs war das Thema Gründen eines, das von der Arbeit öffentlicher Akteure lebte. Über die Jahre ist ein richtiges Ökosystementstanden. Es gibt Co-Working-Angebote, Initiativen wie die Hightech Startbahn, die bei der Suche nach Investoren helfen. Plattformen wie Silicon Saxony oder das Projekt Smart Systems Hub in Dresden sind wichtige Anlaufstellen. Nicht zuletzt investiert auch die Stadt Dresden.

Wie wichtig ist es dafür, dass die TUD Exzellenzuniversität ist?

Sehr wichtig. Das zieht Köpfe an, die nicht nur in der Forschung top sind, sondern die die dort entstandenen Ideen auch in die Wirtschaft bringen wollen. Und es lenkt den Blick von Investoren, Business Angels oder Unternehmen, die Lösungen suchen, auf den Standort Dresden.

Was wären Ihre Zukunftswünsche für das sächsische Gründertum?

Die guten Angebote sollten wir konsequent fortführen. Dafür braucht es weiterhin eine öffentliche Finanzierung. Den Schwung der letzten Jahre können wir für mehr Internationalität nutzen. Super fände ich, wenn wir gestandene Gründerinnen und Gründer noch mehr motivieren könnten, ihr Wissen an junge Start-ups weiterzugeben – oder dazu, noch sogar einmal zugründen.

Das Interview führte Jana Mundus.