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Die Wunderwelt der keramischen Prägung – Böttgers falscher Geburtstag

Die Porzellanmünzen entwickelten sich schnell zum beliebten Sammlerobjekt. Erfahren Sie, wie selbst die Stadtväter und die Porzellanmanufaktur in Meißen dem Ansturm kaum noch standhalten konnten.

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Porzellangeld, Porzellangeld – jeder wollte es haben. Ursprünglich sollte es zwar den überall nach dem 1. Weltkrieg herrschenden Kleingeldmangel lindern, doch waren die Sammlerhände meist schneller und sammelten es wieder ein. Da wo es gerade ausgegeben wurde, dort war es ebenso schnell wieder in den Taschen der Münzsammler verschwunden. War zudem die Gesamtauflage recht gering, dann entwickelten sich im Handumdrehen hohe Preise und die wurden vor allem von ausländischen Interessenten prompt bezahlt. Die Stadtväter mancher Kleinstadt und auch die das Porzellangeld mit den Kurschwertern herstellende Porzellanmanufaktur in Meißen, konnten sich plötzlich kaum noch vor Anfragen nach solchen Münzen retten. Das emsige Sammeln und spekulieren mit keramischem Notgeld, war in dieser Zeit mehr als trendy.

Hinweis: Böttgersteinzeug® ist eine eingetragene Marke der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen GmbH

Neh‘m ich sie nich, nimmst Du’se. Nimmst Du‘se nicht, nimmt er‘se!

Wenn diese Münzen aus Keramik auch erst gar nicht zur Linderung vom Kleingeldmangel kamen, so war mit ihnen doch ein gutes und schnelles Geschäft zu machen. So muss man in vielen Bürgermeisterstuben gedacht haben. So auch in der thüringischen Stadt Schleiz, der Geburtsstadt von Johann Friedrich Böttger, der als Miterfinder des ersten Hartporzellan in Europa, natürlich ein prächtiges Aushängeschild war. Notmünzen aus Meißner Porzellan und Johann Friedrich Böttger, dass passte doch ausgezeichnet zusammen. In der Stadtkasse wird es vermutlich göttlich klimpern, wenn unsere Stadt nun ebenfalls ein eigenes Notgeld ausgibt. So ähnlich muss man wohl gedacht haben, als man zur Porzellanmanufaktur in Meißen mit ganz konkreten Vorstellungen Kontakt aufnahm.

Porzellanmünzen für Schleiz in braun und weiß

In Meißen sollten demnach Münzen aus Böttgersteinzeug und Biskuitporzellan zu 50 Pfennig sowie, 1, 2, 5, 10 und 20 Mark geprägt werden. Auf den Wertseiten der Münzen sollte das Wappentier der Stadt Schleiz, ein Wisent, zu sehen sein. Die Bildseite sollte jedoch den Miterfinder des europäischen Porzellans und Sohn der Stadt Schleiz im Portrait zeigen. Dazu sollte dort noch das Geburtsdatum von Böttger mit eingearbeitet werden. Gesagt, getan, in Meißen ging man an die Arbeit und präsentierte bald die Entwürfe. In Schleiz war man sehr erfreut als man die ersten Probestücke aus der Gipsform staunend in den Händen halten konnte. Die Probestücke trugen alle noch die Jahreszahl 1921. Trotzdem sollte noch eine kleine Änderung vollzogen werden, denn man wollte statt einem glatten Rand einen Perlrand. Für Meißen war das kein Problem und wieder gab es Probestücke aber nun mit Perlrand. Nun waren die Auftraggeber aus dem Rathaus Schleiz zufrieden. Nach ihrer Meinung „stimmte alles“ und man könne in Meißen die Stahlstempel für die Serienherstellung schneiden. Leider „stimmte“ eben nicht alles!

Böttgers falscher Geburtstag und neue Stempel

Als die ersten Münzen aus Meißen, nun mit der Jahreszahl 1922 geliefert wurden, war man guter Dinge und recht bald stellten sich die Sammler ein. Der Verkauf lief prächtig, die alte Stadtkasse begann inzwischen wirklich zu klimpern. Viele lobten das schöne Motiv von Böttger, wirklich, es war ein wahrer Renner. Im Motiv war das Portrait von Böttger eingeprägt und darum ein stehendes Viereck. An dessen Außenseiten links oben beginnend stand ein sechsstrahliger Stern und dem folgte 5. 2. 1685 als angeblicher Geburtstag. Doch das war schlicht und einfach falsch! Johann Friedrich Böttger wurde nämlich bereits am 4. Februar 1682 in Schleiz geboren. Keiner bemerkte den Fauxpas und der Verkauf ging ruhig weiter. Mehr noch, denn mit dem erlassenen Notgeldverbot im Juli 1922 stockten plötzlich die Nachlieferungen aus Meißen. Nach dem neuen Gesetz durfte nun kein Notgeld mehr hergestellt werden. Diese Anordnung konnte man allerdings umgehen, wenn die Wertangaben „Pfennig und Mark“ auf den Münzen entfernt wurden. Zu Verwechslungen mit „echtem Geld“ durfte es ab sofort keinesfalls kommen. Doch dazu waren neue Stempel notwendig. Die abgeänderten Stempel wurden von Schleiz bestellt. Die Wertbezeichnungen Pfennig und Mark waren getilgt und durch eine Rosette ersetzt. Das gute Geschäft mit Sammlern aus aller Welt konnte somit weitergehen.

Das falsche Geburtsdatum von Böttger blieb jedoch auf den Münzen so wie es war, denn noch immer war der Fehler bisher keinem aufgefallen. Weder in Schleiz noch in der Manufaktur in Meißen. Die neuen Münzen in braun und weiß, nun mit Rosette, verkauften sich anfangs noch etwas verhalten. Doch das sollte sich ändern.

Der Entdeckung folgte die große Korrektur

Bald nach der Ausgabe der „Rosettenstücke“ fiel einem Schleizer Bürger das falsche Geburtsdatum von Böttger auf. Allerdings war es offenbar nur ein recht kurzer Schreck für die Besteller der Münzen aus dem Rathaus Schleiz, denn nun verkauften sich die Münzen noch viel besser. Nachdem der Fehler publik wurde, müssen im Schleizer Rathaus, wohl gleich säckeweise die Anfragen nach solchen fehlerhaften Münzen eingegangen sein. Auch in Meißen fragten Sammler aus aller Welt an.

Trotzdem, so konnte es nicht bleiben. Ein neuer Stempel mit korrigierter Böttgerseite musste augenblicklich her. Offenbar war die Sache den Verantwortlichen in Meißen und Schleiz wohl doch etwas peinlich. Beide Orte hätten gerade das Geburtsdatum von Johann Friedrich Böttger im Schlaf aufsagen können, so glaubte man, doch das war eben nicht der Fall. Doch der Verkauf lief noch prächtig, ob falsch oder korrigiert.

Erst Anfang 1923 stockte der Absatz und auch die Herstellungskosten trieb die Inflation in Deutschland immer mehr in die Höhe. Nun stoppte man die Nachbestellungen in Meißen und das Geschäft war zu Ende.

Heute bekommt man die Notmünzen aus Schleiz öfters schon auf Trödelmärkten recht preiswert angeboten. Die Qualität der Stücke ist dabei meist noch ausgezeichnet und dass nach 100 Jahren!

Im letzten Teil der Serie blicken wir nach Dresden. Wieder geht es dabei um Porzellanmünzen, welche man noch heute als kompletten Satz, meist in einem alten mit Samt ausgeschlagenen Etui, kaufen kann. Ab 1922 gab es zwei Spezialhändler in Dresden, die solche Kollektionen zusammenstellten, um sie an Sammler in der ganzen Welt zu schicken.

Text: Reiner Graff / numiscontrol

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120 Seiten, 20. geänderte Auflage © Autoren: Jörg Schaldach, Kristina Ruppert

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