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Die Wunderwelt der keramischen Prägung: Fehlerhafte Probestücke aus der Gipsform

Hinter den glänzenden Endprodukten verbergen sich oft lange Wege und zahlreiche Hürden. Teil 2 über die Herstellung von Porzellanmünzen.

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© Foto: Angela Graff

Lesen Sie hier Teil 1 - "Die Wunderwelt der keramischen Prägung: Eine Porzellanmünze/Medaille entsteht".

Nicht immer geht bei den ersten Planungs- und Gestaltungsarbeiten für eine Münze oder Medaille alles glatt. Wir Sammler bekommen meistens ja nur die Endprodukte aus der laufenden Produktion auf den Tisch. Dabei durchläuft eine geplante Ausgabe schon vorher einige Zwischenphasen mit notwendigen Korrekturen, bevor dann der Prägestempel zur Serienherstellung fallen kann. Bis dahin ist nicht selten ein langer Weg mit vielen Hürden zu bewältigen. Ein Fehler, wird er nicht gleich in der Probephase entdeckt, kann böse Folgen haben, denn dann wird er auch auf dem später gefertigten Stahlstempel übertragen und wird schließlich auf der Münze oder Medaille zu sehen sein. Daher wird das Modell aus der Handform bereits vorher von verschiedenen Personen überprüft. Trotzdem schleichen sich manchmal kleine Fehler ein. Der Künstler braucht Ruhe bei seiner Arbeit. Eine Ablenkung, sei sie auch noch so kurz, ist später meist die Erklärung für eine Ungenauigkeit im Motiv. Die Problematik des „Umdenkens“ ist ebenfalls ein häufiger Grund für Fehler. Der Künstler hat seinen Entwurf positiv zu Papier gebracht. Schneidet er später die Gipsform, muss alles negativ übertragen werden. Da kann es leicht zur Verwechslung kommen.

Hinweis: Böttgersteinzeug® ist eine eingetragene Marke der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen GmbH

Das Motiv musste mehrfach überarbeitet werden

Bei dem heute vorgestellten Stück handelt es sich um eine Münzprobe aus der zweiten bereits korrigierten Gipsform. Die Form wurde notwendig, da sich bereits in der ersten Gipsform einige Ungenauigkeiten eingeschlichen hatten. Jetzt war man offenbar guter Dinge und trotzdem kam es erneut zu Fehlern. Anhand der Münzprobe sowie dem Stück aus der späteren Serienherstellung mit Stahlstempel, kann man alles ganz genau vergleichen.

Die gefertigten Probestücke aus der ersten Gipsform zeigten Fehler und Ungenauigkeiten. Auf der Vorderseite stand noch „ERNEUERUNG DES BISTUMS MEISSEN“, welches man mit der zweiten Gipsform in „WIEDERERRICHTUNG“ änderte.

Die Rückseite zeigt ein Brustbild vom Bischof Benno mit Halskette, Kreuz und Mitra. Zudem der Bischofsstab und unten zwei Schlüssel und ein Fisch. Dabei hat der Fisch einen Schlüssel im Maul. Diese Szene geht auf eine alte Legende um Bischof Benno zurück. Ein Schlüssel, den er in die Elbe warf, soll von einem Fisch verschluckt und später im Fischbauch gefunden worden sein. Unten die gekreuzten Kurschwerter als Markenzeichen der Manufaktur Meißen. Im Strahlenkranz um den Kopf steht SAИGTE BEИИO. Die drei „N“ hatte man zuvor also nicht spiegelverkehrt in die Gipsform geschnitten. Zudem ist das „G“ falsch und musste zum „C“ korrigiert werden. Die Umschrift lautet richtig ORA PRO NOBIS gefolgt von einem sechsstrahligen Stern.

Die ausgebesserte Gipsform II war ausgiebig überarbeitet worden und die ersten Probestücke daraus lagen nun zur Begutachtung vor. Wiederum fand man Fehler und alles begann von vorn.

Das „N“ in SAИGTE war noch immer spiegelverkehrt geblieben. Auch das falsche „G“ war nicht ausgebessert und in ein „C“ umgestaltet worden. Dagegen erschien nun „BENNO“ richtig auf den Probestücken. Weiterhin hatte man wie beabsichtigt das Wort „ERNEUERUNG“ in „WIEDERERRICHTUNG“ ausgewechselt. Zudem wollte man noch weitere kleine Änderungen im Motiv. Trotzdem erneut musste eine neue Gipsform hergestellt und Probestücke darin ausgeformt werden.

Als man nach der erneuten Überarbeitung die Probestücke begutachten konnte, war man mit der Motivgestaltung offenbar zufrieden. Buchstaben und Sterne hatten nun ihr endgültiges Aussehen erhalten und nichts war mehr spiegelverkehrt. Anhand der dritten Gipsform konnte man den ersten Stahlstempel für die Serienherstellung der Normalprägungen schneiden.

Nochmals hatte man bei der Stahlstempelherstellung kleinere Details geändert. Heute sind Stücke mit dem Stahlstempel hergestellt oft im Internethandel anzutreffen. Die Detailfotos belegen die Abänderungen ganz gut.

Es gibt ebenfalls Stücke mit Dekor, also mit farblichem Auftrag. Dabei muss man beachten, dass der Farbauftrag vielmals kaum von einer ausgebildeten Malerhand stammen kann. Die Vermutung liegt nahe, dass man die Medaillen erst viel später mit dem Farbauftrag versehen hat. Grob übermalte Stellen oder sogar Farbkleckse sprechen hier eine eindeutige Sprache. Dazu kommt noch, dass man die Farbe (Goldfarbe), wie in der Porzellanmanufaktur Meißen stets vorgegeben, danach nicht eingebrannt hat. Inzwischen sind auch schon weitere Farben aufgetaucht, die ebenfalls von privater Hand sind, um beim Verkauf einen höheren Preis zu erzielen. Wer Porzellanmünzen oder Medaillen sammelt, dem wird das bereits gut bekannt sein.

Lesen Sie im Teil III über das kuriose Stadtgeld von Schleiz aus dem Jahre 1922 mit Pfennig- und Markstücken.

Text: Reiner Graff / numiscontrol

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120 Seiten, 20. geänderte Auflage © Autoren: Jörg Schaldach, Kristina Ruppert

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