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Interview mit dem Zoodirektor: Diese Personen prägten die Geschichte des Zoo Dresden nachhaltig

Am 20. Juni jährt sich der Geburtstag zweier ehemaliger Zoo-Direktoren. Karl-Heinz Ukena, der heute den Zoo Dresden leitet, erinnert an deren Verdienste und erklärt, was sich seitdem verändert hat.

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Der heutige
Zoodirektor
Karl-Heinz
Ukena am Gedenkstein für
Professor
Wolfgang Ullrich, der vor
100 Jahren
geboren
wurde.
Der heutige Zoodirektor Karl-Heinz Ukena am Gedenkstein für Professor Wolfgang Ullrich, der vor 100 Jahren geboren wurde. © Foto: Thorsten Eckert

Ein Interview mit dem heutigen Zoodirektor Karl-Heinz Ukena

Albin Schöpf, geboren 1823, übernahm die Zooleitung im Gründungsjahr 1869. Wie hat er die Zoogeschichte geprägt?

Albin Schöpf hat sich zweifellos große Verdienste um die Gründung und Etablierung des Zoo Dresden erworben. Dem Zeitgeist entsprechend, lag das Hauptaugenmerk damals darauf, möglichst viele exotische Tiere zur Schau zu stellen. Jedoch gab es kaum Erfahrungen bei der Haltung dieser Tiere, und die Veterinärmedizin steckte quasi noch in den Kinderschuhen. Vieles musste ausprobiert und mit Fehlschlägen bezahlt werden. Umso beeindruckender sind daher die späteren Zuchterfolge, zum Beispiel bei den Löwen.

Welchen Herausforderungen musste sich der auf den Tag genau 100 Jahre nach Albin Schöpf geborene siebente Zoodirektor Wolfgang Ullrich stellen?

Professor Wolfgang Ullrich baute den völlig zerstörten Zoo nach dem Zweiten Weltkrieg neu auf: Nicht nur vor dem Hintergrund des permanenten Geld- und Materialmangels in der DDR war das eine gewaltige Leistung. Hinzu kam, dass der Hauptstadt-Tierpark Berlin mit seinem berühmten Direktor Heinrich Dathe in jeder Hinsicht bevorzugt wurde. Manche hiesige Vision konnte so nicht verwirklicht werden; statt dessen profilierte Ullrich den Zoo Dresden mit dem Erwerb seltener Arten zum „Zoo der kleinen Raritäten“. Und er legte viel Wert auf die Bildung der angehenden Tierpfleger und der Dresdner Schüler. In seiner 23-jährigen Amtszeit wurde unter anderem die Zooschule gegründet, die noch heute als praxisnaher außerschulischer Lernort fester Bestandteil unseres Zoos ist.

Was unterscheidet Ihre Arbeitsbedingungen von denen Ihrer Vorgänger?

Natürlich ist die wirtschaftliche Situation heute nicht mit den damaligen Bedingungen vergleichbar – mit der Stadt Dresden haben wir einen starken Gesellschafter, der verlässlich hinter uns steht, und auch politisch haben Zoos heutzutage einen anderen Stellenwert. Forschung und Ausbildung sind auf einem ganz anderen Niveau, und die weltweite Vernetzung ermöglicht einen schnellen fachlichen Austausch mit anderen Zoos. Der Zoobetrieb ist auch längst nicht mehr so stark auf die Person des Direktors zugeschnitten wie zu Schöpfs oder Ullrichs Zeiten: In einem Unternehmen wie dem unseren können die Probleme nur im Team gelöst werden.

Wie lässt sich das heutige Profil des Zoo Dresden beschreiben?

Wir sehen uns als modernen Zoo, der sich im Artenschutz engagiert. Wir verstehen unsere Tiere als Botschafter von Lebensräumen und möchten unsere Besucher motivieren, sich für deren Schutz zu engagieren.

Die Ziele von heute unterscheiden sich daher stark von denen zu Zoogründungszeiten: Dem Interesse der Besucher entsprechend, wird heutzutage ein reduzierter Tierbestand in naturnah und großzügig gestalteten Anlagen präsentiert. In erster Linie ist der Zoo jedoch damals wie heute ein Ort der Erholung, an dem unsere Gäste ihre Freizeit verbringen.

Welche Ziele und Wünsche haben Sie für die nächsten Jahre?

Nach Fertigstellung des Orang-Utan-Hauses möchten wir den Streichelzoo sanieren sowie das Thema regenerative Energien anpacken. Unseren Weg im Artenschutz möchten wir konsequent weiter verfolgen: Insgesamt eine Million Euro konnten wir durch den freiwilligen Artenschutzeuro im Zoo-Eintritt an 25 verschiedene Artenschutzprojekte vergeben. Wünschen würde ich mir, dass die nächste Generation über uns sagt: Die waren richtig gut unterwegs.

Zwei runde Hunderter: Die Jubiläen ehemaliger Zoodirektoren

Albin Schöpf, geb. 20.6.1823

Von der Idee eines neuen Zoos ließ sich der studierte Pharmazeut aus Hirschberg an der Saale durch den Dresdner Hofapotheker Schneider begeistern. Schöpf beteiligte sich finanziell und bereiste bereits bestehende Zoos, um dort Erfahrungen zu sammeln. Wenige Monate nach Gründung des Zoologischen Gartens Dresden wurde er zum Inspektor berufen, war damit für technische wie für zoologische Belange verantwortlich. Ab 1870 durfte er sich offiziell Direktor nennen. Dank guter Beziehungen zu anderen Tiergärten und zu Tierhändlern konnte Schöpf attraktive Tierarten nach Dresden holen; bei Löwen und Tigern gelang sogar die Zucht. Ein Jahr nach seinem Tod 1881 wurde im Rosarium die heute noch bestehende Gedenkstelle errichtet.

Der erste Zoodirektor Albin Schöpf
Der erste Zoodirektor Albin Schöpf © Foto: Archiv

Wolfgang Ullrich, geb. 20.6.1923

Auf den Tag genau 100 Jahre nach Albin Schöpf wurde Wolfgang Ullrich in Dresden geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule Biologie/Zoologie und wurde kurz nach dem Abschluss Deutschlands damals jüngster Zoodirektor. Unter seiner Führung konnte der kriegszerstörte Zoo innerhalb relativ kurzer Zeit wiederaufgebaut werden und Erfolge vor allem in der Primatenzucht verbuchen. Zudem machte sich Ullrich mit Schriften und Filmen um die naturwissenschaftliche Bildung verdient. Nachdem er 1958 promoviert hatte, wurde er für sein Wirken 1961 mit dem Professorentitel geehrt. An einer schweren Krankheit starb der beliebte Zoodirektor mit nur 50 Jahren. Viele seiner Visionen konnten unter DDR-Bedingungen nicht verwirklicht werden, fanden jedoch Eingang in spätere Konzepte. Quelle: Winfried Gensch, 2003

Wolfgang Ullrich, Direktor 1950-1973
Wolfgang Ullrich, Direktor 1950-1973 © Foto: Archiv

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Kontakt

Zoo Dresden GmbH
Tiergartenstraße 1
01219 Dresden

Telefon 0351 - 47 80 60
Mail [email protected]
www.zoo-dresden.de