Tropfen für Tropfen gute Ideen
Wasser ist nicht nur die Quelle des Lebens. Es ist auch ein kostbares Gut, das unsere Existenz und die Zukunft des Planeten maßgeblich beeinflusst. Mit einem Anteil von etwa 70 Prozent an der Erdoberfläche mag es reichlich erscheinen, doch die Realität ist alarmierend. Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit haben immer noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zudem ist Wasser die treibende Kraft hinter der Landwirtschaft, der Energieerzeugung oder auch der Industrie. Doch auch hierzulande gewinnt das Thema Wasserknappheit immer mehr an Bedeutung. Die Trockenheit der vergangenen Jahre ließ vielerorts den Grundwasserspiegelsinken. Ideen und Lösungen sind nun gefragt, um Trinkwasserknappheit und Probleme für die Wirtschaft zu vermeiden. An der TU Dresden werden seit vielen Jahrzehnten Studierende in den Fächern Wasserwirtschaft und Hydrologie ausgebildet. Mit dem gesammelten Wissen unterstützen sie nun bei ihren Arbeitgebern Projekte, die einen nachhaltigen Umgang mit dem kostbaren Nass ermöglichen sollen.
Industriewasser nutzbar machen
Als gebürtiger Dresdnerin ist Dr. Anita Haupt das Elbehochwasser 2002 noch in dramatischer Erinnerung. „Das Wasser war einfach überall, das war beängstigend“, erzählt sie. Welche Kraft Wasser hat, das zeigte sich damals an vielen Stellen in Dresden „Aber mir ist in diesen Augenblicken auch sehr deutlich geworden, dass Wasser überallgebraucht wird.“ Schon vor dem Augusthochwasser hatte sie sich für den Studienbeginn im Fach Wasserwirtschaft an der TU Dresden entschieden. Wie Trinkwasser, Abwasser und das Wasser aus industriellen Prozessen behandelt werden können, diese Frage treibt sie an. Nach dem Studium, der Promotion und mehreren Jahren in der Forschung entscheidet sie sich 2019 für einen Job bei der DAS Environmental Expert GmbH in Dresden. Das Unternehmen entwickelt und produziert Umwelttechnologielösungen, die Industrieunternehmen einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Ressourcen Wasser und Luft ermöglichen. Anita Haupt prüft für Kunden individuell, wie sich deren Industriewasserbehandeln und auch wieder verwenden lässt. „Dabei ist es ganz wichtig, die richtige Balance zu finden“, erklärt sie. Die Wasseraufbereitung koste Geld. „Nur nachhaltig zu sein, klappt nicht. Es muss auch wirtschaftlich sein.“ In vielen Fällen wäre es eine sinnvolle Lösung, wenn Unternehmen das Wasser für die gleichen Prozesse wiederverwenden können. „Das spart Abwasser und gleichzeitig den Einsatz von Frischwasser. “Mit den ehemaligen Kollegen an der TUD steht sie noch in regem Austausch. „Mich interessiert der Transfer der guten Ideen in die Praxis.“
Neue Erholungsräume schaffen
Für Niclas Einert führte der Weg nach dem Bachelor direkt nach Dresden. Mit dem Abschluss in Geoökologie in der Tasche, kam er 2019 zum Masterstudium an die TUD. Der englischsprachige Studiengang „Hydro Science and Engineering“ hatte ihn angelockt. „Nach einem sehr breitgefächerten Bachelor-Studiengang fand ich den Fokus auf das Thema Wasser sehr interessant. “Wasser als Naturelement, Ressource, Rohstoff– die Ausbildung an der TUD deckt alle Facetten des Themas ab. Seine Masterarbeit schreibt er in Kooperation mit der Wismut GmbH. Dort hatte er schon vorherwiederholt als Praktikant und Werkstudent gearbeitet. Die Zusammenarbeit geht auch nachdem Abschluss weiter. Einert übernimmt als Fachgebietsverantwortlicher die Betreuung der Sanierung der industriellen Absetzanlage Culmitzsch am Standort Seeligenstädt in Thüringen. Sie ist eine von vier Anlagen, in denen die feinkörnigen Rückstände der Uranerzaufbereitung über Rohrleitungen eingespült und eingelagert wurden. Aus nicht nutzbaren Flächen werden durch die Sanierung Erholungsräume. „Es ist schön und interessant, auf diesem Weg etwas für die Zukunft zu schaffen“, beschreibt er es. Die Ausbildung an der TUD hätte ihm für den Job viel gebracht. „Wir konnten schon im Studium viel praktisch anwenden, das bereitet einen gut vor.“ Einen Tipp hätte Einert jedoch, was die Studieninhalte betrifft: Ausgleichsmaßnahmen, Auflagen im Naturschutz und behördliche Regelungen spielen in der Praxis eine immer größere Rolle. „Das war im englischsprachigen Master so nicht Thema, da könnte die TUD künftig mehr anbieten.“
Guter Grund Grundwasser
Mit Regeln und Gesetzeslagen muss sich auch Ulrike Schöbel auskennen. Sie ist Prokuristin bei der UBV Umweltbüro GmbH Vogtland, arbeitet im Büro in Senftenberg –mitten in der Lausitz, wo das Thema Sanierung ehemaliger Tagebaugebiete an der Tagesordnung ist. „Das Thema Grundwassersanierung hat mich schon im Studium an der TUD angesprochen“, erzählt sie. 2017 hat sie ihren Master im Studienfach Hydrologie gemacht. Nach dem Abschluss geht sie aber nicht zurück in die mecklenburgische Heimat, sondern entscheidet sich für einen Job bei UBV. „Ich wollte in kein riesiges Unternehmen, sondern mich lieber in einem kleineren Büroengagieren und die regionale Wertschöpfung stärken.“ Ihr Aufgabenbereich im Unternehmen ist abwechslungsreich. Sie betreut Sanierungsprojekte– so beispielsweise als rahmengutachterliche Begleitung der Boden und Grundwassersanierung des Werkgeländes Schwarze Pumpe. Sie erstellt Modelle für Grund- und Oberflächenwasser und wertet meteorologische Daten hinsichtlich der Grundwasserneubildung aus. Für die Festung Königstein verbindet sie das historische Wassermanagement mit dem zukünftigen. „Für Wasserversorger werden wir außerdem als Berater tätig“, nennt sie ein weiteres Beispiel. Wollen sich zum Beispielgroße Industrieunternehmen ansiedeln, klären Ulrike Schöbel und ihre Kollegen, ob dadurch eventuell vorhandene Wasserressourcennegativ beeinflusst werden. Während in anderen Regionen Deutschlands das Grundwasser sinkt, hat die Stadt Hoyerswerda ein anderes Problem. Nach Stilllegung eines Großteils der Tagebaue in der Lausitz ist das Grundwasser großräumig angestiegen. Die Gebäude müssen vordem aufgehenden Grundwasser geschützt werden. UBV betreibt die Anlagen, die für diese Grundwasserniederhaltung notwendig sind. Der Kontakt zur TUD besteht bis heute. Die UBV arbeitet auch über Forschungskooperation mit ihr zusammen. Regelmäßig sind Ulrike Schöbel und ihre Kollegen auch zu Veranstaltungen an der Universität. „Eine gute Gelegenheit, um auch mit Studierenden ins Gespräch zu kommen.“ Den Nachwuchs für das Thema Wasser zu begeistern sei das Ziel. „Es ist ein Zukunftsthema, das gute Leute braucht.“