Nicht bedroht, aber trotzdem gefährdet: Die Rotbüffel

Genüsslich futtern sich Malawi und seine Herde durch Berge von frischem Gras und Heu im Gehege. Das rotbraune Fell des Bullen glänzt, die Ohren mit ihren hübschen Fellpinseln wedeln ab und zu entspannt unter den beeindruckend dicken Hörnern. Sein jüngster Spross ist gerade einmal wenige Wochen alt: Am 16. Mai kam Elektra zur Welt und sorgt für Freude bei den Besuchern, den Tierpflegern – und Kurator Matthias Hendel. Er ist als Zuchtbuchführer des europäischen Erhaltungszuchtbuchprogramms EEP für diese Tierart verantwortlich.
Nicht bedroht, aber trotzdem gefährdet
Diese freiwillige und zusätzliche Aufgabe hat er vor einigen Jahren übernommen, als der Posten vakant war. „Die Rotbüffel haben hier bei uns in Dresden schon eine lange Tradition. Wir waren einer der ersten Zoos, die mit der Rotbüffelzucht angefangen haben, und sind mittlerweile mit der ,Dresdner Linie‘ weit in Europa verbreitet“, erklärt er. Wenn beispielsweise ein Zoo solche Rotbüffel halten möchte, wird er zunächst Kontakt mit Matthias Hendel aufnehmen. „Dann kläre ich erst einmal über die Haltungsbedingungen und Besonderheiten der Tierart auf, denn sie sind auch nicht ganz leicht zu halten.“
Die Huftiere stammen aus Afrika, gelten dort zwar nicht als bedroht, aber sind dennoch gefährdet: „Da wir keine Tiere aus der Natur ,nachholen‘ können und wollen, ist es umso wichtiger, die Daten in den Zoos zu erfassen und einen genetisch gesunden Bestand zu erhalten“, sagt Matthias Hendel. „Denn sonst würde diese Unterart der Afrikanischen Büffel in den Zoos langsam aussterben, und das fände ich sehr schade.“ Deshalb werden in einer digitalen Datenbank alle Angaben zu den Tieren festgehalten: Geburtsdatum, Vater, Mutter, besondere Merkmale, Fotos und so weiter. „Es gibt zum Beispiel Tiere, deren Fell nicht die typische Rotfärbung aufweist, sondern eher ins Dunkle oder gar Schwarze geht. „Das ist dann unter anderem eher ungünstig für eine Zucht.“

Als Zuchtbuchführer muss Matthias Hendel den Datenbestand regelmäßig sichten, die betreffenden Zoos kontaktieren, falls Lücken auftauchen. Einmal jährlich erarbeitet er für jede Einrichtung, die diese Tierart hält, ein Empfehlungsschreiben zum Bestand. „Wenn etwa Jungtiere oder Zuchtbullen nach ein paar Jahren in eine andere Herde umgesiedelt werden müssen, dann schaue ich, in welche anderen Zoos sie am besten passen würden.“
Auch für das Dresdner Jungtier vom vorigen Jahr wird demnächst ein Umzug anstehen. „Ideal wäre ein bestimmter Zoo in England, aber aufgrund des Brexits sind Tiertransporte dahin schwieriger bis unmöglich geworden“, sagt Matthias Hendel. „Vielleicht wird es auch ein Zoo in den Niederlanden.“ Das alles muss Elektra (noch) nicht kümmern – sie bleibt vorerst in Dresden.
EEP: Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm
- Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm EEP wurde eingeführt, um die Zucht von in Zoos gehaltenen Tierarten einrichtungsübergreifend zu koordinieren. Ziel ist es, die jeweiligen Arten genetisch gesund zu erhalten.
- Der Zoo Dresden ist Mitglied in verschiedenen EEPs und hat die Zuchtbücher für den Afrikanischen Büffel (Rot- und Kaffernbüffel) sowie für den Sattelstorch inne.
Kontakt und weitere Informationen
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