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Wie aus einem Schnuller ein Sandförmchen wird

HolyPoly aus Dresden weiß, wie Kunststoffe recycelt werden können. TU Dresden Absolventen gehören zu den Gründern.

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Die gestapelten
Klemmbausteine
sind neu – aber aus
recyceltem Kunststoff.
Für Kunden
wie etwa Mattel lassen
sich Dorothee
Wendler (l.) und Jakob
Reck bei HolyPoly in Dresden genau
dafür Ideen einfallen.
Die gestapelten Klemmbausteine sind neu – aber aus recyceltem Kunststoff. Für Kunden wie etwa Mattel lassen sich Dorothee Wendler (l.) und Jakob Reck bei HolyPoly in Dresden genau dafür Ideen einfallen.

Das Schnullermonster ist gefräßig. Es verspeist nicht nur ausgediente Nuckel. Auch Milchfläschchen oder Babytrinkbecher aus Kunststoff landen in seinem Pappbauch. In Kindergärten überall in Deutschland stehen die großen und farbenfrohen Sammelbehälter mit Monsterkonterfei der Firma NUK: Die sammelt die Kunststoffartikel, um daraus Sandförmchen zu produzieren. Die Idee dazu wurde mit HolyPoly aus Dresden entwickelt. Zwei Absolventen der TU Dresden haben daran einen großen Anteil. Rot, weiß, blau, gelb – kistenweise lagert das Kunststoffgranulat in der großen Halle von HolyPoly. Früher waren das Babyartikel, jetzt sind es Ausgangsstoffe für die Herstellung von buntem Sandspielzeug. „Die Idee ist, den Kunststoff nach Gebrauch nicht einfach zu verbrennen, sondern im Kreislauf zu halten und wieder zu verwenden“, erklärt Dorothee Wendler den Gedankendahinter. Maschinenbau mit Vertiefung Leichtbau- und Kunststofftechnik hat sie an der TU Dresden studiert. Nachdem Studium suchte sie einen Job, der die eigenen Werte widerspiegelt. „Ich wollte etwas tun, das dem Nachhaltigkeitsgedanken folgt“, sagt sie. Bei HolyPoly ist sie heute für die Produktentwicklung und Fertigungsoptimierung zuständig.

Die junge Firma hilft großen Unternehmen dabei, neue Ideen für das vermeintliche Lebensende ihrer Produkte zu finden. Wie kann ein Rücknahmesystem aussehen? Wie können Stoffströme geschaffen werden? Was kann aus dem gewonnenen Kunststoff Neues entstehen? „Wir arbeiten mit bekannten Marken wie Bosch, Lamy oder Mattel zusammen“, erläutert Jakob Reck, der an der TUD das gleiche Studium absolvierte wie seine Kollegin. „Gerade die haben einen großen Einfluss.“ Ziel sei es, den recycelten Kunststoff wieder in hochwertige Anwendungen zu bringen – und den Menschen zu zeigen, dass genau das möglich ist.

Einen Raum weiter zeigen die beiden, was damit gemeint ist. Mit dem Spielwarenhersteller Mattel, bekannt durch seine Barbiepuppen, arbeitet HolyPoly ebenfalls zusammen. Das gesammelte alte Plastikspielzeug wird zerkleinert, sortiert und gewaschen. Eine Maschine macht daraus kleinste Plastikkügelchen. Aus diesem Granulat entstehen neue Dinge. Aktuell beispielsweise ein Spielplatz in der von der Flutkatastrophe 2021 betroffenen Gemeinde Swisttal. „Bis zur Granulierung machen wir das alles hier“, erklärt Dorothee Wendler. Wenn gewünscht, entwickeln sie auch Prototypen für neue Produkte. Deren Herstellung in Serie übernehmen dann aber andere Partnerunternehmen.

Durch das Maschinenbaustudium an der TU Dresden sind die beiden HolyPoly-Beschäftigten bestens in Sachen Technik ausgebildet. In den Räumen der Firma stehen im kleinen Maßstab Maschinen, die in groß industriellen Prozessen genutzt werden. Daran sammeln sie Erfahrungen und Daten, die dann für die Kunden wichtig sind. „Wir sind keine Beratungsfirma, die alles am Schreibtisch denkt. Wir probieren das wirklich selbst aus“, sagt Reck. Die nächsten Projekte stehen schon ins Haus. Genaueres dürfen die beiden nicht verraten, aber diesmal geht es um Elektrogeräte. „Im Bereich der Spielwaren und Babyartikel ist der Druck durch die Endverbraucher schon größer, dass sich die Hersteller dem Umweltgedanken verpflichten“, fügt Reck hinzu. Andere Branchenhätten da noch Nachholbedarf. Doch es gäbe durchaus Bewegung auf dem Markt. „Das Bewusstsein wächst auf jeden Fall, das spüren wir deutlich“, sagt Dorothee Wendler. Gute Ideen von HolyPoly aus Dresden sind also auch künftig gefragt.