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Kurzarbeit für fast 42.000 Mittelsachsen angezeigt

Firmen sind zögerlich bei der Wiederbesetzung neuer Stellen. Sie setzen auf Hilfe des Staats.

Von Maria Fricke
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Laut Arbeitsmarktbericht melden Unternehmen derzeit deutlich weniger freie Stellen als noch vor einem Jahr.
Laut Arbeitsmarktbericht melden Unternehmen derzeit deutlich weniger freie Stellen als noch vor einem Jahr. © dpa

Freiberg. Auch im Juni und Juli ist die Zahl der Anzeigen von Kurzarbeit in Mittelsachsen weiter gestiegen. „Bis Ende Juni 2020 wurde von 3.823 mittelsächsischen Unternehmen für 41.973 Personen Kurzarbeit angezeigt“, heißt es im aktuellen Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit Freiberg. So viele Anzeigen von Kurzarbeit gab es seit Januar 2009 nicht mehr. Im Juli seien noch einmal 40 vorläufige Anzeigen für rund 420 Arbeitnehmer hinzugekommen.

Doch die Zahlen sagen nichts darüber aus, wie viele Mittelsachsen tatsächlich in Kurzarbeit gewesen sind. Die ersten Angaben darüber liegen derzeit für März vor. „Im Monat März wurde für 1.441 Betriebe und 8.383 Arbeitnehmer Kurzarbeit realisiert/abgerechnet“, informierte Agentursprecherin Antje Schubert. Angezeigt worden ist Kurzarbeit bis Ende März von 1.240 Firmen für 13.742 Beschäftigte. Die endgültigen Zahlen für April können, aufgrund einer fünfmonatigen Wartefrist, erst im August bekannt gegeben werden.

Nach wie vor gelten die hohen Zahlen an Kurzarbeit als Ausdruck dafür, wie stark auch der hiesige Arbeitsmarkt von der Corona-Krise getroffen ist. Dies zeigt sich auch an den neu gemeldeten Stellen im Kreis. Im Juli sind lediglich 314 freie Stellen von den Firmen gemeldet worden. Im Juli 2019 waren es über 450 Stellen mehr. „Anhand der Zahlen ist zu erkennen, dass die Unternehmen weniger Bedarf an Arbeitskräften haben und zögern, freiwerdende Stellen wieder neu zu besetzen“, sagt Susan Heine, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiberg.

Und wie steht es um die Arbeitslosigkeit im Kreis? Auch diese ist im Juli weiter gestiegen. Demnach sind im Landkreis derzeit rund 8.700 Menschen ohne Job, knapp 1.300 mehr als noch im Juni. In Döbeln betrifft dies rund 2.300 Personen. Die Arbeitslosenquote beträgt im Altkreis aktuell 7,3 Prozent und ist damit nach wie vor und dieses Mal mit Abstand am höchsten in Mittelsachsen.

Noch knapp 400 Jugendliche ohne Lehrstelle

Besonders deutlich sei der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen. Doch das sei saisontypisch und nicht ungewöhnlich, beruhigt Susan Heine. "Zu dieser Zeit laufen Ausbildungsverhältnisse aus oder Jugendliche münden möglicherweise nicht nahtlos nach dem Schulabschluss in eine Ausbildung", erklärt sie. 

Dennoch seien gerade für die jungen Menschen die Herausforderungen während der Krise besonders groß. Denn ihnen fehle als Berufseinsteiger ein Netzwerk, auf welches sie zurückgreifen können. "Umso wichtiger ist deshalb, Strategien für die Zukunft zu entwickeln, denn der demografische Wandel macht nicht halt", betont Heine. 

Knapp 400 Jugendliche sind aktuell noch ohne eine Lehrstelle. Die Mehrheit ist noch unter 20 Jahre alt. Knapp 770 Ausbildungsplätze sind derzeit noch unbesetzt in Mittelsachsen, davon rund 170 in der Region Döbeln. Susan Heine empfiehlt, dass sich die Jugendlichen jetzt Alternativen zu ihrem Wunschberuf überlegen. Die Schulabgängern sollten Kontakt zu den Berufsberatern aufzunehmen. 

Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 30. Juli, um 15.00 Uhr aktualisiert. 

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