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Stufenweise zur Attraktion

Der Verschönerungsverein öffnet den Aussichtsturm regelmäßig für Besucher. Ein Wunsch: die Nachgestaltung der Wetterfahne.

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© Anne Hübschmann

Von Thomas Riemer

Großenhain. Bei der genauen Anzahl der Stufen muss Kathrin Böge kurz nachdenken. „Es sind 49 Sandsteinstufen. Danach führt eine schmale Wendeltreppe aus Metall zur ersten Aussichtsebene des Turms. Eine weitere kleine Holztreppe führt zur oberen Aussichtsebene“, erklärt sie dann. Regelmäßig erklimmen sie, ihr Mann Heiko, Helmut Roesler und die weiteren Mitglieder des Großenhainer Verschönerungsvereins die Höhe des Aussichtsturmes auf dem Kupferberg. Dass sie dazu an Tagen wie dem 3. Oktober eher keine Zeit haben, stört sie nicht. Dafür erfreuen sie sich am Staunen der Gäste, die sich beim Turm- und Federweißerfest rund um Hotel und Gaststätte trotz heftigen Windes aufs Tableau wagen. Der schönste Lohn: In einem von Heiko Böge gebauten Turmmodell, das als Spendenbox genutzt wird, klappert so mancher Euro oder auch Schein.

Dank des Engagements des Verschönerungsvereins um Helmut Roesler, Kathrin und Heiko Böge (v.l.) ist in den letzten Jahres vieles am früher nicht begehbaren Turm passiert.
Dank des Engagements des Verschönerungsvereins um Helmut Roesler, Kathrin und Heiko Böge (v.l.) ist in den letzten Jahres vieles am früher nicht begehbaren Turm passiert. © Anne Hübschmann
Ein Wunsch ist offen: der Nachbau der alten Wetterfahne. Hier hofft der Verein, alte Fotos oder Vorlagen zu finden.
Ein Wunsch ist offen: der Nachbau der alten Wetterfahne. Hier hofft der Verein, alte Fotos oder Vorlagen zu finden. © Repro/Anne Hübschmann

Geld, das der Verschönerungsverein in die Wartung und Instandhaltung des Turmes und den stufenweisen Ausbau zur Attraktion stecken wird. Zu tun gibt es da immer etwas. Helmut Roesler zum Beispiel erinnert sich daran, dass er die Innenwände des gesamten Turmes gestrichen hat, um den Aufstieg farblich zu „erleichtern“. Seit Vereinsgründung im Februar 2009 sind viele Gelder in den Turm geflossen. Begehbar war der Turm zwar schon etwa zwei Jahre vorher. Doch erst auf Initiative des Vereins begann der Bau eines Holzpodestes, das im August 2012 feierlich eröffnet wurde. Der kleine „Balkon“ auf halber Strecke konnte ebenfalls wieder geöffnet werden, nachdem er aus baulichen Gründen gesperrt war. Ein Teil der Treppenstufen wurde mit Unterstützung der Firma Witschel restauriert. „Die ersten beiden waren komplett herausgeplatzt“, erinnert sich Siegmar Riepert, Vereinsmitglied und „Seniorchef“ von Hotel und Gaststätte Kupferberg. Anfang der 1990er Jahre erwarb er mit seiner Frau das Grundstück von der damaligen HO. Im November 1994 wurde der Hotelneubau eingeweiht. Für den Turm gab es schon damals viele Ideen, zumal der Bedarf der Kupferberg-Gäste an der schönen Aussicht groß war.

Was wohl auch geschichtliche Gründe hatte. Denn lange blieb der Zivilbevölkerung die Aussicht in die Ferne verwehrt. Im Zweiten Weltkrieg diente der Turm den Kriegstreibern als Beobachtungsposten. Danach war er 40 Jahre lang gesperrt, weil die Sowjets sich nicht in die Karten ihrer Fliegerei blicken lassen wollten, Spionage witterten. Und die damaligen Stadtväter und der Rat des Kreises „hatten Schiss, dagegen etwas zu sagen“, so Siegmar Riepert.

Einschneidende Ereignisse gab es aber auch in jüngerer Vergangenheit. Als am Pfingstmontag 2010 der Tornado über Großenhain zog, „hatten wir Glück, obwohl an dem Tag viele Leute hier waren“, so Riepert. Während rundherum die Bäume wie Streichhölzer wegknickten, blieb der Turm weitgehend unversehrt. Lediglich der damals bereits geplante Aufsatz fiel anschließend etwas kleiner aus. „Nach dem Tornado war die Sicht vom Turm ohnehin besser“, schmunzelt Siegmar Riepert. Längst ist der Berg wieder beliebtes Ausflugsziel. Pfingsten, der Tag der Parks und Gärten, der Denkmalstag oder eben der 3. Oktober sind feste Termine für den Verein, um den Turm zur Begehung zu öffnen. Aber auch zu Klassentreffen und anderen Feiern sind die Turmführungen sehr begehrt und auf Anmeldung auch jederzeit möglich.

Für Kathrin und Heiko Böge und die anderen Vereinsmitglieder ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Wir würden gern wieder eine weitgehend originalgetreue Nachbildung der alten Wetterfahne auf den Turm bringen“, so Heiko Böge. Das Problem dabei: Es gibt nur wenige Bilder von jener Wetterfahne, die es dort oben schon einmal gab. Trotzdem ist Heiko Böge optimistisch. Vielleicht habe ja noch jemand in seinem Privatarchiv alte Bilder. „Wir brauchen eine Vorlage, und dann kommt die Wetterfahne wieder rauf“, so Böge optimistisch.

Dafür und für die vielen anderen kleinen Dinge auf dem stufenweisen Weg zur Attraktion schwingt der Verein auch gern und erfolgreich seine Spendenbox im Turmmodell.