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„Auf Präzision kommt es an“

Samuel Richter arbeitet als Zerspanungsmechaniker in Glaubitz. Für ihn ist der Beruf ein echtes Geschenk.

Von Antje Steglich
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Samuel Richter arbeitet als Zerspanungs-mechaniker bei der Maschinentechnik Riesa GmbH.  Er wird am Plattenbohrwerk eingearbeitet. Darauf können tonnenschwere Einzelteile gefertigt werden.
Samuel Richter arbeitet als Zerspanungs-mechaniker bei der Maschinentechnik Riesa GmbH. Er wird am Plattenbohrwerk eingearbeitet. Darauf können tonnenschwere Einzelteile gefertigt werden. © Sebastian Schultz

Glaubitz/Riesa. Das Plattenbohrwerk ist riesig. Bis zu 30 Tonnen schwere und acht Meter große Stahlteile können darauf bearbeitet werden. Die einzelnen Werkzeuge sind manchmal armdick, die Nuten an dem gerade aufgebauten Deckel für einen großen Behälter aber müssen bis auf bis zu drei Hundertstel genau gesetzt werden. „Auf Präzision kommt es an. Was einmal weg ist, ist weg“, weiß Samuel Richter, „ein kleiner Fehler kann da erhebliche Auswirkungen haben und hohe Kosten verursachen.“

Der 35-Jährige wird gerade an dieser Maschine eingearbeitet. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 2 000 Umdrehungen pro Minute wird gefräst und gebohrt. Die Bearbeitungszeichnung dafür hängt im Bedienstand des Plattenbohrwerkes, für jeden einzelnen Arbeitsschritt muss der zuständige Zerspanungsmechaniker aber zunächst das richtige Werkzeug heraussuchen und die Maschine programmieren.

 Und auch das Justieren der großen Stahlplatte mithilfe des Kranes liegt allein in seiner Verantwortung. Für Samuel Richter ist das ein großes Glück. Denn langweilig wird es ihm in seinem Job sicher nie, sagt er.

Seit 15 Jahren arbeitet er als Zerspanungsmechaniker bei der Maschinentechnik Riesa GmbH (MTR) im Glaubitzer Industriegebiet. Aufs Fräsen spezialisiert, kann er in der großen Halle bereits etliche Maschinen bedienen und lernt immer noch dazu. 

Nicht nur die Maschinen sind vielfältig, auch jedes neue Stahlteil ist eine Herausforderung. Denn bei der Maschinentechnik Riesa werden meist Einzelteile, höchstens aber Kleinserien bearbeitet – und jedes Mal ist eine individuelle Lösung notwendig. „Ich konnte keinen besseren Beruf lernen“, sagt Samuel Richter. Dabei wollte er eigentlich Schweißer werden.

Doch nach dem ersten Lehrjahr machte sein Ausbildungsbetrieb dicht, und Samuel Richter musste sich neu orientieren. Die Maschinentechnik Riesa GmbH übernahm ihn. „Ich bin Christ und habe darum gebetet“, erinnert sich Samuel Richter heute, „das war für mich die Antwort. Ein Geschenk.“ Denn die Arbeit als Zerspanungsmechaniker ist längst nicht so schmutzig und einseitig, findet er. 

Doch vor allem war es Mitte der 1990er-Jahre keine Selbstverständlichkeit, so schnell einen neuen Ausbildungsplatz zu bekommen. Die Abwechslung ist für Samuel Richter wichtig, aber auch die Verbindung von Handwerk und Technik. Zudem arbeitet er ganz gern im Zweischichtsystem – von 6 bis 14.30 Uhr oder von 14 bis 22.30 Uhr: „Da kann ich auch mal ausschlafen.“

Je nach Auftragslage werden auch mal drei Schichten gefahren oder muss am Sonnabend gearbeitet werden, sagt die Personal- und Finanzbuchhalterin des Unternehmens, Annette Bernstein. „Das ist aber selten.“ 

Die Maschinentechnik Riesa GmbH ist ein mittelständiges Unternehmen, das 2007 aus der RMS Riesaer Maschinenbau GmbH & Co. Sachsen KG hervorgegangen ist. Am Standort in Dessau-Roßlau sind zwölf Mitarbeiter im Bereich Stahl- und Anlagenbau tätig. In Glaubitz beschäftigt das Unternehmen 33 Mitarbeiter, inklusive zwei Azubis.

 Dort ist man auf den zerspanenden Bereich – also Drehen, Bohren und Fräsen – spezialisiert. Stahlteile zwischen drei Kilogramm und 30 Tonnen werden in Glaubitz unter anderem für Stahl- und Walzwerke, Kran- und Maschinenbauer oder für die Antriebs- und Hebetechnik gefertigt.

 Die Facharbeiter kommen hauptsächlich aus der eigenen Ausbildung, sagt Annette Bernstein. „Unser Ziel ist es, dass im Schnitt drei Ausbildungsplätze besetzt sind.“ Auch aktuell suche man nach Azubis.

Die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll, weiß Annette Bernstein. Nicht nur intellektuell, sondern auch körperlich. Trotzdem sind auch technisch interessierte Mädchen im Unternehmen willkommen. Im Fräsbereich sind bereits zwei Frauen bei MTR tätig.