Meißen
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Auftritt der dicken Damen

Der Circus Afrika hält Elefanten. Sie sind eine Seltenheit im Zirkus geworden – und der Grund für Anfeindungen.

Von Jens Hoyer
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Hardy Weisheit mit den afrikanischen Elefanten Tonga und Moja und der asiatischen Elefantendame Gandhi. Im Freien sind die Tiere in einem eingezäunten Areal untergebracht, in dem sie sich frei bewegen können.
Hardy Weisheit mit den afrikanischen Elefanten Tonga und Moja und der asiatischen Elefantendame Gandhi. Im Freien sind die Tiere in einem eingezäunten Areal untergebracht, in dem sie sich frei bewegen können. © Jens Hoyer

Meißen. Tonga, die afrikanische Elefantendame, zupft sich mit ihren geschickten Rüsselfingern eine Portion Heu zurecht, rollt sie zusammen und steckt sie sich genüsslich ins Maul.

Ein Bild der Ruhe vermitteln die drei Elefanten des Circus Afrika, wenn sie draußen stehen und in dem Haufen Heu wühlen, der inmitten des eingezäunten Bereichs aufgeschüttet ist. Nur ab und zu lässt eines der Tiere ein tiefes Grollen hören. Die Elefanten sind die Besonderheit des Circus Afrika.

Und sie sind auch der Grund für ständige Angriffe von Tierrechtlern. Und die sind nicht nur verbaler und juristischer Natur. „Vor 14 Tagen haben sie uns in Leipzig 500 Plakate zerschnitten. Jedes kostet fünf Euro“, sagte Zirkusdirektor Hardy Weisheit. Die Tierrechtsorganisation Peta fordert, Weisheit die Erlaubnis für das Halten seiner Elefanten zu entziehen. Laut Peta zeigten die Tiere durch die Gefangenschaft Verhaltensauffälligkeiten, und sie würden nachts in ihrem Quartier angekettet. Allerdings sagen die Tierrechtler nicht, wo die Tiere unterkommen sollen. „In Mexiko ist die Tierhaltung im Zirkus verboten worden. Dort wurden 2.000 Tiere eingeschläfert, weil sie keiner haben wollte“, sagte Weisheit. Gandhi, die älteste der drei Elefantendamen, ist 50 Jahre alt. „Sie lebt seit ihrer Geburt bei uns im Zirkus“, sagte Weisheit. Tonga ist 30, Moja 29 Jahre alt. Ein Elefant kann es in der Obhut der Menschen auf 60 Lebensjahre bringen.

Die Aversion liegt auf beiden Seiten. Auf seiner Internetseite macht der Zirkus Stimmung gegen die Tierrechtsorganisation. „Peta zahlt den größten Teil der Spenden als Gehälter an sich selbst aus. Pro Jahr 2,8 Millionen Euro“, sagte Weisheit. „Ich habe einen Führerschein für das Halten der Tiere. Er würde mir entzogen, wenn ich Mist baue“, so der Zirkusdirektor. Das Veterinäramt des Landkreises Mittelsachsen kontrolliert bei dem Zirkusunternehmen Unterbringungsbedingungen der Tiere, Futterversorgung, Pflegezustand, bestätigt Pressesprecher André Kaiser. Gelegentlich werden bei diesen Kontrollen Mängel bei der Gehegegröße, fehlende Hufkorrektur bei Huftieren und fehlender Auslauf festgestellt. Die Unternehmen erhalten dann Auflagen, deren Einhaltung zum Teil kostenpflichtig nachkontrolliert wird, sagte Kaiser.

Wie Weisheit sagte, erhalten die Veterinärämter häufig Anzeigen von Tierrechtlern. „Die kontrollieren dann besonders häufig, weil sie Angst haben und sich keine Fehler vorwerfen lassen wollen. Wir hatten schon mal nachts um 4 Uhr eine Kontrolle, wie die Tiere gehalten werden.“ Abends, wenn nicht mehr so viel Leute unterwegs sind, geht Hardy Weisheit mit seinen Elefantendamen auch mal eine Runde spazieren. Außerdem gehört „waschen, putzen schleifen“ zum Alltag der Tiere. „Wenn es heute Nachmittag wärmer ist, werden sie mit dem Kärcher abgesprüht“, sagt der Zirkusdirektor.

Die Weisheits sind in der achten Generation Artisten und Zirkusunternehmer. Zum Zirkus gehören 30 Leute. Hardy Weisheit schaut aber ziemlich pessimistisch in die Zukunft. „Es ist für uns ein Drahtseilakt. Es ist alles schwieriger geworden. Transport, Futterkosten, teure Platzmieten und Werbung.“ Das Überangebot an Möglichkeiten sorge dafür, dass weniger Menschen in den Zirkus kommen.

Ab Dienstag ist der Circus Afrika in Meißen auf dem Gelände auf der Fabrikstraße neben OBI und baut sein Zelt auf, in das 1.000 Zuschauer passen. „Es dauert 24 Stunden, bis alles fertig ist. Abbauen geht schneller“, sagte Weisheit.

Die Zirkusleute sind mit 20 Wagen auf Achse. Die Zuschauer bekommen im Zirkus Akrobatik, Clownerien und Dressurnummern mit Pferden, Kamelen, Hunden und eben den drei Elefanten zu sehen. Im Zirkus leben 40 Tiere, sagte Weisheit.

Gastspiel Circus Afrika: Freitag 12. April bis Montag 22. April 2019, Vorstellungen: täglich 16 Uhr, Samstag 16 und 19 Uhr, Ostermontag nur 11 Uhr, dienstags und mittwochs Ruhetage, sonntags 16 Uhr Großer Familientag, Donnerstag und Freitag, 16 Uhr Kindermitmachtag, Erwachsene zahlen Kinderpreise.

Tickets ab 16,65 Erwachsene, 13,35 Euro ermäßigt, 14. und 21. April SZ-Card-Familientage, Tickets ab 12,25 Euro gibt es den SZ-Treffpunkten Meißen, Fleischergasse 10 und im Elbecenter, Niederauer Straße 43, 2. Etage.