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Aus dem Felde heimgekehrt

Vielerorts wird an die „Krieger“ des Ersten Weltkrieges erinnert. An der Röder wartete man lange, bis die Überlebenden eintrafen.

Von Kathrin Krüger
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Die Gedenktafel der gefallenen Husaren an der Marienkirche.
Die Gedenktafel der gefallenen Husaren an der Marienkirche. © SZ

Großenhain. 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges und dem Beginn der Weimarer Republik wird das damalige dramatische Geschen derzeit oft im Fernsehen behandelt. Die Ereignisse von 1918/19 scheinen bis ins Heute auszustrahlen. Gibt es doch allerorten noch Denkmäler für die Gefallenen aus diesem ersten großen Weltkrieg.

Was weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass die Großenhainer nach der Kapitulation des deutschen Kaiserreiches lange auf ihre Angehörigen warten mussten. Rund 700 Mann aus dem Husaren-Regiment waren im August 1914 „mit Musik, Blumen und Hurra“ gen Frankreich gezogen. 

Bis Anfang 1919 kehrten Soldaten in ganz Deutschland aus dem Feld zurück. Es ist überliefert, dass zum Beispiel Ende Januar russische Kriegsgefangene in Großkmehlen in ihre Heimat geschickt wurden. Doch Anfang Februar waren die Großenhainer Husaren immer noch nicht daheim.

Am 7. Februar gründete sich deshalb eine Ortsgruppe Großenhain der „Vereinigung zum Schutze der deutschen Kriegsgefangenen“. Sie forderten, dass die gegnerische Seite ihre Verpflichtungen genauso erfüllen sollte wie Deutschland. Im Schützenhaus fand deshalb am 10. Februar eine große Protestversammlung statt, zu der die Ortsgruppe eingeladen hatte. 

Vor den versammelten Großenhainer Bürgern wurde einstimmig ein Telegramm an den Bund in Berlin mit folgendem Wortlaut beschlossen: „In Sorge um ihre in Gefangenschaft befindlichen Angehörigen versammelten sich heute in Großenhain zahlreiche Besucher zu einer Protestversammlung. Man gibt der Erwartung Ausdruck, dass der Volksbund nicht eher ruht, als bis unsere Gefangenen der Heimat wiedergegeben sind.“

Sie opferten Jugend und Lebensglück

Schon im Oktober 1918 war Regimentskommandeur Oberst Platzmann „vom Kriegsfeld“ zurückgekehrt. Allerdings erlag er seiner schweren Erkrankung. Am 23. November waren ebenfalls schon heimkehrende Soldaten in der Stadt empfangen worden.

„Zu ihrer Unterbringung wurden tags zuvor alle Säle in Großenhain geräumt“, schrieb das Tageblatt. Offenbar waren das aber keine Hiesigen. Die gelangten nur truppweise in die Garnison zurück. Insgesamt 210 Husaren, Unteroffiziere und Offiziere, kehrten überhaupt nicht wieder. Ihnen ist die Gedenktafel an der Marienkirche gewidmet. 2001 war diese kleine Gedenkstätte restauriert worden.

Am 4. Dezember war eine Jagdstaffel und eine Feld-Fliegerabteilung nach Großenhain gekommen. Vor allem die in Ungarn festgehaltenen Kriegsgefangenen brauchten länger. Am 23. Februar war es dann aber endlich so weit: An diesem Sonntag fand in der Marienkirche die Begrüßung aller heimgekehrten Husaren und Soldaten statt. Den Gottesdienst für die „Kirchfahrt“ hielt Superintendent Fiebig.

Im Anschluss gab es eine Abendmahlsfeier in erster Linie für die Heimgekehrten und deren Angehörige. Am Abend fand noch eine geistliche Abendmusik unter Kirchenmusikdirektor Gläser statt. „Für die Krieger sind die ersten vier Reihen der Sitze im Mittelschiff freigehalten“, schrieb das Großenhainer Tageblatt. Chor- und Solovorträge kamen zur Aufführung.

„Sie opferten Jugend und Lebensglück und kehrten nicht wieder zurück“ steht auf dem Soldatendenkmal an der Schönfelder Kirche. Kniehohe, graue Gedenksteine erinnern auf dem Großenhainer Friedhof an die Opfer des Ersten Weltkrieges. Sechs Monate nach dem Begrüßungsgottesdienst wurden die Abschlussfeiern zur Auflösung des Husarenregiments gehalten. 

Die Demilitarisierung des Versailler Vertrages forderte dies. Bürgermeister Max Hotop sprach „mit Wehmut darüber, dass die Stadt und ihre Bevölkerung ihre alte Garnison verloren hat“. Doch schon bald trainierte auf dem Fliegerhorst neues „Kanonenfutter“.