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Aus der Traum vom Hohmann-Werk?

Für Niedersachsens Wirtschaftsminister Althusmann sind die Leppersdorf-Pläne vom Tisch. Dissen werde bevorzugt.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Leppersdorf. Neue Verwirrung um das geplante Homann-Werk in Leppersdorf. Der Niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) ist davon überzeugt, dass der Feinkosthersteller an seinem Stammsitz bleibt. „Der Produktionsstandort Dissen scheint gerettet“, sagte der CDU-Politiker. Nach zahlreichen intensiven Gesprächen mit der Geschäftsführung und einem Briefwechsel mit dem Chef der Homann-Muttergruppe Müller, Theo Müller, habe er „den ernsthaften Eindruck“, dass Müller an dem Produktionsstandort Dissen festhalten werde. Das schreibt die Neue Osnabrücker Zeitung auf ihrer Internetseite. Althusmann erwartet voraussichtlich noch im Laufe des Monats die offizielle Entscheidung des Unternehmens. Der Politiker dankte allen Beteiligten, ausdrücklich nannte er dabei auch Firmenpatriarch Theo Müller.

Müller-Sprecher dementiert

Ähnliche Angaben macht auch der Bürgermeister von Dissen Hartmut Nümann (SPD). „Ich teile den Eindruck von Bernd Althusmann. Nach meinen Informationen bleibt der Standort in Dissen erhalten. Das große Werk in Leppersdorf wäre damit vom Tisch. Ob es Teillösungen gibt, das weiß ich nicht“, sagt er. – Alexander Truhlar, Sprecher der Müller-Gruppe, dementiert dagegen, dass eine Entscheidung zu Homann gefallen ist. „Die Überprüfungsphase läuft noch. Wann sie beendet ist, kann niemand sagen. Es gibt weiterhin kein Datum, zu dem die Entscheidung fällt“, sagt er. Wenn es dazu kommt, werde erst die Belegschaft informiert und dann die Öffentlichkeit. Die Aussagen des Ministers werde er nicht weiter kommentieren.

Das Wirtschaftsministerium in Dresden hält sich bedeckt. „Wir stehen wie unsere Kollegen aus Niedersachsen mit der Unternehmensgruppe Theo Müller in engem Kontakt. Mit dem Unternehmen ist abgestimmt, vor der offiziellen Entscheidung der Müller-Gruppe keine Kommentare in dieser Sache abzugeben. Daran halten wir uns“, sagte Marco Henkel vom Sächsischen Wirtschaftsministerium. Nach SZ-Informationen befürchtet man in Sachsen, dass es in den nächsten zwei bis drei Wochen eine offizielle Absage der Umzugspläne geben könnte.

Beim Homann-Betriebsrat ist man offenbar von den Aussagen des Ministers überrascht. „Ich habe bislang nichts davon gehört, dass Homann in Dissen bleiben soll. Aber wenn es so wäre, wäre das natürlich schön“, sagte Betriebsratsmitglied Markus Thörner gegenüber dem Haller Kreisblatt. „Uns wurde eine Entscheidung für Ende April beziehungsweise Anfang Mai in Aussicht gestellt.“ Die Tatsache, dass bei Homann in Dissen zuletzt neue Arbeitskräfte gesucht wurden, ist laut Thörner dabei kein Indiz dafür, dass der Feinkosthersteller am Standort bleibt: „Vor Ostern musste aufgestockt werden. Schließlich muss die Arbeit ja erledigt werden.“

800 Arbeitsplätze sollten entstehen

Im vergangenen Jahr hatte die Müller-Gruppe für Euphorie in Leppersdorf und der Umgebung gesorgt. Das Unternehmen kündigte an, die Konzerntochter Homann nach Leppersdorf umzuverlegen. Ab 2020 soll am neuen Standort produziert werden. Die Werke in Dissen, Lintorf, Bottrop und Floh-Seligenthal werden geschlossen. In Leppersdorf investiert Müller rund 500 Millionen Euro. 800 Arbeitsplätze sollen im neuen Werk entstehen. In den bestehenden Werken hatte die Umzugsankündigung zu zahlreichen Kündigungen von Mitarbeitern geführt. Zum Jahreswechsel kam dann die Rolle rückwärts. Im Homann-Werk in Dissen hatte eine Mitteilung für Aufregung gesorgt, in der es hieß die Verlagerung der Homann-Produktion werde einer „Überprüfung“ unterzogen. Details wurden nicht genannt. „Gewisse Rahmenbedingungen haben sich geändert, deshalb findet diese Überprüfung statt. Das ist für ein Vorhaben dieser Größe normal“, sagte Alexander Truhlar damals.

Ob über einen neuen Standort, über eine größere oder kleinere Werksvariante oder eine Modernisierung in Dissen nachgedacht wird, sagte er nicht. Laut Gerüchten waren Wechsel an der Homann-Führungsspitze der Grund für die neuen Überlegungen. Norbert Weichele, bis Oktober 2016 Geschäftsführer bei Homann, und Volker Fiege, bis zum Herbst 2017 Produktionschef, hatten Homann verlassen. Beide traten offenbar für den Wegzug aus Dissen ein. Die neuen Manager um Geschäftsführer Sönke Renk stellten das Projekt nun auf den Prüfstand.

Für einen Umzug spricht dagegen die Ankündigung des Sächsischen Wirtschaftsministeriums, den geplanten Neubau der Feinkostfirma Homann am Standort in Leppersdorf zu fördern. Der Freistaat stellt einen Investitionszuschuss in Höhe von knapp 11,3 Millionen Euro bereit.