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Bäcker-Hoheiten

Ricarda I. und Falk II. aus der Bäckerei Tischer sind das diesjährige Prinzenpaar beim FCV.

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Ricarda und Falk Tischer sind das diesjährige Prinzenpaar des Karnevalsvereins. Genau wie ihr Berufsleben, meistern sie die Büttenrede gemeinsam.
Ricarda und Falk Tischer sind das diesjährige Prinzenpaar des Karnevalsvereins. Genau wie ihr Berufsleben, meistern sie die Büttenrede gemeinsam. © Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Das Bühnenbild verheißt nichts Gutes. Über dem stilisierten Dianabrunnen schwebt zwar nicht der Pleitegeier. Doch das Wort „kaputt“ sagt schon alles. „Das Bad defekt, Diana leckt, dem FCV bleibt´s Wasser weg“ ist das Motto der 41. Folberner Karnevalssaison. 

Auf den Bildern an der Wand ist Wüste, nichts als Wüste. „Was wird aus dem Badumbau werden? Eine Anlegestelle?“, fragt Faschingspräsident Dieter Riehmer ankündigend. Werden sich Enten und Schwäne mit den Badegästen vertragen? Und da kommen sie auch schon, die Enten, Schwäne und Badenixen. Es ist der Elferrat, der mit einem großen Boot zur Eröffnungsveranstaltung in die Remontehalle einfährt. 


Der Saal ist sehr gut gefüllt, die Gäste johlen in bester Stimmung. Erst recht, als Gerhard Enger als letzter närrischer Minister einen Kasten Bier in einem Rettungsring hinter sich herzieht.

Doch wer wird das Prinzenpaar auf diesem Narrenschiff? Es ist alljährlich das bestgehütete Geheimnis in Großenhain, wen sich Präsident Riehmer allein aussucht. Selbst die Vereinsmitglieder wissen nicht Bescheid. Zu den AC/DC-Klängen „TNT“ dürfen die kleinen Faschingstollitäten Elena I. und Oskar I. die Vorhänge überm nachgebauten Sprungfelsen aus dem Freibad herunterziehen. Zum Vorschein kommt das Bäckerehepaar Tischer vom Rostiger Weg. 

Beim Karneval heißen sie Ricarda I. und Falk II. „Wir sind eigentlich begeisterte Faschingsgänger und Sponsoren des FCV“, so die Beiden später. Deshalb hat sich Dieter Riehmer mal zu ihnen in die Backstube geschlichen. Einen Tag Bedenkzeit hatten sie sich auserbeten, um die närrischen Verpflichtungen mit ihrem Betriebsplan abzugleichen. Doch dann sagten die Tischers zu. „Man wird sicherlich nur einmal gefragt“, schmunzelt Falk II. Der Verein sei ein gutes Team, alle ziehen mit. Das wünscht sich das 41. Prinzenpaar auch vom Publikum.

Andreas und Cornelia Fischer haben sich als Wassermäuse verkleidet.
Andreas und Cornelia Fischer haben sich als Wassermäuse verkleidet. © Anne Hübschmann

Das lokale Faschingsmotto erweist sich als eine fruchtbare Fundgrube für allerhand Gags und Schabernack. Und die „Heißer Sommer“-Filmmusik mit Chris Doerk lässt auch viele Parallelen zum diesjährigen freibadlosen Großenhain zu. Ob nun Dieter Riehmer mit einer Wlan-Angel oder als Putze in Kittelschürze, Kopftuch und Plüschlatschen – die Stadt saß zwar bei der 2018er Hitze auf dem Trockenen. Doch bei den FCV-Spaßmachern sprudelten die Ideen. 

Herrlich komisch und sexy ist der Wettbewerb im Synchronhaarewaschen. André Marschke, Mario Glas und Michael Raue sind das Team „Feuchte Banditen“. Im weißen Bademantel treten sie stolz auf die Bühne, bevor sie ihre Show abziehen. Auch die Mutti-Garde in Neonschuhen ist eine Augenweide. Die Frauengruppe spielt mit viel Aufwand – schönen Kutschen und Kostümen – das Märchen vom Froschkönig nach, und die goldene Kugel fällt natürlich in den Dianabrunnen. Der spielt auch in der „Aktuell Kamera“ mit Klaus Feldmaus eine Rolle, wenn Türkei-Präsident Erdogan Großenhain besucht und in der Stema zu seinen Anhängern spricht.

Bernd Förster als Wettermacher Ken betreibt vielseitige Aufklärung, und ein Mann aus dem Publikum lobt: „Der wird immer besser.“ Zum Schluss wird das „spektakuläre, sensationelle“ Männerballett angekündigt. Die Herren erscheinen mit überdimensionalen Flamingo-Schwimmreifen und tanzen in Hippie-Badeanzügen. Doch dabei bleiben sie unter ihren Möglichkeiten – zur Schlüsselübergabe hatten sie´s besser drauf. Aber das Publikum ist zufrieden. Das Programm ist nicht baden gegangen – wie auch, ohne Wasser?