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Bagger planieren das Borsbergbad

Im nächsten Frühjahr sollen hier wieder Frösche laichen können. Graupa hat Pläne mit dem Gelände.

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© Katja Frohberg

Pirna. Der Bagger verteilt mit seiner mächtigen Schaufel lautstark Kies auf dem Hang des früheren Borsbergbades. Sofort folgt ein Baufahrzeug mit einer Walze, das alles akkurat festdrückt und ebnet. Die Renaturierung des ehemaligen Borsbergbades in Graupa liegt im Plan, sagt Peter Lechler vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Das Projekt ist eine Ausgleichsmaßnahme zum Neubau der Staatsstraße S177 nördlich von Pirna. Schäden in der Landschaft werden sozusagen an anderer Stelle wieder gutgemacht.

Aus der Ruine des einstigen Freibades soll ein Natursee werden. Die Arbeiten begannen bereits im Spätsommer. In den vergangenen Monaten sind die seitlichen Betonwände sowie die Mauer, die den Schwimmer- vom Nichtschwimmerbereich getrennt hat, verschwunden. Auch das blaue Duschbecken an der Nordseite wurde abgebaut. Fachleute haben außerdem die Platte auf dem Beckengrund herausgenommen und den mit sogenannten Bentonitmatten abgedichtet. Die westliche Stützwand zur Badstraße hin bleibt zum Hochwasserschutz erhalten.

Momentan erfolgen noch Restarbeiten in der Sohlbefestigung, erklärt Lechler. Gleichzeitig wird es grün. Im Beckenbereich der Südböschung erfolgt eine Bepflanzung unter anderem mit triebfähigen Weidenruten. Hochstämme werden gesetzt und die zuvor gesicherten Grasnarben mit Wurzeln in das renaturierte Gewässer eingebaut. An der Südböschung errichten die Bauarbeiter ein Geländer.

Ziel des Straßenbauamtes ist, dass die Arbeiten bis Weihnachten abgeschlossen werden. Noch in diesem Jahr soll das Becken gefüllt werden, damit das Gewässer im Frühjahr 2016 als Laichgewässer dienen kann. Allerdings schränkt Lechler ein: „Die Arbeiten sind stark witterungsabhängig.“

Klarer Gewinner der Maßnahme ist die Ortschaft Graupa. Vor der Sanierung gammelte das frühere Bad jahrelang vor sich hin. Die verrosteten blauen Geländer und die hässlichen Treppen waren in der Tat kein Hingucker, bestätigt Graupas Ortsvorsteher Gernot Heerde (parteilos). Das gesamte Gelände soll der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden, berichtet Heerde. Pächter ist die BUND-Ortsgruppe Graupa, die sich auch nach dem Rückbau um die Pflege des Areals kümmern wird. Ziel der Ortsgruppe sei es, eine Art „grünen Korridor“ vom Jagdschloss über den Tschaikowski-Park, das Badareal bis hin zum Borsberghang anzulegen, sagt Heerde.

Kritik im Vorfeld

Dabei habe es im Vorfeld durchaus auch kritische Stimmen gegeben. Umweltschützern gaben damals zu bedenken, dass mit dem Rückbau Flora und Fauna zerstört würden. „Es ist ein starker Eingriff, der aber notwendig ist , damit sich hier in Zukunft eine noch größere Artenvielfalt ansiedeln kann“, argumentiert Gernot Heerde. Fachleute hätten versichert, dass sich auch die Wasserqualität durch ein natürliches Ufer erheblich verbessere. Sein Fazit: „Wir sind froh, dass das Bad nun renaturiert wird.“

Das Borsbergbad wurde 1936 gebaut. Zur Einweihung fanden hier ein Jahr später die Sächsischen Schwimmmeisterschaften statt. Das Bad erfreute sich nicht nur bei den Anwohnern großer Beliebtheit. Sogar Dresdner fuhren im Sommer nach Graupa hinaus, um sich abzukühlen, erinnert sich Gernot Heerde. Es gab einen Imbiss, eine Wasserrutsche und einen Sprungturm. Allerdings verschlechterte sich die Wasserqualität dramatisch, da der Graupaer Dorfbach immer weniger Wasser führte. Er speiste das Bad.

Mit der Einführung neuer EU-Vorschriften musste das Freibad 2001 geschlossen werden. Eine Sanierung hätte die Stadt Pirna als Eigentümer rund fünf Millionen D- Mark gekostet. Seitdem übernimmt die BUND-Ortsgruppe Graupa die Pflege des Gebiets. „Eine Renaturierung des Bades wäre für die Ortsgruppe natürlich nicht zu stemmen gewesen“, sagt Heerde. Mit dieser Einschätzung liegt er richtig. Die Gesamtsumme der Renaturierung beläuft sich laut Landesstraßenbauamt auf rund 300000 Euro.