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Bannewitz: Corona-Testzentrum wird Ort für Flüchtlinge

Rund Einhundert Flüchtlinge aus der Ukraine leben in Bannewitz, vorrangig von Einwohnern selbst untergebracht. Nun soll für alle ein neuer Treffpunkt entstehen.

Von Verena Schulenburg
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Der Raum im Bürgerhaus, in dem bisher das Testzentrum war, erfüllt künftig andere Zwecke.
Der Raum im Bürgerhaus, in dem bisher das Testzentrum war, erfüllt künftig andere Zwecke. © Daniel Schäfer

Noch wird im Erdgeschoss des Bannewitzer Bürgerhauses nach dem Coronavirus gesucht. Am 18. April aber schon, also Ostermontag, wird das Testzentrum auf der August-Bebel-Straße vorerst geschlossen.

Vor gut einem Jahr, Mitte März 2021, übernahm die Gemeinde Bannewitz die örtliche Teststation aus den Händen des Landratsamtes. Rund 22.400 Personen seien hier seitdem getestet worden, resümiert der Bannewitzer Bürgermeister Heiko Wersig. Da das Testangebot vor dem Hintergrund der neuen Corona-Schutzverordnung mittlerweile eine freiwillige Aufgabe ist, habe sich die Rathausspitze dazu entschieden, das Testzentrum zu schließen. Die Angebote in Possendorf und dem Bannewitzer Obi-Markt blieben aber noch bestehen.

Gemeinde hat nur eine Wohnung übrig

Aktuell ist auch ein gänzlich anderes Thema in den Vordergrund gerückt, was den Bedarf nach Platz mit sich bringt: Der Krieg in der Ukraine. Rund Einhundert Flüchtlinge leben laut Bürgermeister aktuell in der Gemeinde, darunter etwa ein Drittel Kinder und Jugendliche. Das Erstaunliche daran: Fast alle Geflüchteten hätten Unterkünfte durch private Initiativen erhalten. Das zeigt, wie groß die Hilfsbereitschaft in Bannewitz ist. Das Problem sei auch, dass kommunaler Wohnraum in der Gemeinde extrem knapp ist. Derzeit werde gerade einmal eine Wohnung von der Gemeinde nahe des Bürgerhauses für Flüchtlinge hergerichtet.

Um den Ukrainern und ihren Helfern einen Ort für Treffen, Veranstaltungen und ähnliches zu geben, soll das Testzentrum freigeräumt werden. "Wir wollen den Raum am 25. April in der Zeit von 10 bis 12 Uhr offiziell übergeben und die Möglichkeit für Begegnung bieten", sagt Heiko Wersig. Alle Gäste aus der Ukraine, ihre Gastgeber, die Mitglieder des Helfernetzwerks Bannewitz und alle, die gern dazu kommen möchten, sind einladen. Außerdem öffnet die Musikschule ihre Räume und lädt zum Mitmachen ein. Die Kinderbibliothek ist auch mit einer Spielecke dabei.

Derzeit bereitet die Gemeinde zwei Klassen vor, in denen Deutsch als Zweitsprache gelernt werden kann. Diese sollen jeweils in Possendorf und Bannewitz stattfinden. "Um diese Kinder zu unterrichten, konnten auch dank einer privaten Initiative ukrainische Lehrerinnen gefunden werden, die ihre Bewerbung bereits beim Landesamt für Schule und Bildung abgegeben haben", erklärt Wersig. Auch in den Kindertagesstätten der Gemeinde sollen freie Kapazitäten genutzt werden. Von sieben angemeldeten Kindern werden bereits drei in der Kita Kirschallee in Bannewitz betreut.

Wie viele Geflüchtete tatsächlich noch Sachsen erreichen, kann wohl niemand voraussagen. Die derzeitige Prognose für den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge liege laut Verteilerschlüssel bei 5.000 Menschen.