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Waren Brandstifter am Schloss Nöthnitz?

Am Dienstagabend brennt der Dachstuhl eines Nebengebäudes. Jetzt ermittelt die Polizei. Der Investor hält weiter an Bauplänen fest.

Von Gabriele Fleischer
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Lichterloh brannte es Dienstagabend in einem der alten Nebengebäude von Schloss Nöthnitz.
Lichterloh brannte es Dienstagabend in einem der alten Nebengebäude von Schloss Nöthnitz. © Jan Horsky

Als am Dienstagabend gegen 20.30 Uhr die Ortswehren von Bannewitz, Kreischa, Freital sowie die Stadtteilfeuerwehr von Kaitz ausrückten, stand der Dachstuhl eines Nebengebäudes von Schloss Nöthnitz in Flammen.

Für den Löscheinsatz der Feuerwehr war eine Drehleiter erforderlich, die die Freitaler wehr mitgebracht hatte.
Für den Löscheinsatz der Feuerwehr war eine Drehleiter erforderlich, die die Freitaler wehr mitgebracht hatte. © Roland Halkasch
Über die Drehleiter gelangen die Feuerwehrleute an den Brand am Dach.
Über die Drehleiter gelangen die Feuerwehrleute an den Brand am Dach. © Roland Halkasch

Nur über eine Drehleiter konnten die Einsatzkräfte, von denen laut Gemeindewehrleiter André Markert etwa 60 vor Ort waren, das Feuer am einstigen Stallgebäude von außen löschen.

Kurz zuvor hatte Schloss-Eigentümer Jan Horsky den Brand bemerkt und die Feuerwehr angerufen. Da waren die Einsatzkräfte bereits unterwegs. Er selbst, der in der Brandnacht im Schloss logierte, stand noch am Mittwoch unter Schock. "Ich hatte Angst, dass die Flammen auf das Schloss übergehen und war völlig verzweifelt", sagt er. Denn dann wäre all das, was er in die alten Gemäuer schon investiert hat, verloren und seine weiteren Vorhaben erst einmal begraben.

Horsky hatte auch Manuel Brunzel, Vertreter der 2020 gegründeten Objektgesellschaft Schloss Nöthnitz GmbH & Co. KG, informiert. Per Videotelefonie war er zudem mit dem künftigen Bannewitzer Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos) verbunden, der sich zu der Zeit gerade im Urlaub befand.

Insgesamt vier Stunden sei Horsky im Schlosshof gewesen, um mit den Beteiligten zu sprechen. Im Stress hätte er auch noch sein Handy verloren. Feuerwehrleute fanden es später. "Ich habe richtig gezittert", sagte Horsky heute Mittag am Telefon. Glück im Unglück: Die Flammen haben das Schlossgebäude nicht erreicht.

Investor noch in der Nacht am Brandort

Als Vertreter der Investorengesellschaft hatte sich Brunzel auf den Weg zum Brandort gemacht und zeigte sich am Mittwoch ebenfalls bestürzt. "Zum Glück sind keine Menschen zu Schaden gekommen", sagte er gegenüber Sächsische.de. Auf seine Baupläne hätte der Brand des ohnehin schon vorher zerstörten Dachstuhls allerdings keine Auswirkungen, versicherte er.

Die Gesellschaft um Brunzel hatte dieses und weitere Wirtschaftsgebäude von Schlosseigentümer Jan Horsky und einem Dresdner Rechtsanwalt gekauft. 50 Eigentumswohnungen sollen dort entstehen, darunter auch zwei Reihenhäuser. Baubeginn könnte je nach Genehmigung und Verkaufsstand der Wohnungen dieses Jahr sein.

Derzeit ist Brunzel mit dem Radebeuler Architekten Lutz Horn-Läßig auf Anregung einer Anwohnerin dabei, im direkt am Hof-Eingang liegenden einstigen Pächterhaus anstelle der angedachten Balkonlösungen Wintergärten für die Wohnungen zu konzipieren. Die überarbeiteten Unterlagen werde er danach den Gemeinderäten vorstellen.

Deutlich sind die Brandspuren am einstigen Scheunengebäude von Schloss Nöthnitz zu sehen. Zwei Stunden loderten hier am Dienstagabend die Flammen.
Deutlich sind die Brandspuren am einstigen Scheunengebäude von Schloss Nöthnitz zu sehen. Zwei Stunden loderten hier am Dienstagabend die Flammen. © Daniel Schäfer

Bei seinem Vorhaben will Brunzel nach eigenen Aussagen so viel historische Bausubstanz wie möglich erhalten, auch wenn die meisten Gebäudeteile in einem maroden Zustand sind. Das war eine der Forderungen im Kaufvertrag. Und noch stehen auch Mauern des Brand-Gebäudes.

Bürgermeister ebenfalls vor Ort

Das Feuer war laut Gemeindewehrleiter Markert am späten Dienstagabend nach zwei Stunden gelöscht. Während des Einsatzes kam im Anschluss an die Gemeinderatssitzung Noch-Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos) auf das Gelände, um sich über Löscharbeiten und mögliche Schäden zu informieren.

Fritz Kuhlmann vom Vorstand des Fördervereins Freunde Schloss Nöthnitz, der in der Nähe wohnt, war erschrocken, als er in der Nacht die Feuerwehren Richtung Schloss fahren sah. Auch er und die Vorsitzende Irmela Werner hätten Sorge gehabt, dass sich das Feuer ausbreitet.

Denn gerade ist das Konzertprogramm für dieses Jahr mit der zugesagten Finanzierung vom Kulturraum gesichert. Das erste Konzert im Festsaal soll am 24. April stattfinden.

Polizei sucht nach Spuren

Während Jan Horsky und der Förderverein weiter planen können, sucht die Polizei nach der Brandursache. Die Höhe des Sachschadens war bis zum Mittwochnachmittag nicht bekannt. Auch wenn Horsky und dort gerade tätige Baumfäller einige Stunden vor Ausbruch des Brandes auf der benachbarten Parkanlage "verdächtige Personen" gesehen hätten, sei ein Zusammenhang mit dem Feuer völlig offen.

Die Vermutung, dass es Brandstiftung war, liegt nahe. Aber noch gibt es dazu keine Erkenntnisse. Am Mittwoch waren Ermittler der Polizei vor Ort, um nach Spuren zu suchen und zu sichern. Mit einer Auswertung sei aber frühestens in zwei Wochen zu rechnen, heißt es von der Polizei. (mit hal)