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Nöthnitz soll 50 weitere Schlossherren bekommen

Der Investor stellt dem Gemeinderat Pläne für einstige Wirtschaftsgebäude vor - und hört sich Bedenken an. Der Bauantrag folgt in den nächsten Wochen.

Von Gabriele Fleischer
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Wie in dieser Visualisierung von Architekt Lutz Horn-Läßig könnte das Areal der einstigen Wirtschaftsgebäude um den Hof von Schloss Nöthnitz in ein paar Jahren aussehen.
Wie in dieser Visualisierung von Architekt Lutz Horn-Läßig könnte das Areal der einstigen Wirtschaftsgebäude um den Hof von Schloss Nöthnitz in ein paar Jahren aussehen. © Daniel Schäfer

Leben in der Könneritzscheune und dort, wo einst Stallungen, Wäscherei und Stellmacherei mit Taubenschlag ihr Domizil hatten - nach den Plänen von Manuel Brunzel könnte das im Schlossareal von Nöthnitz bald Wirklichkeit werden. Vorgestellt hat der Dresdner Investor von der eigens dafür vor einem Jahr gegründeten Objektgesellschaft Schloss Nöthnitz GmbH & Co. KG erste Pläne bei der Gemeinderatssitzung von Bannewitz am Dienstagabend.

Festgelegt auf die äußere denkmalgeschützte historische Struktur sollen aus den maroden Gebäuden, von denen zum Teil nur noch ein paar Mauern vorhanden sind, an die 50 Eigentumswohnungen unterschiedlicher Größen, darunter auch zwei kleine Reihenhäuser, entstehen. Alle Gebäude würden mit dem Schloss einen Komplex bilden und auch an seine Geschichte erinnern, heißt es.

Viel alte Substanz erhalten

"Das Pächterhaus gleich neben dem Schloss wird um eine Etage abgesenkt, sodass es wieder der historischen Höhe entspricht", sagt Brunzel. Nicht aufgebaut werde die Ziegelei. Zudem könnten die historischen Säulen im einstigen Kuhstall nicht erhalten werden, da das Mauerwerk sehr baufällig sei.

Trotzdem, versichert er auf Nachfragen, werde er mit Fachleuten bei weiteren Begehungen prüfen, was an Substanz zu erhalten sei. Dass es so viel wie möglich ist, möchte auch Schlosseigentümer Jan Horsky. Vor seiner Unterschrift unter dem Verkaufsvertrag hätte er deshalb genau darauf geachtet.

Für sein Vorhaben hat Manuel Brunzel die alten Wirtschaftsgebäude von Horsky und einem Dresdner Rechtsanwalt gekauft. Mehr als ein Jahr dauerten die Verkaufsverhandlungen sowie erste Gespräche mit der Gemeinde, dem Planer und dem Landesamt für Denkmalpflege.

Auf Nachfrage von Sächsische.de geht Brunzel von etwa 20 Millionen Euro aus, die in das Areal investiert werden müssten, um modernes Wohnen in historischen Gebäuden überhaupt erst möglich zu machen. "Ein Disneyland wird es aber nicht", verspricht er. Jan Horsky, der bei der Vorstellung am Dienstagabend dabei war, ist froh, dass die Gebäude wieder entstehen, auch wenn dort kein landwirtschaftliches Treiben wie in Rittergutszeiten mehr möglich sein wird.

Sie leiteten den Deal ein, durch den bald 50 Eigentumswohnungen in Nöthnitz entstehen könnten: Investor Manuel Brunzel, Schlossbesitzer Jan Horsky und Architekt Lutz Horn-Läßig (v. l.).
Sie leiteten den Deal ein, durch den bald 50 Eigentumswohnungen in Nöthnitz entstehen könnten: Investor Manuel Brunzel, Schlossbesitzer Jan Horsky und Architekt Lutz Horn-Läßig (v. l.). © Daniel Schäfer

Kein Parken mehr auf dem Schlosshof

Stellplätze für Anwohner und Besucher entstehen in einer flach gehaltenen Tiefgarage mit einem begrünten Dach neben dem Pächterhaus, sodass der Schlosshof, wo jetzt Autos parken, frei bleiben würde.

Der übrigens soll, auch das eine Bedingung von Horsky, wie bisher für Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt genutzt werden. Nicht betroffen von den Baumaßnahmen sei die in Gemeindebesitz befindliche benachbarte Streuobstwiese, beantwortet Brunzel eine Anfrage von Gemeinderätin Angela von Havranek (CDU).

Anwohnerin Susanne Aichinger gab zu bedenken, dass die Straße Am Schloss für großen Fahrzeugverkehr nicht ausgelegt sei. Sie sorgt sich um Lärm und Schmutz, aber auch um historische Linden und Trockenmauern an dieser Stelle.

Investor Brunzel versprach, sich genau das noch einmal anzuschauen und für eine "vernünftige Verkehrswegelösung" zu sorgen. Auch die Frage von Grünen-Stadträtin Sabine Pelz nach einem Spielplatz, den künftige Mieter und Besucher nutzen könnten, werde er mit in die weiteren Beratungen nehmen.

Baustart für nächstes Jahr geplant

Konkretere Pläne, die er gemeinsam mit Architekt Lutz Horn-Läßig aus Radebeul in den nächsten Wochen entwickelt, will Brunzel Anwohnern und Gemeinderäten Ende dieses Jahres vorstellen. Bis November soll der in den nächsten Wochen auszuarbeitende Bauantrag eingereicht werden. Erst dann, so Sprecherin Sabine Webersinke, könne auch das Landesamt für Denkmalpflege genaue Auflagen erteilen.

Lob für die Pläne gab es von Gemeinderat Gunar Griepentrog (Freie Wählergemeinschaft Bannewitz). Er wohne in der Nähe und hätte den Verfall des Areals mit erlebt: "30 Jahre ohne Nutzung haben den Gebäuden zugesetzt." Nun sei er froh, dass etwas passiert. Manuel Brunzel rechnet im nächsten Jahr mit der Baugenehmigung. "Danach wird es eineinhalb bis zwei Jahre dauern, bis alles fertig ist."