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Baugebiet nach heftiger Debatte beschlossen

In Herzogswalde kann ein neues Wohngebiet entstehen. Die Häuser sind umstritten. Warum eigentlich?

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© Visualisierung: Zander Architekten

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Als alles vorbei war, schüttelt Thomas Lukas den Kopf. „Wir werden einfach nicht verstanden“, sagt der Herzogswalder Ortsvorsteher. Er frage sich, welche Unterlagen die Stadträte hatten, als sie über den Bebauungsplan für das neue Wohngebiet in Herzogswalde berieten. „Unsere Ortschaftsräte jedenfalls können nicht verstehen, wie man so etwas genehmigen kann“, schiebt der Ortsvorsteher hinterher. So etwas – Lukas meint damit ein Baugebiet, welches den idyllischen Namen „An den Obstwiesen“ trägt und in Herzogswalde am Dorfrand unterhalb des Golfplatzes errichtet werden soll. Zu modern, zu klotzig, nicht zur umliegenden Bebauung passend – die Kritik aus den Reihen des Ortschaftsrates an den Plänen des Investors Reinhard Saal ist harsch. Am Donnerstagabend wurde der Disput in der Sitzung des Stadtrates fortgesetzt.

Unterhalb des Golfplatzes mit seinem Clubhaus (links am Bildrand) werden sechs Einfamilienhäuser, drei Doppelhäuser, drei Mehrfamilienhäuser und ein neuer Dreiseithof errichtet. Insgesamt entstehen 32 Wohneinheiten.
Unterhalb des Golfplatzes mit seinem Clubhaus (links am Bildrand) werden sechs Einfamilienhäuser, drei Doppelhäuser, drei Mehrfamilienhäuser und ein neuer Dreiseithof errichtet. Insgesamt entstehen 32 Wohneinheiten. © Visualisierung: Zander Architekten

Lukas, als Besucher anwesend, warf der Wilsdruffer Stadtverwaltung vor, nicht umfassend über die Pläne des Investors informiert zu haben. Nachdem Saal – der auch in Dresden An der Herzogin Garten baut – persönlich im Februar 2015 in einer Sitzung des Ortschaftsrates erste Entwürfe vorstellte, hätte man in Herzogswalde nichts mehr von dem Projekt gehört. „Uns betrifft das aber. Ich frage mich, warum wir hier von der Stadtverwaltung nicht besser mitgenommen werden“, kritisierte Lukas. Stattdessen sei im Mai 2015 ein Bebauungsplan beschlossen worden, der nach Meinung des Ortschaftsrates eine zu moderne Gestaltung zulässt.

Doch wird tatsächlich futuristisch gebaut? „Nein“, sagt Architekt Peter Zander. Vielmehr plane man sechs moderne Einfamilienhäuser, drei Doppelhäuser und drei Mehrfamilienhäuser. Zudem wird der einst am Rande des Geländes stehende und abgerissene Dreiseithof durch einen ebenfalls dreiseitig gebauten Wohnkomplex ersetzt. Insgesamt entstehen 32 Wohneinheiten. „Laut Bebauungsplan wären sogar 46 Einheiten möglich. Wir haben da schon abgespeckt“, sagt Zander. Die Architektur betreffend, sind moderne Formen und Fassaden geplant. „Wir greifen dabei die Elemente der umliegenden Bebauung auf.“

So sollen die Fassaden mit Holz verkleidet werden, der neue Dreiseithof bekommt ein Satteldach, die Häuserdächer werden teilweise begrünt, große Fenster und Terrassentüren sollen für viel Licht in den Häusern sorgen. Das Ganze stehe in einer riesigen Grünanlage mit Bäumen, Teichen und Spazierwegen, die auch von der Öffentlichkeit genutzt werden können. Zander: „Wir bauen natürlich keine Fachwerkhäuser oder DDR-Einfamilienhäuser nach. Unser Wohngebiet hat einen eigenen Charakter und so etwas ist letztendlich immer Geschmackssache.“Geschmackssache oder nicht – Wilsdruffs Bürgermeister Ralf Rother (CDU) kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Mit Investor Saal, der in Herzogswalde schon etliche Bauprojekte verwirklicht hat, habe man bisher nur gute Erfahrungen gemacht. „Ich bin sicher, dass das neue Baugebiet ein schöner Übergang zwischen dem Baugebiet Rosengarten und dem Golfplatz mit seinem neuen Clubhaus ist“, sagt Rother. „Das passt dort hervorragend hin.“

Dass die Stadtverwaltung nicht informiert habe, will er so nicht stehen lassen. Bei der Auslegung im Frühjahr 2015 habe es vom Ortschaftsrat nur zwei Einwände gegeben. Rother: „Und die betrafen nicht die Bauweise der Häuser.“ Wegen eines Verfahrensfehlers musste der Plan im Dezember 2015 aufgehoben und nochmals ausgelegt werden. Auch da seien keine Einwände eingereicht worden. Also alles nur ein Kommunikationsproblem? Hatten die Herzogswalder die Pläne des Architekten völlig missverstanden oder sich nicht vorstellen können? Oder nicht mehr aktuelle Versionen in der Hand? Wie auch immer, die Sache ist durch: Der Wilsdruffer Stadtrat hat den Bebauungsplan beschlossen, die Bauanträge sind gestellt. Im späten Frühjahr 2016 sollen die Erschließungsarbeiten beginnen. Gebaut wird voraussichtlich ab Herbst.