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Fünf Dinge, die das Sorbische Institut in Bautzen 2024 vorhat

Vorlese-Software, Forschung zu Sorbenpolitik in der DDR, Sommerkurs: Das sind die Pläne des Sorbischen Instituts für dieses Jahr.

Von David Berndt
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Dr. Fabian Kaulfürst steht mit einer historischen obersorbischen Zeitung im Lesesaal der Bibliothek des Sorbischen Instituts in Bautzen. Seit dem 1. Januar 2024 ist er der neue Abteilungsleiter für Sprachwissenschaft.
Dr. Fabian Kaulfürst steht mit einer historischen obersorbischen Zeitung im Lesesaal der Bibliothek des Sorbischen Instituts in Bautzen. Seit dem 1. Januar 2024 ist er der neue Abteilungsleiter für Sprachwissenschaft. © Steffen Unger

Bautzen. Das Sorbische Institut wächst und wächst. An den Standorten in Bautzen und Cottbus sind mittlerweile 60 bis 70 Mitarbeiter beschäftigt, erklärt Institutsdirektor Prof. Dr. Hauke Bartels. Vor zehn Jahren sei es noch die Hälfte gewesen.

Möglich machen das sogenannte Drittmittel in Höhe von jährlich rund 2,7 Millionen Euro von Stiftungen oder etwa vom Freistaat Sachsen, die das Institut zusätzlich zur regulären Finanzierung von etwa zwei Millionen Euro erhalte. Dadurch setze das Institut auch immer mehr Projekte um. Diese Höhepunkte und Neuigkeiten stehen 2024 an.

Neuer Abteilungsleiter für Sprachwissenschaft

Dr. Fabian Kaulfürst leitet seit dem 1. Januar 2024 die Abteilung Sprachwissenschaft am Sorbischen Institut. Er folgt damit auf Hauke Bartels, der dieses Amt knapp 20 Jahre ausübte. Fabian Kaulfürst studierte bis 2004 Sorabistik, Politik- und Religionswissenschaft in Leipzig. 2010 promovierte er ebenda zum Thema „Studien zur Sprache Michael Frenzels“.

Kaulfürst arbeitet seit 20 Jahren am Sorbischen Institut. Einen großen Bruch werde es durch den Wechsel an der Spitze der Abteilung nicht geben, sagte er. Schwerpunkt bleibe die sorbische Lexik, also etwa sorbische Wörter umfassend durch Digitalisierungsprojekte zu erfassen, vor allem was das obersorbische Schrifttum betreffe. Denn für das Niedersorbische sei dies fast abgeschlossen.

Sorbische Vorlese-Software wird Ende 2024 fertig sein

Die kostenlose Software zum Vorlesen sorbischer Internetseiten wird bis Ende 2024 fertig sein. Nutzer können sie wie bei anderen Anwendungen auch als Plug-in für ihren jeweiligen Internetbrowser installieren und sich Texte in Ober- sowie Niedersorbisch vorlesen lassen.

Sommerkurs für Sorbisch findet 2024 wieder statt

Neben Buchpremieren und Vorträgen wird es 2024 auch wieder einen Sommerkurs für sorbische Sprache und Kultur am Sorbischen Institut geben. Alle zwei Jahre richtet er sich an Slawisten, Studierende der Slawistik und Interessierte, die Sorbisch lernen wollen. Vom Anfänger bis zum Profi ist jeder willkommen. So hat etwa 2022 ein Texaner in Bautzen Sorbisch gelernt.

2024 findet der Sommerkurs vom 12. bis zum 27. Juli statt. Es gibt Sprachübungen, Vorträge und Besuche von Kulturveranstaltungen.

Projekte zu Sorben in der DDR und sorbischen Spuren in Varnsdorf

Im November 2024 will das Sorbische Institut das Schülerprojekt „Auf sorbischen Spuren in Varnsdorf“ abschließen. Dabei soll in Zusammenarbeit von sorbischen Schülern und tschechischen Akteuren vor Ort ein mehrsprachiger Lehrpfad entstehen. Das Interesse von beiden Seiten sei groß, sagt Hauke Bartels. In Varnsdorf sei zwischen 1945 und 1950 Hunderten Sorben Schulbildung durch den tschechischen Staat ermöglicht worden.

Ebenfalls zum Abschluss komme das Projekt „Sorbenpolitik in der DDR. Strukturen, Akteure und Interessen 1968-1989“. Das Manuskript werde 2024 fertig und 2025 als Buch erscheinen. Vorträge und Diskussionen sollen folgen. Es gehe um die Sorben und die DDR-Geschichte inklusive der Stasi und des politischen Systems.

Mehr Sorbisch an der TU Dresden

Das Sorbische Institut erarbeitet gemeinsam mit dem Institut für Slawistik weiterhin sorabistische Inhalte für das Slawistik-Studium an der TU Dresden. Zwar hat Hauke Bartels am dortigen Institut für Slawistik die Professur für Sorabistik inne, doch sorbische Inhalte seien bislang zu kurz gekommen. Ab dem Wintersemester 2024/25 soll es fünf bis sechs Lehrveranstaltungen zur Sorabistik geben.

Der Text wurde nach der ersten Veröffentlichung geändert. Anders als zuerst dargestellt, gibt es an der TU Dresden kein Sorabistik-Studium, sondern das Slawistik-Studium mit sorabistischen Inhalten.