Bautzen
Merken

Bautzen: Zwei Frauen erhalten Mättig-Stipendium

Cornelia Müller beschäftigte sich mit Brandbekämpfung in der Oberlausitz, Lisa Hallex untersuchte den Ohorner Landschaftspark. Jetzt bekamen sie dafür je 1.200 Euro.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Cornelia Müller (l.) aus Görlitz und Lisa Hallex aus Dresden erhielten am Sonntag im Bautzener Dom ihre Mättig-Stipendien.
Cornelia Müller (l.) aus Görlitz und Lisa Hallex aus Dresden erhielten am Sonntag im Bautzener Dom ihre Mättig-Stipendien. © Steffen Unger

Bautzen. Mättig-Stipendien verliehen: Beim Festgottesdienst haben Cornelia Müller aus Görlitz und Lisa Hallex aus Dresden am Sonntag jeweils eine Zuwendung über 1.200 Euro erhalten. Cornelia Müller hatte sich für die Unterstützung mit ihrer Promotion „Feuer und Brandbekämpfung im 18. und 19. Jahrhundert am Beispiel der Oberlausitzer Städte Bautzen, Görlitz und Löbau“ beworben.

Die zweite Förderung geht erstmals an eine Absolventin des Instituts für Landschaftsarchitektur an der TU Dresden. Lisa Hallex schrieb ihre Masterarbeit zum Thema „Der Park des ehemaligen Ritterguts Ohorn: Möglichkeiten für eine seniorengerechte Nutzung eines Gartendenkmals“.

Eine der ersten Freiwilligen Feuercompagnien in Bautzen

Für Cornelia Müller gibt es keinen besseren Ort als den Dom St. Petri, an dessen Stelle viele Facetten ihrer Forschungen zum Thema Brand und Brandbekämpfung zusammenkommen. „Oben der Türmer hat darauf geachtet, wenn Feuer ausbricht. Er hat es signalisiert durch Laternen und Fahnen“, sagte die Historikerin bei der Stipendienvergabe.

Was hat eigentlich die Gemeinde beim Gottesdienst gemacht, wenn der Feuer-Ruf erschallte. Welche Predigten hielten die Geistlichen, wenn wieder einmal eine Feuerwalze über die Stadt ging? Und wer bezahlte den Wiederaufbau der Häuser ohne Feuerversicherung? Diese und weitere Fragen beleuchtet Cornelia Müller erstmals in einem umfassenden Überblick zum Thema in der Oberlaussitz.

Für Bautzen beschreibt die Historikerin eine Vorreiterrolle: „In der Stadt gab es bereits Anfang des 18. Jahrhundert das erste Spritzenhaus, nur wenige Schritte vom Dom entfernt. Da war weder in Löbau noch in Görlitz die Rede davon“, sagte sie. Zudem habe sich in Bautzen eine der ersten Freiwilligen Feuercompagnien im Land gegründet.

Die 1.200 Euro möchte die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Sozialwissenschaften der Hochschule Zittau/Görlitz zur Publikation ihrer Promotion verwenden.

Ohorner Park von bedeutendem Gartenarchitekt gestaltet

Doch auch Lisa Hallex sorgte für Staunen. Schließlich führten sie ihre Forschungen zum Ohorner Park zum Königlich Sächsischen Obergartendirektor Friedrich Bouché (1850 -1933). Jener Gartenarchitekt hat den Großen Garten in Dresden gestaltet, ihm unterstanden die königlichen Gärten in Pillnitz, Moritzburg und Großsedlitz. „Leider ist vergessen worden, dass dieser bedeutende Architekt auch in Ohorn tätig war. Er hatte scheinbar nebenberuflich Zeit auch kleinere Anlagen zu gestalten“, sagt die Absolventin der TU Dresden in der Fachrichtung Landschaftsarchitektur.

Beauftragt wurde Friedrich Bouché durch die Unternehmerfamilie Hempel für die Anlage des prunkvollen Landschaftsgartens. „Bei meinen Recherchen habe ich ein Ölgemälde ausfindig machen können. Es zeigt den Garten vor seiner Umgestaltung durch Bouché“, sagt die gebürtige Bautzenerin. Darüber hinaus seien noch weitere Gemälde nach 1945 scheinbar nach Bautzen gegeben worden, wo sich bislang die Spur verliere. „Vielleicht weiß jemand etwas über den Verbleib“, sagte Lisa Hallex. Die Herrenhäuser wurden nach dem Ende des Krieges enteignet, ihr Interieur teils gesichert, vieles ist verschollen.

Die Stipendiatinnen freuen sich über die Anerkennung. „Wenn man im stillen Kämmerlein forscht, in Archive geht und dann diesen Zuspruch bekommt, tut das sehr gut“, sagte Cornelia Müller. Das Mättig-Stipendium wird seit 2009 an Nachwuchswissenschaftler vergeben, die das historische Erbe Bautzens und der Region erforschen. Ausgelobt wird die Unterstützung durch die Mättig-Stiftung. Sie geht auf den Bautzener Ratsherrn und Mediziner Gregorius Mättig (1585 - 1650) zurück. Die von ihm begründeten Stiftungen förderten fast 300 Jahre Bildung und Wissenschaft in der Oberlausitz. 2007 wurde sie von Nachfahren des Gründers wieder ins Leben gerufen. (SZ)