Cunewalde plant ein Haus für Kinder und Senioren

Cunewalde. Wenn die Deutsche Post Ende September dieses Jahres ihr neues Zustellzentrum in Weigsdorf-Köblitz bezieht, will Cunewaldes Bürgermeister Thomas Martolock (CDU) zwei Dinge in Angriff nehmen: "Einen Notstand beseitigen und eine Erfolgsgeschichte fortschreiben." Während er das sagt, steht er mit strahlendem Lächeln vor einem unscheinbaren Flachbau am Rande der Albert-Schweitzer-Siedlung.
Mit der rund 600 Quadratmeter großen Immobilie, die aus zwei langen Hauptgebäuden und einem Verbindungsgang besteht, hat die Gemeinde Pläne, die unmittelbar an dessen ursprüngliche Bestimmung anknüpfen: Entstehen sollen hier eine Kinderkrippe mit einer Kapazität zwischen 24 und 30 Plätzen und eine betreute Tagespflege für alte Menschen, die mindestens 16 Plätze anbieten soll.
Was Martolock an der Idee so freut, ist der Umstand, dass sich in den ersten vier Jahren nach der Errichtung der Immobilie - zwischen 1988 und 1992 - hier bereits eine Kindertagesstätte für sechs Gruppen befunden hatte.
Gebäude wurde als Kita errichtet
Entstanden sei die Betreuungseinrichtung, erinnert sich der Bürgermeister heute, als Beitrag zur Strukturförderung. Martolock erzählt: "Mit dem Ausbau des Motorenwerkes und weiterer Industrieunternehmen hatte diese kleine, eigenständige Gemeinde Weigsdorf-Köblitz plötzlich 2.200 Einwohner." Und die hatten Bedürfnisse nach Infrastruktur - wurden unter anderem ausgestattet mit einer Konsumkaufhalle, einer Praxis für Allgemeinmedizin, einer für Gynäkologie und eben auch einer Kindertagesstätte.
Die wurde nicht mehr benötigt, nachdem infolge der Schrumpfung der Industrieunternehmen nach der Wende auch die Zahl der Einwohner im Weigsdorf-Köblitzer Neubaugebiet wieder abnahm. Die Kita wurde 1992 geschlossen. "Aber leer stand das Gebäude eigentlich nie", sagt Martolock und zählt auf: "Eine Physiotherapie-Praxis war darin, Vereinsräume, soziale Treffpunkte. Etwa seit der Jahrtausendwende hatten wir das Objekt gewerblich an die Deutsche Post vermietet, die darin ihren regionalen Zustellstützpunkt einrichtete."
Der wurde zu klein, die Post baute neu, die Immobilie fällt nun an die Gemeinde zurück. Die freut sich über diese Gelegenheit. Der Grund: erneuter Strukturwandel. Denn inzwischen platzen die Kindertageseinrichtungen im Gemeindegebiet aus allen Nähten. Besonders Krippenplätzen würden gebraucht, so Martolock. Und weil zudem auch Cunewalde infolge des demografischen Wandels mit einem wachsenden Anteil älterer Einwohner konfrontiert ist, steige auch die Nachfrage nach Plätzen für die ambulante Altenpflege. Von denen gibt es in Cunewalde bislang keine.
Gemeinderat hat dem Vorhaben zugestimmt
Kurzum: Cunewalde will in der Albert-Schweitzer-Siedlung 31 a ein Haus für zwei Generationen - die ganz Jungen und die ganz Alten - einrichten. Dem Vorhaben als solchem stimmte der Gemeinderat mit einem Grundsatzbeschluss bereits Ende 2019 zu - vorbehaltlich der Finanzierungsmöglichkeiten. Mit Kosten um zwei Millionen Euro rechnet Thomas Martolock, warnt aber gleich: "Das ist der Fluch der ersten Zahl."
Denn wirklich planen kann die Kommune an dem Projekt bislang nicht. Realisiert werden soll das Vorhaben mit Mitteln aus der Strukturförderung. Die Aussicht auf diese Gelder scheinen für Martolock gleichermaßen Fluch und Segen zu sein. Denn zwar passe das Mehrgenerationenprojekt nach derzeitigem Kenntnisstand wie maßgeschneidert auf den angekündigten Fördertopf. Andererseits, so der Bürgermeister, "können wir nicht loslegen, weil der Freistaat mit dem Förderverfahren erst einmal in die Gänge kommen muss." Konkrete Förderbedingungen, auf die die Gemeinde ihre Planungen stützen könnte, gibt es deshalb bisher nicht.
Dafür aber viele Argumente, die für das Vorhaben sprechen: "Die Verkehrsanbindung ist gut, der Immobilienmarkt in Cunewalde intakt, der Bedarf nach Plätzen für Kinder- und Altenbetreuung ist da, verschiedene Träger sind interessiert, die Folgefinanzierung ist geregelt", zählt Thomas Martolock auf.
Zwei Betreiber haben Interesse
Über die Möglichkeiten zur konkreten Ausgestaltung des Mehrgenerationenprojektes will der Bürgermeister indes noch nicht mutmaßen. Die beiden Träger, die Interesse am Betrieb der beiden Einrichtungen angemeldet haben, seien hinsichtlich ihres Angebots schließlich gänzlich verschieden aufgestellt, begründet Martolock.
So sei es zwar absolut denkbar, dass die gemeinsame Betreuung Alter und Junger einen Mehrwert generiere, findet er. Ob das aber realisierbar ist oder noch konzeptioneller Änderungen bedürfe, könne sich erst in der Planungsphase zeigen. Rund 20 Prozent des finanziellen Gesamtvolumens des Vorhabens, schätzt der Bürgermeister, müssten bereits in diese Vorarbeiten fließen.
Bis dahin kann Martolock nur warten. "Sehnsüchtig", wie er sagt. Den idealen Zeitplan, den hat er dabei schon ganz genau im Kopf: "Bestenfalls können wir loslegen, sobald die Post die Nutzung des Objektes aufgegeben hat. Dann könnten wir das ganze Jahr 2022 hindurch bauen."
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