SZ + Bautzen
Merken

Cunewalder Paar verwandelt altes Bauerngehöft in Ferienobjekt

Antje und Frank Tischler sanieren in Cunewalde ein fast 250 Jahre altes Umgebindehaus. Bis die ersten Urlauber kommen können, dauert es noch. Aber Neugierige dürfen schon mal reinschauen.

Von Bettina Spiekert
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Antje und Frank Tischler sanieren seit drei Jahren ein Umgebindehaus samt zweier Scheunen in Cunewalde. Später sollen darin Urlauber wohnen und einen preisgekrönten Garten nutzen können.
Antje und Frank Tischler sanieren seit drei Jahren ein Umgebindehaus samt zweier Scheunen in Cunewalde. Später sollen darin Urlauber wohnen und einen preisgekrönten Garten nutzen können. © SZ/Uwe Soeder

Cunewalde. Es riecht nach feuchtem Putz, aber auch nach Geschichte. Seit drei Jahren geben sich am Umgebindehaus im Schanzenweg in Cunewalde die Handwerker die Klinke in die Hand und sind noch längst nicht fertig. Allerdings kann man schon jetzt erahnen, wie prächtig das Gebäude einst war und wieder werden wird. Denn das 1779 erbaute Ensemble aus Wohnhaus und zwei Scheunen hat 2020 neue Eigentümer gefunden. Antje und Frank Tischler sanieren seitdem behutsam und mit viel Herzblut die historischen Gebäude und bauen sie zu Ferienhäusern um.

Das Ehepaar, das nur wenige hundert Meter entfernt wohnt, kam auf seinen Spaziergängen immer mal wieder an dem Haus vorbei und sah dem schleichenden Verfall zu. Vor drei Jahren kamen Tischlers dann mit dem Vorbesitzer ins Gespräch. Der Mann hatte das fast 250 Jahre alte Haus nur als Lager für seine Antiquitäten genutzt und sich wenig um den Erhalt der Bausubstanz gekümmert. „Als das Haus zum Kauf angeboten wurde, haben wir nur eine Nacht drüber schlafen müssen“, erinnert sich Frank Tischler, der eine Tiefbaufirma in der fünften Generation leitet.

Um für die Sanierung Fördermittel beantragen zu können, hatten sich beide schon vorher Gedanken über ein Nutzungskonzept gemacht. Eines, das auch die Geschichte des Hauses und seine einzigartige Architektur aufgreift. Da lag der Umbau zu einem Ferienobjekt für kultur- und denkmalinteressierte Urlauber nahe. „Umgebindehäuser sind das Pfund, mit dem die Region auch touristisch wuchern kann. Dazu kommt die traumhafte Lage des Gehöfts abseits der Straße mit dem Blick auf Bieleboh und Czorneboh“, sagt Antje Tischler.

Saniert wird mit Lehmputz und Hanffasern

Ihr Anspruch war von Anfang an, möglichst viel von der alten Bausubstanz zu erhalten und das Haus in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Dazu mussten manchmal dicke Schichten Putz abgetragen werden, an anderen Stellen wurden Fensternischen freigelegt oder erst welche geschaffen, da sonst das Licht in den Räumen gefehlt hätte. Gebaut wird mit früher üblichen Baustoffen, neben Lehmputz kommen Hanffasern zum Einsatz.

Mittlerweile sind im Haupthaus die für Umgebindehäuser so typischen Balken und Ständer wieder zum Vorschein gekommen. In der Blockstube liegt bereits der Anschluss für einen Kachelofen. „Der gehört einfach dazu und macht die Stube an kalten Abenden heimelig“, erklärt Frank Tischler. Nach langem Hin und Her haben sich die beiden Bauherren für den Einbau einer Gastherme entschieden. „Wir haben angesichts der Energiekrise lange darüber nachgedacht, was das Sinnvollste für solch ein altes Haus ist und auch Ideen wie die Geothermie wieder verworfen“, sagt Tischler.

Czorneboh und Bieleboh geben Häusern ihren Namen

Am weitesten fortgeschritten sind derzeit die Arbeiten in der kleineren Scheune, die Platz für vier Urlauber bieten wird. Da der Blick von dort gen Czorneboh geht, heißt das Haus künftig auch wie der Berg. Die Scheune nebenan soll demnächst für sechs Personen ausgebaut und auf den Namen Ferienhaus Bieleboh getauft werden. Im Umgebindehaus mit etwa 250 Quadratmetern Wohnfläche soll Platz für zehn Personen geschaffen werden. Das gesamte Objekt soll den Namen Wilhelmine-Landgut 1779 erhalten. Damit nehmen die neuen Eigentümer Bezug auf die Geschichte des Bauerngehöfts.

Das Haus im Schanzenweg war vermutlich 1779 von Leineweber Johann Gottlieb Bär erbaut worden. Nach mehreren Besitzerwechseln erbte um 1900 eine Wilhelmine Louise Auguste das Anwesen. „Leider gibt es aus den frühen Tagen des Hauses nur wenige Überlieferungen. Aber mit dem Vornamen einer ehemaligen Bewohnerin erhält das Gehöft einen ganz persönlichen Bezug“, erklärt Antje Tischler.

Bauherren gewinnen Preis für Gartengestaltungsidee

Doch die beiden Bauherren wollten es nicht nur bei der Sanierung der drei Häuser belassen. Der Förderwettbewerb „Sachsen geht weiter“ animierte sie 2022 zur Ausarbeitung eines Konzeptes auch für die Außenanlagen des Bauerngutes. Mit ihrer Idee „Gartenparadies im Zusammenspiel mit den vier Elementen“ schafften sie es durch zwei Auswahlverfahren und gehörten schließlich Ende 2022 zu den sachsenweit 25 Preisträgern.

Bereits nach der ersten Auswahlstufe gab es 5.000 Euro Preisgeld. Damit holten sich die Tischlers mit Annekathrin Bernstein eine Gartenarchitektin an die Seite. Gemeinsam planten sie den großzügigen Innenhof des Gehöftes und gaben den Elementen Entsprechungen: Die Cunewalder Luft bietet Raum zum Durchatmen, ein Naturschwimmteich bildet das Wasser ab, Feuer gibt es im Lehmofen, und der Barfußpfad bietet den Kontakt zur Erde.

Wer sich vom Fortschritt der Arbeiten am Schanzenweg überzeugen will, den laden Tischlers zum Tag des offenen Umgebindehauses am 28. Mai zur Besichtigung ein. Dann sei in den historischen Gemäuern hoffentlich schon vieles mehr geschafft, sagen sie. Seine ersten Urlauber hofft das Cunewalder Ehepaar Anfang kommenden Jahres begrüßen zu können, komplett fertig werden wird das Gesamtensemble erst später.