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Berufliches Schulzentrum Bautzen erhält Sachsens Kinder- und Jugenddenkmalpreis

Angehende Fischwirte haben sich mit dem Bautzener Stasi-Gefängnis beschäftigt und dabei eine Ausstellung und ein Theaterstück entwickelt. Dafür gab es jetzt eine Auszeichnung.

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Gedenkstätte Bautzen II an der Weigangstraße
Gedenkstätte Bautzen II an der Weigangstraße © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Der Sächsische Kinder- und Jugenddenkmalpreis 2023 geht ans Bautzener Berufsschulzentrum. Für die Projekte „Demokratie ist (k)ein Spaziergang – Gedenkstätte Bautzen“ sowie „Spuren – suchen – Erinnerungen – bewahren – Menschen – verstehen“ wurden die angehenden Fischwirte durch den Sachsens Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (CDU), ausgezeichnet. Im Jurybegründung für ihre Arbeiten zum ehemaligen Stasi-Gefängnis in Bautzen heißt es, die Auszubildenden hätten mit ihrer Arbeit einen besonders wertvollen Beitrag zur Vermittlung des kulturellen Erbes und speziell zur sächsischen Gedenkkultur geleistet.

"Besonderer Zugang zu einem nicht-alltäglichen Denkmal"

Mit Ethik-Lehrerin Yvonne Fritsche und der Gedenkstätte als institutioneller Partner erforschten die Schüler das Thema „DDR-Geschichte“ und „DDR-Unrecht“. Sie begaben sich auf Spurensuche von ehemaligen Inhaftierten und reflektierten die Ereignisse. Unter anderem konnten die Schüler den mittlerweile über 80-jährigen Zeitzeugen Manfred Matthies interviewen, der Fragen zu Freizeit und Gewalt im Gefängnisalltag und den Besonderheiten des geteilten Deutschland beantwortete. Als Fluchthelfer aus Westberlin verhalf er mehr als 90 Menschen beim Verlassen der DDR und wurde dafür inhaftiert.

Anhand solcher Zeitzeugenberichte entstanden eine Biografie-Ausstellung, eine Fotoschau und ein Theaterstück. „Über die Erforschung von DDR-Unrecht erlangten die Bautzener Schülerinnen und Schüler hier einen ganz besonderen Zugang zu einem nicht-alltäglichen Denkmal. Solche Projekte stärken nicht nur die Sozialkompetenz von jungen Menschen. Sie fördern auch ihr Geschichtsbewusstsein und Demokratieverständnis“, sagte Thomas Schmidt bei Festakt zur Eröffnung des Denkmaltages auf Schloss Wolkenburg bei Chemnitz.

Mit dem Projekt haben sich die angehenden Fischwirte aus dem zweiten Lehrjahr am Sächsischen Landesprogramm „Pegasus – Schulen adoptieren Denkmale“ beteiligt. „Von unseren diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern geht eine besondere Vorbildwirkung aus. Ich lade alle Schulen in Sachsen ein, sich inspirieren und anstecken zu lassen, am Pegasus-Programm teilzunehmen und ein Denkmal zu adoptieren,“ sagte Schmidt. Das Programm bietet Schulen die Möglichkeit, Denkmalschutz aktiv mitzugestalten und sich für das historische Erbe zu begeistern.

Anwärter für den diesjährigen Sächsischen Kinder- und Jugenddenkmalpreis waren 26 Schulprojekte aus Sachsen. Bisher haben mehr als 200 Schulen aller Schularten knapp 250 Denkmale in Sachsen erforscht. Schülerinnen und Schüler lüfteten die Geheimnisse ihrer Schulgebäude, von Monumenten, Villen, Friedhöfen bis hin zu Grabanlagen bedeutender Persönlichkeiten, Gärten, Parkanlagen und Schlössern. Sie dokumentierten ihre Ergebnisse in Ausstellungen, Publikationen, Kalendern und Chroniken. (SZ/mis)