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Trockenheit und Straßenverkehr: Extremer Rückgang von Amphibien in der Oberlausitz

In den letzten Jahren sind die Wanderaktivitäten der Amphibien drastisch zurückgegangen. Wie der Einzelne zum Erhalt der Tiere beitragen kann.

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2023 zählten die Naturschützer  des Naturschutzzentrums „Oberlausitzer Bergland“ in Neukirch und der Naturschutzstation Neschwitz nur noch rund 19.000 Tiere.
2023 zählten die Naturschützer des Naturschutzzentrums „Oberlausitzer Bergland“ in Neukirch und der Naturschutzstation Neschwitz nur noch rund 19.000 Tiere. © Mario Keitel

Neschwitz. Seit ein paar Tagen sind sie wieder auf Tour: Rotbauchunke, Knoblauchkröte, Moorfrosch und Teichmolch machen sich auf den Weg von ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern, um sich dort fortzupflanzen. Darüber informiert die Koordinatorin der Naturzentrale im Landkreis Bautzen Sophia Hauswald.

In den letzten Jahren seien die Wanderaktivitäten der Amphibien jedoch drastisch zurückgegangen. Noch 2018 wurden an den insgesamt 36 Zäunen des Vereins Naturschutzzentrums „Oberlausitzer Bergland“ in Neukirch und der Naturschutzstation Neschwitz mehr als 50.000 Amphibien vermerkt. 2021 waren es noch 30.500 Amphibien. Im letzten Jahr sind die Zahlen an den Zäunen weiter zurückgegangen. 2023 zählten die Naturschützer noch rund 19.000 Tiere, so Sophia Hauswald.

Gründe für den extremen Rückgang seien die Trockenheit der letzten Jahren, sowie schlechte Wanderbedingungen aufgrund der Witterung und den hohen Belastungen infolge des Straßenverkehrs. Denn das ausgebaute Verkehrsnetz, welches die Landschaften und ihre Lebensräume zerschneidet, verlangt, dass die Tiere auf ihrem Weg auch Straßen queren müssen - ein lebensbedrohlicher Akt.

Eine Möglichkeit der Unterstützung: Selbst mit anpacken!

Um die Tiere vor fahrenden Autos zu schützen, bauen die Naturschutzstationen und -vereine im Landkreis jedes Jahr zahlreiche Amphibienschutzzäune auf, an denen die Tiere am eigenständigen Überqueren von Verkehrswegen gehindert werden. Beim Erreichen der Zäune, wandern die Amphibien an ihnen entlang, um die nächste Möglichkeit zu nutzen, die Straße zu queren, um zu ihrem Laichgewässer zu gelangen.

Zahlreiche Amphibienschutzzäune ziehen sich durch den Landkreis, um den kleinen Tieren ein sicheres Überqueren der Verkehrswege zu ermöglichen.
Zahlreiche Amphibienschutzzäune ziehen sich durch den Landkreis, um den kleinen Tieren ein sicheres Überqueren der Verkehrswege zu ermöglichen. © M. Keitel

Dabei fallen sie in Eimer, welche in gleichmäßigen Abständen am Zaun entlang postiert werden. Diese Eimer werden dann regelmäßig von Naturschützern und -helfern sicher über die Straße gebracht. So soll sichergestellt werden, dass ein Großteil der Tiere lebendig auf der anderen Seite ankommt und schlussendlich den Artbestand sichert.

In den Morgen- und Abendstunden, wenn die Temperaturen über 8 °C betragen und es bestenfalls noch regnet, ist die Wanderaktivität der Amphibien am größten, informiert Sophia Hauswald. Dann sollten Autofahrer besonders auf die kleinen Tiere achtgeben, langsam fahren oder wenn möglich, ganz auf Fahrten verzichten. Eine weitere Möglichkeit der Unterstützung ist, selbst mit anzupacken und als Amphibienzaunbetreuer die Tiere sicher auf die andere Straßenseite zu bringen. (SZ)