Bautzen
Merken

"Gebt Afrika Arbeit, sonst kommt es zu Euch": Ex-TV-Kommissar spricht in Bautzen

Charles M. Huber wurde durch die Fernsehserie "Der Alte" und als erster afrodeutscher Bundestagsabgeordneter bekannt. Am 11. April kommt er mit einem ernsten Thema nach Bautzen.

Von Miriam Schönbach
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ex-TV-Kommissar und Außenpolitiker Charles M. Huber kommt am 11. April innerhalb der Reihe "Kontrovers vor Ort" der Landeszentrale für politische Bildung ins Bautzener Steinhaus.
Ex-TV-Kommissar und Außenpolitiker Charles M. Huber kommt am 11. April innerhalb der Reihe "Kontrovers vor Ort" der Landeszentrale für politische Bildung ins Bautzener Steinhaus. © privat

Bautzen. Er ist ein Wanderer zwischen den Welten: Charles M. Huber flimmerte als erster schwarzer Deutscher mit einer Hauptrolle in der ZDF-Serie "Der Alte" in die Wohnzimmer. Von der Theaterbühne wechselte der Schauspieler mit CDU-Mitgliedsbuch dann in die Politik. So kam der heute 67-Jährige in den Bundestag. Die Neugierde hat ihn dabei immer angetrieben. „Es ist immer besser, wenn man Dinge selbst erfährt, Länder bereist und schaut, wie sich die Verhältnisse darstellen“, sagt gebürtige Niederbayer.

Einen Abstecher macht Charles M. Huber jetzt nach Bautzen. Auf Einladung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung nimmt der Schauspieler, Politiker und Autor, der jüngst sei zweites Buch mit dem Titel „Weltbühne Afrika“ herausbrachte, die Besucher am 11. April 2024 mit auf eine Reise durch die jüngere Geschichte des afrikanischen Kontinents. „Gebt Afrika Arbeit, sonst kommt es zu Euch“ ist sein Thema für die Veranstaltung im Steinhaus. Bei der Mischung aus Lesung, Vortrag und Diskussion beleuchtet er besonders die einseitigen „Zusammenarbeit“ zwischen Europa und Afrika.

Vater ist Diplomat aus dem Senegal

Zum Botschafter für den Kontinent seines Vaters – jener ist ein Diplomat aus dem Senegal - macht sich Charles M. Huber schon wegen seiner Biografie. Politisiert hat ihn die Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King. „Ich bin ein Kind der Baby-Boomer-Generation. Es entsprach dem Zeitgeist, sich politisch zu organisieren. In meiner Jugend konnte man Mädchen nicht mit einem Porsche beeindrucken“, sagt der Außen- und Entwicklungspolitiker. Stattdessen zählte in der 68er-Bewegung politisches Statement. Sie ist vor allem eines: Kritik an den bestehenden Verhältnissen.

Beim Weg von der Bühne in den Bundestag führte ihn indes wieder die Neugier. „Man hört nur verzerrte, überwiegend negativ konnotierte Berichterstattung über Afrika und unterschlägt Erfolgsgeschichten schwarzer Menschen. Da habe ich gedacht, da muss ich selbst hinschauen, sehen was es für Möglichkeiten gibt“. Schon ab Mitte der 1990er-Jahre habe er versucht, afrikanische Regierungen mit deutschen Unternehmen zu verknüpfen.

Huber: Wir brauchen einen Masterplan für Afrika

Den Kontakt zwischen Afrika und Deutschland zu vertiefen – das war immer sein Ziel. „Doch in der allgemeinen Wahrnehmung ist Deutschland weit hinter den Erwartungen der Menschen in Afrika zurückgeblieben. Ich denke, wir brauchen eine Masterplan für Afrikas wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung“, sagte Huber bereits 2014 in einem Interview. Dabei könnten kleine und mittelständische deutsche Unternehmen behilflich sein, vor Ort und unter dem klaren Gesichtspunkt einer eigenen Gewinnabsicht. Zudem bräuchte es duale Bildung und eine Verkehrs- und Energieinfrastruktur für eine Entwicklung auf Augenhöhe. Wirtschaftskooperation statt Entwicklungshilfe.

Die jüngsten Wahlen im Senegal hätten gezeigt, dass die afrikanische Jugend es satthabe, dass man ihre Ländern nicht nur über Dumping- Preise für Rohstoffe ausbeutet, sondern ihnen bei deren Veredelung, die in den Industrienationen stattfindet, auch noch die Arbeit stiehlt.

„Der neue Präsident des Senegals, der gerade einmal 44 Jahre alt ist, hat einen Systemwechsel angekündigt. Demnach müssen die im Land tätigen Firmen ihre operativen Gewinne nicht in Frankreich, sondern im Senegal zahlen“, sagt Charles M. Huber.

„Gebt Afrika Arbeit, sonst kommt es zu Euch“, 11. April 2024, 19 bis 21 Uhr im Steinhaus, Steinstraße 37 in Bautzen, Eintritt frei