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Cunewalde plant den Umbau der ehemaligen Poststation

In das Haus sollen eine Kita und eine Tagespflege ziehen. Woher das Geld für den Umbau kommt, steht jetzt fest. Dennoch macht dem Bürgermeister etwas Sorgen.

Von Lucy Krille
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Wälzen schon seit Monaten viel Papier für den Umbau der ehemaligen Poststation in Weigsdorf-Köblitz: Bürgermeister Thomas Martolock und Bauamtsleiterin Andrea Richter. Woher das Geld dafür kommt, ist mittlerweile geklärt.
Wälzen schon seit Monaten viel Papier für den Umbau der ehemaligen Poststation in Weigsdorf-Köblitz: Bürgermeister Thomas Martolock und Bauamtsleiterin Andrea Richter. Woher das Geld dafür kommt, ist mittlerweile geklärt. © Archivfoto: SZ/Uwe Soeder

Cunewalde. Thomas Martolock (CDU) hat eine gute und eine schlechte Nachricht zum Jahresende. Die gute: „Das Fördervorhaben für den Umbau des alten Postgebäudes wurde bestätigt“, atmet der Cunewalder Bürgermeister auf. Die schlechte Nachricht: „2022 werden wir als Baustart nicht einhalten können.“

Die Gemeinde plant einen Umbau des Flachbaus in Weigsdorf-Köblitz, in dem zuletzt die Deutsche Post arbeitete. Seit dem Umzug in das neue Zustellzentrum im Herbst steht das Haus leer. Umso mehr freut es Martolock, dass seine Pläne nun umgesetzt werden können.

Die Planung muss EU-weit ausgeschrieben werden

In einen Flügel des Gebäudes soll eine Kita mit zirka 30 Plätzen einziehen. Auf der anderen Seite soll eine ambulante Tagespflege für Senioren mit bis zu 15 Plätzen entstehen. „Wir sind medizinisch gut aufgestellt, aber bei der Tagespflege gibt es ein Defizit, was wir nun beheben“, erklärt Martolock.

Die Kindertagesstätte soll als Außenstelle von der Arbeiterwohlfahrt betrieben werden, die bereits Träger der beiden Kindertagesstätten und des Horts in Cunewalde ist. Insgesamt betreut sie in diesen Einrichtungen schon 340 Kinder. Für die Seniorentagespflege gebe es bereits Interessenbekundungen möglicher Betreiber, erzählt der Bürgermeister.

Die Kosten für den Umbau beziffert die Gemeinde derzeit auf rund 3,5 Millionen Euro. „Da haben wir hochgerechnet und mögliche Maßnahmen wie eine Photovoltaikanlage einberechnet“, erklärt Martolock. Endgültig fest stünden die Kosten erst, wenn ein Planungsbüro die Arbeit aufnimmt. Das zu finden, sei ein langwieriger Prozess, denn durch die hohen Planungskosten müsse die Leistung EU-weit ausgeschrieben werden.

So könnte der Flachbau in Weigsdorf-Köblitz einmal aussehen: Das Ingenieurbüro Eichler & Heinrich hat für ein Konzept der Gemeinde einen ersten Entwurf gefertigt.
So könnte der Flachbau in Weigsdorf-Köblitz einmal aussehen: Das Ingenieurbüro Eichler & Heinrich hat für ein Konzept der Gemeinde einen ersten Entwurf gefertigt. © eichler&heinrich ingenieurbüro

Ein langwieriges Förderverfahren

Erst im Mai sei mit einem Beschluss zu rechnen, Mitte Juni soll der Förderantrag bereits bei der Sächsischen Aufbaubank eingehen. „Die Planung bis dahin komplett fertig zu haben, wird schwierig“, gibt der Bürgermeister zu bedenken. Trotzdem rechnet er damit, die Baugenehmigung Ende nächsten Jahres zu haben, sodass 2023 mit dem Bau begonnen werden kann.

„Wenn alle Förderverfahren so langwierig sind wie dieses, dann bereitet mir der Strukturwandel bis 2030 aber große Sorgen“, sagt Thomas Martolock. Die Zuschüsse für den Umbau kommen aus dem Fördertopf für Regionen, die vom Kohlestopp betroffen sind. Cunewalde liegt zwar nicht direkt im Braunkohlegebiet, viele ortsansässige Unternehmen seien aber mit der Industrie in der Braunkohleregion verbunden und dadurch auch vom Kohle-Aus betroffen, erklärt Martolock.

Der Bund stellt im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes insgesamt 40 Milliarden Euro für die vom Kohleausstieg betroffenen Länder bereit. Einen Teil davon können sie über eigene Förderprogramme für Investitionen in den Kommunen einsetzen. Bereits 2019 wurden die Kommunen aufgefordert, Projektvorschläge einzureichen.

Neben der Energie- kommt auch die Verkehrswende

Gern hätte Bürgermeister Martolock in der Wirtschaft neue Arbeitsplätze geschaffen, doch er stellte fest, dass direkte Wirtschaftsförderung nicht im Programm vorgesehen ist. So nutzt er es nun für die Realisierung des Umbaus im Albert-Schweitzer-Viertel. Zurzeit werde das Projekt noch vom Bundeswirtschaftsministerium geprüft, was aber als Formsache gelte.

Martolock hofft, dass der Strukturwandel auch durch die Erfahrungen, die viele Unternehmer während der Wendezeit gemacht haben, nun richtig angegangen wird. „Dafür müssen wir die Älteren einbeziehen. Federführend sollten aber die Leute am Umbruch beteiligt sein, die 2040 auch noch sehen können, was sie gemacht haben“, fordert er.

In Cunewalde sieht er bereits einen weiteren Umbruch auf sich zukommen: Die Verkehrswende weg vom Verbrennungsmotor. „Über 400 Arbeitsplätze hängen hier direkt am Verbrennungsmotor“, erklärt Martolock und denkt beispielsweise an das Cunewalder Motoren und Fahrzeugtechnik-Unternehmen.

Zwei Generationen kommen in einem Haus zusammen

Um diese Herausforderungen zu meistern, brauche es die Mitwirkung der Erfahrenen und der jungen Generation. Die bringt die Gemeinde nun gewissermaßen im Albert-Schweitzer-Viertel zusammen.

Martolock ist deshalb froh, dass das Umbau-Projekt berücksichtigt wurde. Für ihn hat es aus einem weiteren Grund Symbolwert. „Bereits von 1988 bis 1992 war in dem Gebäude eine Kinderkrippe untergebracht“, erzählt er.

Während nach der Wende viele Familien aus der Albert-Schweitzer-Siedlung wegzogen, platzen die Kindergärten inzwischen wieder aus allen Nähten. Ein Zeichen für Thomas Martolock, dass Cunewalde optimistisch in die Zukunft schauen kann – trotz Strukturwandel.