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Aus für zwei große Bauvorhaben in Bautzen

Die Bautzener Wohnungsbaugesellschaft hat Pläne für ein neues Wohnquartier in der Innenstadt und will das Hochhaus im Allende-Viertel sanieren. Doch daraus wird vorerst nichts.

Von Lucy Krille
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Die Bautzener Wohnungsbaugesellschaft wollte in der Kurt-Pchalek-Straße die Häuser, vor denen Chefin Kirsten Schönherr hier steht, sanieren. Doch daraus wird vorerst nichts.
Die Bautzener Wohnungsbaugesellschaft wollte in der Kurt-Pchalek-Straße die Häuser, vor denen Chefin Kirsten Schönherr hier steht, sanieren. Doch daraus wird vorerst nichts. © Steffen Unger

Bautzen. Kirsten Schönherr kann sich nur wiederholen. „Das macht keinen Spaß“, sagt die Geschäftsführerin der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB) mehrmals und schaut betrübt auf die grau-braunen Fassaden an der Kurt-Pchalek-Straße. Das große Gebäude an der Ecke zum Postplatz ist renovierungsbedürftig, in dem Haus mit den drei Eingängen sind nur noch etwa 30 Prozent vermietet. Einige gewerbliche Mieter sind bereits ausgezogen, nur die Arztpraxis Seeliger ist noch in den Räumen. Der Altbau daneben ist bis auf den Jugendclub Kurti nicht mehr bewohnt.

Die BWB würde die Häuser gern sanieren, doch die städtische Tochtergesellschaft kann vorerst nichts tun. Grund sind, wie so oft in diesen Tagen, die enormen Kostensteigerungen und die kaum verfügbaren Baustoffe seit der Eskalation des Kriegs in der Ukraine. Die Preise ändern sich nahezu täglich, und keiner weiß, wohin das Ganze führen wird. Deswegen hat die BWB das Projekt vorerst auf Eis gelegt. „Wir müssen nun erstmal warten, bis es keine Baukostensteigerung mehr gibt. Irgendwann muss dieser Stopp ja kommen“, sagt Schönherr.

Mehr als 40 neue Wohnungen waren geplant

Schönherr hat schon einen ganzen Ordner voll mit Plänen für die Häuser. Seit letztem Jahr im März plant die BWB eine grundlegende Sanierung der Kurt-Pchalek-Straße 20, 22, 24 und 26. Demnach sollen in dem Altbau auf jeweils knapp 100 Quadratmetern drei Vierraum-Wohnungen entstehen. Der Jugendclub müsste dann seine obere Etage räumen, würde dafür aber im Hinterhof einen Wintergarten bekommen. Dafür müsste der Anbau im Hof abgerissen werden, geplant war das einmal für nächstes Frühjahr.

Der Altbau, so die Pläne der BWB, würde außerdem durch einen gemeinsamen Eingang mit dem benachbarten Gebäude verbunden werden. Dort sollen auf insgesamt 2.400 Quadratmetern 40 Wohnungen entstehen – darunter auch Ein-Raum-Wohnungen. „Wir haben Wohnungen mit schönen Grundrissen geplant, und es sind auch mal Wohnungen über zwei Etagen möglich“, sagt Schönherr.

In der Kurt-Pchalek-Straße in Bautzen will die BWB mehr als 40 neue Wohnungen schaffen. Dafür sollen die Gebäude an der Ecke zum Postplatz modernisiert werden. Doch wegen der hohen Kosten liegt das Projekt derzeit auf Eis.
In der Kurt-Pchalek-Straße in Bautzen will die BWB mehr als 40 neue Wohnungen schaffen. Dafür sollen die Gebäude an der Ecke zum Postplatz modernisiert werden. Doch wegen der hohen Kosten liegt das Projekt derzeit auf Eis. © BWB

Die BWB-Chefin ist überzeugt: Dieser "bunte Mix", wie sie es nennt, täte dem Bautzener Wohnungsmarkt gut. Vor allem große Wohnungen für Familien sind rar im Stadtgebiet. Neben den veränderten Grundrissen plant die BWB, auch Aufzüge ein- und Balkone anzubauen, mit Blick auf den Hinterhof. Dort soll außerdem ein Carport mit Parkplätzen entstehen, ein Sandkasten und ein Garten für die Familien.

Kosten schon während der Planung rasant gestiegen

Schönherr erzählt euphorisch von den vielen Ideen, die bereits in das Projekt gesteckt wurden. Doch die Realität holt sie schnell wieder ein. Denn derzeit sei solch ein Projekt kaum möglich. Die Kosten seien am Anfang auf etwa 5,1 Millionen Euro geschätzt worden, mittlerweile würden sie schon bei 6,6 Millionen Euro liegen. „Dabei sind das vorerst nur die Planungen auf dem Papier, da haben wir noch keine Ausschreibung gestartet“, sagt Schönherr.

Zu den Renovierungsplänen gehört auch eine Aufstockung auf dem Dach, etwa für eine Dachterrasse. Die Kosten dafür hat das Planungsbüro auf zusätzliche 1,1 Millionen Euro geschätzt. Doch auch diese Summe ist längst überholt. „Auch die Dachaufstockung ist so teuer, dass wir das nicht mehr machen können“, sagt Schönherr.

Über die Mieten wolle und könne die BWB die Kosten nicht wieder reinholen. "Schließlich haben die Leute gerade selbst weniger Geld", sagt Kirsten Schönherr. Wohnungen über acht Euro Kaltmiete pro Quadratmeter könne sie nicht anbieten, nur die Lofts mit Dachterrasse im obersten Geschoss würden auch für zehn Euro pro Quadratmeter funktionieren. So kann die BWB derzeit - anders als in den zurückliegenden Jahren, als auf der Hegelstraße und Flinzstraße gebaut wurde - keine neuen Familienwohnungen in Aussicht stellen.

Hochhaus im Allende-Viertel sollte saniert werden

Nun wolle sie abwarten, wie sich die Preise entwickeln und ob Förderprogramme das Projekt retten könnten. Ende des Jahres, wenn es konkrete Richtlinien für Förderprogramme, etwa für die Klima-Millionen des Bundes gibt, wisse man mehr. „Dieses Jahr wird es aber erstmal nichts mit der weiteren Planung“, bedauert Schönherr.

Das gleiche Problem gibt es auch bei einem weiteren Projekt in Bautzen, das die BWB vorerst auf Eis gelegt hat. Im Allende-Viertel benötigt das markante Hochhaus an der Hanns-Eisler-Straße eine Renovierung. Deswegen hat die BWB ebenfalls letztes Jahr mit der Planung dafür begonnen.

Der Entwurf für die Modernisierung des Hochhauses im Bautzener Allende-Viertel zeigt, was die BWB auf der Hanns-Eisler-Straße geplant hatte.
Der Entwurf für die Modernisierung des Hochhauses im Bautzener Allende-Viertel zeigt, was die BWB auf der Hanns-Eisler-Straße geplant hatte. © Bautzener Wohnungsbaugesellschaft

Dazu sollten die Fassaden neugestaltet und mit einer Beleuchtung ausgestattet werden. Auch die Laubengänge und Balkone sowie die Grünanlage vor dem Gebäude sollten neu gemacht werden. Mit Solarflächen wollte die BWB erste Erfahrungen mit eigener Energiegewinnung sammeln und den erzeugten Strom vor Ort nutzen.

Doch auch daraus wird vorerst nichts, da sich die Kosten für das Projekt schon in der Planung auf etwa zehn Millionen Euro verdoppelt haben. Nun überlegt die BWB, nur einen Teil, wie etwa die Renovierung des angrenzenden Flachbaus, in Angriff zu nehmen.

Auch eine Beleuchtung der Fassade war geplant. Doch daraus wird vorerst nichts.
Auch eine Beleuchtung der Fassade war geplant. Doch daraus wird vorerst nichts. © Bautzener Wohnungsbaugesellschaft