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Im Kreis Bautzen gibt es jetzt zweisprachige Bäckertüten

Die Bäckerinnung Bautzen gewann 2021 beim Mitmachfonds des Freistaates 10.000 Euro Preisgeld für eine besondere Idee. Kurz vor Ostern wird sie umgesetzt.

Von Ina Förster
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Hana Buder, Marketingchefin der Stiftung für das sorbische Volk, und Lutz Neumann, Obermeister der Bäckerinnung Bautzen, präsentieren stolz die neuen zweisprachigen Bäckertüten.
Hana Buder, Marketingchefin der Stiftung für das sorbische Volk, und Lutz Neumann, Obermeister der Bäckerinnung Bautzen, präsentieren stolz die neuen zweisprachigen Bäckertüten. © Matthias Schumann

Landkreis Bautzen/Pulsnitz. Bäckertüten als Botschafter sorbischen Brauchtums: Schon vor zwei Jahren wurde die Bautzner Bäckerinnung kreativ und spann diesen Gedanken einmal ganz konkret weiter. Mit der ausgearbeiteten Idee beteiligte sie sich 2021 am „simul+ Mitmachfonds“ des Freistaates Sachsen.

In der Kategorie "Zweisprachigkeit" holte sich das Projekt "Zweisprachige Bäckertüte" damals das zweithöchst dotierte Preisgeld von 10.000 Euro. Und gemeinsam mit der Stiftung für das Sorbische Volk sowie der Firma "Heidrich Verpackungen" aus dem Erzgebirge arbeitete man seitdem an der praktischen Umsetzung. Letztere hatte die besten drei Motive für die Tüten layoutet und die Ausschreibung damit gewonnen.

Patensemmel, Kirmes sowie "Brot & Salz" als Motive

Die sorbischen Traditions-Themen "Patensemmel", "Kirmes" sowie "Brot & Salz" wurden nun auf lebensmitteltaugliche Bäckertüten gedruckt. Neben einer kleinen Zeichnung und der jeweiligen deutschen sowie sorbischen Bezeichnung findet der Kunde auf der Rückseite ein passendes Rezept. "Die Patensemmel passt zum Beispiel super zum Osterfest", sagt Hana Buder, Marketingbeauftragte der Stiftung für das Sorbische Volk.

Sie sei eine Art Milchbrötchen oder -zopf, die die Kinder früher am Gründonnerstag von ihren Patinnen oder Paten geschenkt bekamen - zusammen mit gefärbten Eiern. Heute werden sie wieder in vielen sorbischen Bäckereien angeboten. "Der Brauch wurde neu belebt in den letzten Jahren", so Buder. Dass sich die Patensemmel als ein Motiv auf den Bäckertüten wiederfindet, sei wunderbar, meint sie.

Geraume Zeit gäbe es übrigens in den Bäckereien auch schon im Januar eine extra "Sroka-Tüte" - passend zum süßen Gebäck der Vogelhochzeit. "Die drei neuen Tüten sind so eine Art Weiterentwicklung", freut sich Sabine Gotscha-Schock, Geschäftsführerin der Bäckerinnung Bautzen. Auch Sammler können sich also freuen.

Sabine Gotscha-Schock, Geschäftsführerin der Bäckerinnung Bautzen, überwachte die Verteilung der jeweils 3.000 Bäckertüten an die Innungskollegen, die zur Mitgliederversammlung gekommen waren.
Sabine Gotscha-Schock, Geschäftsführerin der Bäckerinnung Bautzen, überwachte die Verteilung der jeweils 3.000 Bäckertüten an die Innungskollegen, die zur Mitgliederversammlung gekommen waren. © Matthias Schumann

Pünktlich vor dem Osterfest wurden die Tüten nun ausgeliefert. Insgesamt 100.000 Stück trafen am Montagmittag in Pulsnitz am Schützenhaus ein. Warum aber gerade dort? "Unsere Innungs-Mitgliederversammlung fand hier statt. Und die Bäckereien konnten sich so gleich ihre bestellten Tüten-Pakete mit nach Hause nehmen", erklärt Sabine Gotscha-Schock.

Etwa 30 Bäckereien hatten sich für die Tüten im Innungsbezirk interessiert. "Jede bekommt ein Starter-Paket von 3.000 Stück kostenfrei. Von jedem Motiv also 1.000 Stück. Dies wurde durch das Preisgeld möglich", so die Geschäftsführerin. Wer später nachordern wolle, könne dies auf eigenen Kosten bei der Firma Heidrich tun, heißt es.

Zwei der drei nagelneuen Bäckertüten. Auch Sammler interessieren sich bereits dafür. Geraume Zeit gäbe es übrigens in den Bäckereien schon im Januar eine extra "Sroka-Tüte" - passend zum süßen Gebäck der Vogelhochzeit.
Zwei der drei nagelneuen Bäckertüten. Auch Sammler interessieren sich bereits dafür. Geraume Zeit gäbe es übrigens in den Bäckereien schon im Januar eine extra "Sroka-Tüte" - passend zum süßen Gebäck der Vogelhochzeit. © Matthias Schumann

Neben dem Rezept für die süße Patensemmel, erhält der Bäckerkunde künftig so auch eines für einen leckeren Kirmeskuchen mit nach Hause. Oder für ein echtes Lausitzer Brot. "Diese Tüte ist mein Favorit", verriet der Obermeister der Bautzner Bäckerinnung, Lutz Neumann. Brot sei immer noch das, was ein Bäcker am liebsten in den Ofen schiebt. "Mit Brot lebt unsere Handwerkstradition", so Neumann.

Das "Lausitzbrot" wird mit typischen Ingredienzien gebacken, wie Leinsaat, Quark und klein gewürfelter Gewürzgurke. Die Tüte stehe für die alte sorbische Tradition "Chlěb & Sól", also Brot & Salz, welches auch heute noch als Willkommensgruß und Zeichen der Gastfreundschaft gereicht wird.

Auch auf Sorbisch werden die Bräuche natürlich auf der Tüte erklärt.
Auch auf Sorbisch werden die Bräuche natürlich auf der Tüte erklärt. © Matthias Schumann

"Nach der sorbischen Erklärung des Brauches muss man ein bisschen in der Seitenfalte der Tüte suchen, aber wenn sie gefüllt ist, fällt das leichter", schmunzelte Hana Buder. Und genau so soll es sein.