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Depressionen, Einsamkeit, Suizidgedanken: Hier gibt es Rat und Hilfe

Die Telefonseelsorge Oberlausitz ist rund um die Uhr kostenlos erreichbar. Um Menschen zu ermutigen, das Angebot zu nutzen, veranstaltet sie jetzt eine Vortragsreihe. Dabei kommen auch Betroffene zu Wort.

Von David Berndt
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Nicole Mirle, Leiterin Telefonseelsorge Oberlausitz (vorn) und Stellvertreterin Marlen Rehor haben eine Vortragsreihe zu Themen wie Depression, Suizid und Einsamkeit im Landkreis Bautzen organisiert.
Nicole Mirle, Leiterin Telefonseelsorge Oberlausitz (vorn) und Stellvertreterin Marlen Rehor haben eine Vortragsreihe zu Themen wie Depression, Suizid und Einsamkeit im Landkreis Bautzen organisiert. © Steffen Unger

Bautzen. Depressionen, Einsamkeit, Suizidgedanken - das sind seit Jahren die großen Themen bei der Telefonseelsorge Oberlausitz, sagt Leiterin Nicole Mirle. Am 14. März 2024 starten sie und ihre Mitstreiter eine Vortragsreihe mit dem Titel „Du bist nicht allein“.

„Wir wollen die Menschen ermutigen, sich bei uns zu melden. Manche trauen sich nicht, mit Bekannten zu reden, oder haben niemanden, mit dem sie es tun könnten. Dafür sind wir aber da,“ so Mirle.

So hätten manche Bewohner von Pflegeheimen etwa niemanden zum Reden und würden in den Einrichtungen vereinsamen. Psychische Erkrankungen seien nach wie stigmatisiert, und sowohl Betroffene als auch Angehörige trauen sich teilweise nicht, darüber zu sprechen, oder wissen nicht wie. „Es ist in unserer Gesellschaft immer noch schambehaftet und nicht leicht, Schwäche zu zeigen. Bei uns geht das aber sehr einfach und niederschwellig und die Menschen müssen dafür nicht mal ihr Zuhause verlassen“, sagt Nicole Mirle.

Telefonseelsorge Oberlausitz kann weitere Hilfen vermitteln

Obwohl die Telefonseelsorge in den Medien oder im Tatort präsent sei, wolle man das Angebot noch stärker in die Öffentlichkeit bringen, erklärt die stellvertretende Leiterin Marlen Rehor. „Jeder kann sich bei uns melden; auch mit vermeintlichen Tabuthemen. Für manche sind wir das letzte Auffangnetz.“

Bei der Telefonseelsorge Oberlausitz in Trägerschaft der Diakonie Bautzen sind 90 Ehrenamtliche aktiv. Die Rufnummer ist rund um die Uhr erreichbar. Bei Bedarf werden weitere Hilfen vermittelt. Das könne im Fall einer Depression etwa eine Ergotherapie sein, weil man dafür schneller Termine bekommen könne als für andere Angebote. „Wer zu einem Psychologen will, muss bis zu einem Jahr auf einen Termin warten. Dann kann es schon zu spät sein“, sagt Marlen Rehor.

In den Telefonaten geht es aktuell oft um Existenzsorgen

Besonders froh ist das Team der Telefonseelsorge, dass bei den Vorträgen zu Depression, Suizidprävention und Einsamkeit neben Experten auch Betroffene oder Angehörige sprechen. Es sei mutig, in so einem Rahmen vor anderen Menschen über die eigene Situation zu sprechen, aber es erleichtere den Zugang zu den Themen für Interessierte.

Aktuell sei in den Telefonaten der Seelsorge neben den genannten großen Themen auch viel gesellschaftlicher Unmut zu spüren. Die Menschen hätten finanzielle und Existenzsorgen. In diesem Zusammenhang kommen ebenfalls Einsamkeit, Ängste und psychische Belastungen zur Sprache. Aus diesem Grund gibt es einen Vortrag zum Thema „Warum Demokratie manchmal so schwerfällt – Über Pluralismus, Steinzeitgehirne und digitales Zeitalter“.

Vorträge finden in Kamenz und Schirgiswalde statt

Die Vorträge richten sich an Interessierte, Betroffene und Angehörige. Sie finden in Kamenz in der Friedhofskirche St. Just an der Königsbrücker Straße 19 sowie in Schirgiswalde im Gemeindehaus der Katholischen Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt am Kirchberg 4 statt. Sie werden durch den Freistaat Sachsen gefördert, die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Diese Vorträge gehören zur Reihe „Du bist nicht allein!“:

  • „Depression – Wenn die Seele weint“, 14. März 2024, 18.30 bis 21 Uhr, in Schirgiswalde
  • „Warum Demokratie manchmal so schwerfällt – Über Pluralismus, Steinzeitgehirne und digitales Zeitalter“, 25. April 2024, 18.30 bis 21 Uhr, in Kamenz
  • „Suizidprävention – Dem Leben eine Chance geben“, 13. Juni 2024, 18.30 bis 21 Uhr, in Kamenz
  • „Wenn nicht nur die Hormone verrückt spielen – Psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen“, 19. September 2024, 18.30 bis 21 Uhr, in Schirgiswalde
  • „Flächenbrand Einsamkeit – Ein zunehmendes Problem unserer Gesellschaft“, 24. Oktober 2024, 18.30 bis 21 Uhr, in Schirgiswalde
  • „Wege zum Glück – Auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela“, 7. November 2024, 18.30 bis 21 Uhr, in Kamenz

Krisentelefon rund um die Uhr und kostenfrei: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222