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Das haben die OB-Kandidaten mit Bautzens Wirtschaft vor

Am Montag sind Bautzens OB-Kandidaten erstmals aufeinandergetroffen. Thema war die Wirtschaft. Ein Kandidat setzte sich besonders gut durch.

Von Tim Ruben Weimer
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Bautzens Kandidaten für das Bürgermeisteramt trafen bei den Wirtschaftsjunioren das erste Mal aufeinander: Amtsinhaber Alexander Ahrens (SPD, o. l.), Karsten Vogt (CDU, o. r.), Andrea Kubank (Linke, u. l.) und Andreas Thronicker (parteilos, u. r.).
Bautzens Kandidaten für das Bürgermeisteramt trafen bei den Wirtschaftsjunioren das erste Mal aufeinander: Amtsinhaber Alexander Ahrens (SPD, o. l.), Karsten Vogt (CDU, o. r.), Andrea Kubank (Linke, u. l.) und Andreas Thronicker (parteilos, u. r.). © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Wie kann Bautzen mehr Fachkräfte anlocken? Welche Investitionen haben Priorität? Und welche Rolle spielen Ehrenamtler für die vier Kandidaten, die am 12. Juni zum Bautzener Oberbürgermeister, beziehungsweise zur Oberbürgermeisterin gewählt werden wollen?

Vor prächtiger sommerlicher Stadtkulisse stellten sich die Kandidaten am Montagabend den Fragen der Bautzener Wirtschaftsjunioren, eines Vereins junger Unternehmer und Führungskräfte. Es war das erste Aufeinandertreffen aller vier OB-Kandidaten. Amtsinhaber Alexander Ahrens (SPD) gab sich als Verfechter seiner bisherigen Politik und kritisierte mehrfach den Stadtrat. Sachlich konterte er Attacken vonseiten Andreas Thronickers (parteilos), der unter anderem das Regionale Entwicklungskonzept als „Tod für Bautzen“ bezeichnete. Laut dem Konzept soll Görlitz Forschungsstandort werden, Bautzen aber nicht.

Der Schulleiter des Melanchthon-Gymnasiums Karsten Vogt (CDU) punktete bei den anwesenden Unternehmern besonders durch Unterstützungsideen für Gründer. Linken-Kandidatin Andrea Kubank überzeugte dagegen trotz mehrfachen Lobes vonseiten des Amtsinhabers das Publikum aus Unternehmern nicht. Das zeigte die abschließende Publikumsabstimmung, die Karsten Vogt weit vorne sah. Die Positionen im Einzelnen.

Was wollen die Kandidaten in ihrer Amtszeit als Erstes angehen?

Alexander Ahrens will den Strukturwandel vorantreiben, insbesondere durch das Logistikzentrum im Bautzener Süden. Außerdem wolle er sich weiter für die Spreebrücke zwischen Ortenburg und Parkplatz an der Schliebenstraße einsetzen. Dadurch kämen mehr Touristen in die Stadt, in der Innenstadt gäbe es weniger Durchgangsverkehr, und auch Bewohner der westlichen Altstadt könnten den Parkplatz auf der anderen Spreeseite nutzen.

Karsten Vogt will im Stadtrat einzelne Projekte stärker hervorheben und jenen Projekten, die im Stadtrat keine Mehrheit bekommen, weniger Gewicht verleihen. Um die Stadt weiterzuentwickeln, müsse allerdings erst das städtische Haushaltsdefizit von rund 5,6 Millionen Euro ausgeglichen werden. Im Gegensatz zu Amtsinhaber Ahrens spricht er sich deshalb für Gewerbeflächen innerhalb der Stadt aus, um Einnahmen zu generieren.

Andreas Thronicker betonte, dass er zuallererst im Stadtrat von seinem Vetorecht Gebrauch machen werde, um das Regionale Entwicklungskonzept zu stoppen. Stattdessen wolle er den Strukturwandel stärken, indem er sich für Gelder aus dem Fonds bewerbe, aus dem Bautzen nach seinen Angaben im Gegensatz zu Görlitz, Kamenz und Bischofswerda keinen Cent abgerufen habe. Dafür brauche es ein Volksbegehren.

Andrea Kubank will Stadtverwaltung, Stadträte und Bürger näher zusammenbringen, damit der Verwaltung mehr Vertrauen entgegengebracht werde. Das könnte ihrer Meinung nach über Bürgersprechstunden funktionieren. Um den Strukturwandel zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen, will sie sich mit den Oberbürgermeistern anderer Städte zusammentun. Außerdem will sie zusammen mit dem Tourismusverein und Menschen aus Vereinen und Initiativen das Stadtmarketing voranbringen.

Was zieht nach Meinung der Kandidaten mehr Fachkräfte nach Bautzen?

Alexander Ahrens sieht den Breitbandausbau als wichtigste Voraussetzung, um Bautzen attraktiver zu machen. Bis 2027 sollen alle Haushalte in der Stadt an das schnelle Internet angeschlossen sein, die Gewerbegebiete seien es bereits. Er habe selber gesehen, wie seine Kinder im Homeschooling zwischen 8 und 14 Uhr auf kaum eine Webseite kamen. Außerdem müsse stärker betont werden, dass es von Bautzen nur zwei Stunden bis nach Berlin, Prag oder Breslau sind.

Karsten Vogt betont, dass junge Unternehmensgründer einen Service bräuchten, der sie in die Selbstständigkeit begleitet. Im Gegensatz zu Görlitz mit seiner Service-Agentur habe Bautzen da noch Nachholbedarf. Außerdem bräuchten Gründer Personal, also Fachkräfte. Mit Worten könnten Abwanderer nicht überzeugt werden, zurückzukommen. „Die Stadt muss die Leute überzeugen.“ Das gehe auch über Kultur und Vereine.

Andreas Thronicker stellt in den Vordergrund, dass sowohl Stadt als auch die Umgebung mit Gebirgen und Teichen die Gegend lebenswert mache. Auch die kurzen Wege nach Berlin und Prag zählten als Standortfaktoren. Außerdem seien alle Schulen bis auf eine auf Vordermann gebracht worden. „Das hat die Stadt genial gemacht, die Kinder sind in guten Händen.“

Andrea Kubank ist die gute Anbindung der Stadt mit Pendler- und Park-and-Ride-Parkplätzen wichtig, genauso wie die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Dresden über Bautzen nach Görlitz. Wichtig seien auch Ladestationen für E-Autos und Carsharing. Unternehmer wollten außerdem eine Familie gründen. Dafür brauche es Kita-Plätze, Kultur und Grünflächen. Die Stadt müsse außerdem mehr von sich aus auf die Gründer zukommen und mehr Unterstützung bieten.

Wofür sich die Kandidaten noch aussprachen

Alexander Ahrens kritisierte, der Stadtrat würde häufig Entscheidungen blockieren, etwa das Konzept für die Digitalisierung mit zwei zusätzlichen Personalstellen. Der Dienstleistungsgedanke müsse wieder präsenter werden.

Karsten Vogt will eine Handelsplattform Oberlausitz Online, um den Händlern vor Ort Unterstützung zu geben – etwa durch Marketing und Programmierung. Außerdem brauche es kleine Büros und kurzzeitig anmietbare Tagungsräume in Bahnhofsnähe. Unternehmer seien bereit, aus Dresden nach Bautzen zu pendeln.

Andreas Thronicker will Bautzen zu einer Stadt der Wissenschaft und Forschung machen, zum Beispiel sollten Großforschungszentren in die Stadt kommen, etwa das Deutsche Zentrum für Astrophysik. Flächen, um Unternehmen anzusiedeln, seien dagegen in der Stadt nicht mehr vorhanden. Außerdem will er einen Gleichstellungsbeauftragten für sorbische Angelegenheiten.

Andrea Kubank schlägt vor, die Kreativwirtschaft zu unterstützen und dafür leerstehende Ladenflächen in der Innenstadt zu nutzen. Ehrenamtliche Engagierte müssten außerdem mehr wertgeschätzt werden, etwa durch mehr Vernetzung der Vereine. Sie will auch ein Bürgerbüro und wieder einen Jugendbeirat einrichten.