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Radibor: Heilige Barbara zieht erstmals durch die Dörfer

In der Gemeinde Radibor soll eine Tradition etabliert werden, die es woanders schon gibt. Doch nicht als bloße Nachahmung, sondern mit eigenen Besonderheiten.

Von Uwe Menschner
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Sie sind maßgeblich an der Vorbereitung des Barbara-Umzuges in Radibor beteiligt: Bürgermeisterin Madeleine Rentsch mit der Barbara-Tracht, Uwe Jentsch (l.) mit Barbarakränzen der Bäckerei Bresan und Bäcker Steffen Reime mit seinen eigenen Kränzen.
Sie sind maßgeblich an der Vorbereitung des Barbara-Umzuges in Radibor beteiligt: Bürgermeisterin Madeleine Rentsch mit der Barbara-Tracht, Uwe Jentsch (l.) mit Barbarakränzen der Bäckerei Bresan und Bäcker Steffen Reime mit seinen eigenen Kränzen. © Uwe Menschner

Radibor. Eine geheimnisvolle Gestalt geht durch die Dörfer. Sie trägt ein reich besticktes, mit Spitzen und Rüschen verziertes weißes Gewand, auf dem Kopf eine hohe grüne Haube, von der ein Schleier über ihre Augen fällt. „Niemand soll wissen, wer die Trägerin der Tracht ist. Und die Heilige Barbara segnet zwar die Kinder, spricht aber nicht“, sagt Uwe Jentsch. Damit hat der Vorsitzende des Fördervereins für die Sorbische Oberschule Radibor immerhin schon verraten, wer sich da am Freitag, dem 2. Dezember, – zwei Tage vor dem Namenstag der Heiligen – in der Gemeinde symbolisch die Ehre geben wird.

Die Heilige Barbara ist als Schutzpatronin (unter anderem) der Bergleute und der Feuerwehr in der Lausitz höchst populär. „In der Umgebung gibt es mehrere Orte, in denen Anfang Dezember Barbara-Umzüge stattfinden oder zumindest in der Vergangenheit stattfanden“, weiß Uwe Jentsch. Als herausragend gilt der Umzug im Wittichenauer Stadtteil Sollschwitz, wo dieser Brauch bereits seit mehreren Generationen gepflegt wird. Auch aus Crostwitz, Nebelschütz und Dörgenhausen sind Barbara-Umzüge überliefert.

Barbara wird von singenden Schülern begleitet

„Ob es das auch in Radibor schon mal gegeben hat, wissen wir nicht genau“, so der Vereinsvorsitzende und Mitinitiator des Umzugs. Doch wie kam es zu der Idee? Um diese Frage zu beantworten, muss Uwe Jentsch ein Stück weit ausholen: „Bereits vor einigen Jahren hat unser Förderverein von einer Schneiderin eine Barbara-Tracht anfertigen lassen. Sie wurde im Kulturprogramm unseres jährlichen Weihnachtsmarktes in der Turnhalle genutzt. Doch nun hing sie bereits seit mehreren Jahren auf dem Dachboden der Schule.“

In den letzten beiden Jahren konnte aufgrund der Corona-Beschränkungen kein Weihnachtsmarkt stattfinden. „Wir wollten aber, dass unser Juwel nicht nur im Schrank hängt, sondern auch getragen wird“, sagt der Vorsitzende. So entstand die Idee, in Radibor eine neue Tradition zu etablieren – nämlich die des Barbara-Umzugs. Allerdings nicht als bloße Neuauflage dessen, was in anderen Orten bereits gang und gäbe ist. So geht die Barbara in der Gemeinde Radibor nun gemeinsam mit zwei Rumpodichen – der sorbischen Version des Knechts Ruprecht – auf Tour. Dies ist noch nicht ungewöhnlich; jedoch begleiten sie darüber hinaus 40 Schülerinnen und Schüler von Grund- und Oberschule Radibor mit Gesang.

Bäcker haben ein spezielles Gebäck kreiert

Die eigentliche Besonderheit besteht aber darin, dass zwei Bäcker aus der näheren Umgebung – Steffen Reime aus Cölln und Clemens Bresan aus Königswartha – an der Vorbereitung der Aktion beteiligt waren und diese unterstützen. „Wir haben beide ein spezielles Gebäck – nämlich einen Barbarakranz – kreiert, den die Heilige Barbara auf ihrem Umzug an die Kinder verteilt“, erklärt Steffen Reime.

Sein Kranz, erklärt der Cöllner Bäcker, besteht aus Hefe-Quarkteig und ist mit Rosinen, Zitronat, Pfefferkuchengewürz, Bratapfel, Mohn und Marmelade verfeinert. Der Barbarakranz der Bäckerei Bresan besteht aus Butter-Blätterteig mit Fruchtfüllung. „Ich beteilige mich daran, um den Zusammenhalt in den Orten wieder zu beleben. Der ist in den letzten Jahren sehr kurz gekommen“, sagt Steffen Reime.

Bewohner sind zum Beisammensein eingeladen

Der Zusammenhalt liegt auch Bürgermeisterin Madeleine Rentsch (parteilos) besonders am Herzen. Und so bildet die Gemeindeverwaltung Radibor – neben dem Schulförderverein und den beiden Bäckern – die dritte wichtige Stütze in der Vorbereitung. „Uns ist es wichtig, dass die Menschen zusammenkommen und nicht gleich wieder auseinanderlaufen“, erklärt die Bürgermeisterin, die den Umzug ebenfalls begleiten wird.

Die Heilige Barbara und ihr Gefolge werden am 2. Dezember um 17 Uhr in Milkel, 18 Uhr in Cölln und 19 Uhr in Radibor hinter der Sport- und Mehrzweckhalle Slavia eintreffen. Für das pünktliche Erscheinen sorgt das ortsansässige Busunternehmen Schmidt Reisen. Bereits ab 16.30 Uhr sind die Bewohner in allen drei Ortsteilen zum gemütlichen Beisammensein eingeladen. Wenn die Heilige Barbara dann eintrifft, beschenkt sie die Kinder mit Stücken von den Barbarakränzen – die vor Ort auch käuflich erworben werden können – und spendet denen, die das möchten, Glück, indem sie ihnen mit der Hand sanft über das Gesicht streicht.

Die ganze Zeit über bleibt die Trägerin der Barbara-Tracht hinter ihrem Schleier verborgen und spricht kein Wort. Und wie es sich für eine Tradition gehört, soll dies in den nächsten Jahren wiederholt und noch weiter ausgebaut werden - „vielleicht auch in anderen Ortsteilen unserer Gemeinde“, wie Uwe Jentsch in Aussicht stellt. Dann geht die geheimnisvolle Gestalt durch noch mehr Dörfer …