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In Steindörfel gibt’s jetzt wieder frische Backwaren

Das Dorf an der B6 hat eine langjährige Bäckereitradition, die in den letzten Jahren unterbrochen war. Jetzt wird sie fortgesetzt – in einem speziellen Gebäude.

Von Uwe Menschner
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Verkäuferin Daniela Werner (l.) und Bäckerei-Inhaberin Janine Nikol freuen sich, jetzt auch in Steindörfel direkt an der B6 frische Backwaren anbieten zu können.
Verkäuferin Daniela Werner (l.) und Bäckerei-Inhaberin Janine Nikol freuen sich, jetzt auch in Steindörfel direkt an der B6 frische Backwaren anbieten zu können. © Uwe Menschner

Hochkirch. Wer in den letzten Monaten auf der B6 zwischen Bautzen und Hochkirch unterwegs war, konnte beobachten, wie die frühere Kfz-Werkstatt im Hochkircher Ortsteil Steindörfel peu a peu ein neues, freundliches Aussehen erhielt. Unlängst wurde nun das Geheimnis gelüftet: Der kleine Ort bekommt wieder eine Verkaufsstelle für Backwaren. Die in Cunewalde ansässige Bäckerei Nikol eröffnete hier am 1. Juli eine neue Filiale.

„Ich bin gut mit der Eigentümerfamilie des Grundstücks bekannt, und so stand von Beginn der Sanierung an fest, dass wir hier mit einer Verkaufsstelle einziehen. So konnte das Ladenlokal gleich von vornherein entsprechend meinen Vorstellungen ausgebaut werden“, erklärt Bäckerei-Inhaberin Janine Nikol.

Die Bäckermeisterin und Betriebswirtin führt den traditionsreichen Familienbetrieb in Cunewalde seit 2017 in vierter Generation. Ihr Urgroßvater Erich Nikol hatte die mit seinem Namen verbundene Backtradition 1931 in Dürrhennersdorf begründet. 1955 heiratete er nach Cunewalde und führte ab Januar 1956 die dortige Bäckerei Zeißig, die damals bereits auf eine mehr als 75-jährige Tradition zurückblicken konnte.

Bäckerei stellt Sauerteig selbst her

1961 übernahm Sohn Christian Nikol die Bäckerei, damals wurde auch der Name von Bäckerei Zeißig zu Bäckerei Nikol geändert. Der nächste Generationswechsel erfolgte 1994, als Berndt Nikol gemeinsam mit seiner Ehefrau Gabriele in die Fußstapfen des Vaters trat. In der vierten Generation nun ist es die Tochter, welche die Geschicke des Betriebes mit seinen 13 Beschäftigten lenkt.

„Ich freue mich sehr über unseren neuen Standort direkt an der B6“, erklärt Janine Nikol. Dabei setzt sie sowohl auf Durchreisende als auch auf die Menschen aus den umliegenden Dörfern. Immerhin kann Steindörfel mit der früheren Bäckerei Jacob selbst auf eine langjährige Bäckerei-Tradition zurückblicken.

Mit der Bäckerei Nikol hat sich hier nun ein Unternehmen angesiedelt, das nach dem eigenen Bekunden der Chefin den Anspruch erhebt, „eine hohe und durchschaubare Qualität anzubieten. Wir stellen unseren Sauerteig von Hand selber her. Daher hat er seinen eigenen, ganz unverwechselbaren Geschmack, den es sonst nirgends gibt. Man mag ihn, oder eben auch nicht.“

Individuelle Torten entstehen nach Absprache

Dass viele Kunden den Sauerteig der Bäckerei Nikol und die daraus in großer Vielfalt gebackenen Brote – das Mehl stammt aus der Rennersdorfer Mühle – mögen, zeigt der Zuspruch. Die Rezepturen wurden von Generation zu Generation weitergegeben, Konservierungsstoffe haben darin keinen Platz.

Auch an der Kuchen- und an der Brötchentheke gibt es eine große Auswahl. Neben den althergebrachten Roggen- und Weizenmehlen kommen bei der Bäckerei Nikol auch zwischenzeitlich in Vergessenheit geratene und wiederentdeckte Zutaten wie Dinkelvollkornmehl oder Dinkelsprossen zum Einsatz.

Drei Bäcker sorgen für die gleichbleibend hohe Qualität der Ware. Die Feinbackwaren bäckt Janine Nikol selbst: „Dazu gehören zum Beispiel unsere Eclairs, Sahnerollen und eine vielfältige Auswahl an Torten.“ Hochzeits- und Geburtstagstorten gibt es nicht aus dem Katalog, sie werden individuell und nach intensiver Absprache mit den Kunden kreiert.

Sechs Tage die Woche geöffnet

Als alleinerziehende Mutter und an einer chronischen Diabetes leidend, ist Janine Nikol auf ein gut funktionierendes Team angewiesen. „Und das habe ich. Deshalb möchte ich mich auch einmal herzlich bei allen, aber ganz besonders bei meiner Mutter für die Unterstützung bedanken“, sagt sie.

Zu diesem Team gehört auch Daniela Werner – eine von insgesamt sieben Verkäuferinnen – die von Görlitz zu ihrem Arbeitsort, seit Anfang Juli ist das vor allem Steindörfel – pendelt. „Ich arbeite gern hier“, erklärt sie. „Es macht Spaß zu erleben, wie immer wieder neue Kunden unseren Laden entdecken und zum Teil richtig überrascht sind, dass es in einem so kleinen Dorf eine Bäckerei gibt.“

Doch auch erste Stammkundschaften prägen sich aus. „Nach einem Monat ist es natürlich noch zu früh einzuschätzen, wie der Laden angenommen wird“, meint Janine Nikol. Außer in Steindörfel betreibt die Bäckerei Nikol noch zwei Geschäfte in Cunewalde (neben dem Stammhaus noch im Nahkauf) sowie in Lawalde. Letztere ist allerdings nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet.

In Steindörfel dagegen gibt es die Sechs-Tage-Woche. Also auch am Montag kann man hier frische Backwaren kaufen. Die Filiale in Löbau wurde im Gegenzug geschlossen. „Dort richtete sich die Nachfrage vor allem auf das Imbissangebot. Ich bin aber Bäckerin und will in erster Linie Backwaren verkaufen“, so Janine Nikol. So wie es in ihrer Familie Tradition ist.